Schwäbische Zeitung (Biberach)
Am Hochhaus scheiden sich die Geister
Während sich die Stadträte beim Baugebiet Hirschberg in vielem einig sind, könnte das Wohnheim ein Knackpunkt sein
BIBERACH (gem) - Den Rahmenbedingungen und dem Zeitplan für die Entwicklung des Baugebiets Hirschberg hat der Bauausschuss des Gemeinderats grundsätzlich zugestimmt. Ein wichtiger Knackpunkt könnte im Sommer allerdings die Entscheidung werden, wie es mit dem Wohnheim-Hochhaus weitergeht. Hierzu gibt es bei den einzelnen Fraktionen unterschiedliche Sichtweisen.
Es handle sich beim Hirschberg um die größte Fläche, die die Stadt als Baugebiet in attraktiver Nähe zur Innenstadt noch zur Verfügung habe, sagte Silvia Sonntag (Grüne). Die Herausforderung sei, hier ein zukunftsfähiges, klimaneutrales Wohngebiet zu schaffen. Die Grünen beantragten im Bauausschuss den drei ausgewählten Planungsbüros mehr Spielräume bei den angebotenen Wohnformen zu geben und keine prozentuale Festlegung zu treffen. „Dieses
Korsett für die Planer ist uns zu eng“, so Sonntag. Der Antrag fand aber keine Mehrheit. Klar sprachen sich die Grünen für einen Erhalt des Hochhauses aus, ebenso für das Parkdeck, sofern technisch möglich und sinnvoll ins Konzept integrierbar.
Die Freien Wähler hingegen wollten einem Erhalt des Hochhauses per se nicht zustimmen und zunächst die weitere Untersuchung abwarten, sagte Flavia Gutermann. Wichtig war ihr auch, dass der Bestandsschutz für das Gewerbegebiet im Bereich der Ziegelhausstraße gewahrt bleibe. Dies sicherte Baubürgermeister Christian Kuhlmann zu.
„Wir haben hier nicht nur die Chance, sondern die Pflicht zu einem nachhaltigen Wohngebiet“, sagte Gabriele Kübler (SPD). Die Stadt müsse das Projekt mit höchster Sorgfalt angehen. Ähnlich wie die Grünen sprach auch sie sich dafür aus, den Planern keine prozentualen Vorgaben
zu machen, welche Wohnformen angeboten werden sollen. „Uns ist ein Nutzungsmix wichtig. Die Büros sollen dabei ihre Fantasie walten lassen“, sagte Kübler. Die Büros bräuchten ein Programm, das sie abarbeiten könnten, sagte der Baubürgermeister. Der vorgeschlagene prozentuale Mix sei für Biberach gut vertretbar. Auch die SPD war für einen Erhalt des Hochhauses und bat beim Parkhaus darum, nicht nur dessen Erhalt zu prüfen, sondern auch, ob es mit Wohnungen überbaut werden könne.
„Wir sind dagegen, das Hochhaus zu erhalten, es sei denn, es funktioniert zweifelsfrei“, so FDP-Stadtrat Alfred Braig. Dazu brauche es aber zunächst eine vernünftige Untersuchung.
CDU-Stadtrat Hubert Hagel bezeichnete die Sitzungsvorlage zum Baugebiet Hirschberg als eine der zehn wichtigsten in seiner bislang 17jährigen Gemeinderatstätigkeit.
„Viele Biberacher berührt dieses Vorhaben emotional sehr stark, weil sie einen hohen Bezug zu diesem Gelände haben.“Deshalb gebe es auch unterschiedliche Vorstellungen und Erwartungen. Die CDU sei mit der vorgeschlagenen Vorgehensweise grundsätzlich einverstanden. Allerdings sehe auch seine Fraktion durch einen Erhalt des Hochhauses erhebliche Probleme für die weitere Gestaltung des Gebiets. „Das wäre immer eine Art Fremdkörper in der Planung“, so Hagel. Deshalb brauche es eine Untersuchung des Gebäudes und eine Entscheidung über seine Zukunft, bevor die Büros zu planen beginnen. Mit dem geplanten Wohnungsmix gehe man noch mal einen Schritt weiter in Richtung verdichtetes Bauen. Mit 40 Wohneinheiten pro Hektar Bruttobauland sei die CDU aufgrund der nahen Lage zur Innenstadt „gerade noch einverstanden“, so Hagel. KOMMENTAR
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