Schwäbische Zeitung (Biberach)

Vier Kunstschaf­fende überrasche­n mit eigenwilli­gen Collagen

Ausstellun­g im Heggbacher Wohnverbun­d in Heggbach

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HEGGBACH (sz) - 50 Bilder in Collage-Technik schmücken derzeit das Begegnungs­zentrum des Heggbacher Wohnverbun­ds. Kunstschaf­fende mit Behinderun­g stellen mit den farbenfroh­en Werken ihre Kreativitä­t unter Beweis.

Dr. Peter Bette, Koordinato­r Kulturvera­nstaltunge­n der St.-Elisabeth-Stiftung, ist sichtlich beeindruck­t, als er durch die Ausstellun­g im Heggbacher Begegnungs­zentrum führt. Drei Bewohnerin­nen und ein Bewohner haben das Thema „Collage“in ihrem ganz eigenen Stil aufgegriff­en. Entstanden war die Ausstellun­g aus einem Ausmalproj­ekt, das er zusammen mit Dr. Christiane Mohr initiierte, die in Teilzeit als Betreuungs­assistenti­n in Heggbach arbeitet. Start dieser ersten Kunstaktio­n war zu Beginn der Corona-Pandemie. Mehr als 300 Vorlagen bekannter Werke großer Meister wurden ausgemalt und ausnahmslo­s ausgestell­t.

Zum Jahreswech­sel 2020/21 bekamen drei Frauen und ein Mann, die beim Ausmalproj­ekt besonders engagiert mitgewirkt hatten, ein Kreativpak­et. Es enthielt einen Block mit 50 Blatt hochwertig­em Malkarton in der Größe 40 mal 40 Zentimeter, Aquarell-Buntstifte, Blei- und Zeichensti­fte sowie vielfarbig­e Collagepap­iere, eine Papiersche­re und einen Klebestift. Weitere Materialie­n wie Kreiden, Ausschnitt­e aus Illustrier­ten oder Glitzersta­ub durften eingesetzt werden.

Nach einer kurzen Einführung machten sich die Kreativen alleine, ohne weitere Anleitung, ans Werk. Etwa Birgitta Aigner aus einer von Mohr betreuten Wohngemein­schaft in Heggbach. „Alle Bilder wie aus einem Guss“, schwärmt Bette beim Rundgang, „dieses hier haut mich immer wieder um.“Er deutet auf ein Werk, in dem auch kurze Texte aus Illustrier­ten eingearbei­tet wurden. Die Begeisteru­ng lässt die Augen der Initiatore­n leuchten. „Schauen Sie hier“, machen sie an der nächsten

Wand auf die Werke von Anita Barth aufmerksam. „Auf den ersten Bildern schnitt sie akribisch kleine Blumen aus und klebte sie aufs Papier, die anderen zeichnete sie dann ausschließ­lich.“Damit sie einer Freundin das Mitmachen ermögliche­n konnte, teilte sie ihre Ausstellun­gsfläche – eine Geste, die die Initiatore­n besonders beindruckt­e.

Hans Ruhnau, der schon bei der Ausmalakti­on seinen eigenen Stil durchgeset­zt hatte, stand oft bereits um vier Uhr auf, um kreativ zu schaffen, bis er um neun Uhr zur Arbeit musste. Dabei arbeitete er immer an mehreren Bildern gleichzeit­ig. „Das kann man schon als serielle Kunst bezeichnen. Er ist ein total freier Geist“, konstatier­t Bette anerkennen­d.

Auch Angelika Puff aus Ingerkinge­n hat einen eigenen Zugang zum Thema Collage gefunden: Mit akribisch ausgeschni­tten Mustern werden in der Folge abstrakte Bilder oder sehr reduzierte, aber trotzdem eindeutige Landschaft­en gestaltet. Nach diesen Landschaft­en wechselte sie auf Collagen, gestaltet mit Ausschnitt­en aus Illustrier­ten.

Interessan­t für den Besucher sind auch die Kurz-Interviews, die der Koordinato­r mit allen geführt hat und die neben deren Portraits zu lesen sind. Allen wurden die gleichen Fragen gestellt. Die Antworten sind jede für sich, aber auch im Vergleich zueinander, lesenswert.

Dem Hygiene-Konzept geschuldet, gibt es vorerst keine Vernissage. Dr. Bette und Dr. Mohr führen in den nächsten Wochen Wohngemein­schaften aus verschiede­nen Einrichtun­gen der St. Elisabeth-Stiftung getrennt durch die Ausstellun­g. Aus Ingerkinge­n wird die Wohngemein­schaft von Angelika Puff vorbeischa­uen, aus Ehingen die von Hans Ruhnau. Aus Ochsenhaus­en bringt Anita Barth Gäste mit. Die Mitbewohne­r und Mitbewohne­rinnen von Brigitta Aigner in Heggbach haben den kürzesten Weg.

Interessie­rte können mit Peter Bette einen individuel­len Termin für eine Führung vereinbare­n, ganz einfach per E-Mail an peter.bette@st-elisabeth-stiftung.de

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FOTO: PRIVAT Peter Bette und Christiane Mohr sind von den Werken begeistert.

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