Schwäbische Zeitung (Biberach)
Winfried Hermann
Südwest-Grüne in Führungspositionen, die sich dem linken Parteiflügel zuordnen, sind äußerst spärlich gesät. Winfried Hermann (68) ist ihr prominentester Vertreter. Seitdem die Grünen 2011 an die Regierung in Baden-Württemberg kamen, steht er an der Spitze des Verkehrsministerium. Nun startet er in seine dritte Amtszeit.
Mit Winfried Kretschmann verbindet den gebürtigen Rottenburger nicht nur der Vorname, sondern auch der Beruf: Hermann ist Lehrer, er unterrichtete einige Jahre Deutsch, Politik und Sport an einem Stuttgarter Gymnasium. Schon früh, nämlich 1982, trat er den Grünen bei und war ab 1992 fünf Jahre Parteivorsitzender im Südwesten. In den 1980er-Jahren war er schon einmal Abgeordneter im Landtag, zog Ende der 1990erJahre in den Bundestag ein und blieb dort Abgeordneter bis zu seiner Berufung als Verkehrsminister im Land.
Für die CDU war Hermann lange der Lieblingsfeind. Der passionierte Radfahrer sieht Autos grundsätzlich skeptisch – was im Automobilland Baden-Württemberg mäßig gut ankommt. Sein Kampf gegen das Mammut-Bahnprojekt Stuttgart 21 polarisierte obendrein – ebenso wie die Fahrverbote im Stuttgarter Talkessel wegen der Stickoxid-Belastung. Dass er mehr Geld in Schienen stecken möchte und die Sanierung von Straßen für ihn wichtiger ist als Neubau, ist heute weitgehend unumstritten.
Hermann kämpft lange schon für mehr Angebote und günstigere Preise im öffentlichen Nahverkehr – und für ein generelles Umdenken. Mobilität heiße nicht, im eigenen Auto unterwegs zu sein – nur so könne der Verkehrssektor ebenfalls zum Klimaschutz beitragen, lautet sein Argument. Denn gerade in seinem Verantwortungsbereich ist der CO2-Ausstoß praktisch nicht gesunken.
Hermann ist verheiratet und hat eine Tochter. (kab)