Schwäbische Zeitung (Biberach)

Das Dietrich macht sich fit für den Neustart

Kino nutzt die Corona-Zwangspaus­e zur Rundumerne­uerung

- Von Stefan Kümmritz

NEU-ULM - Als Roman Sailer, Betreiber des Neu-Ulmer Dietrich-Theaters sowie der Ulmer „Arthaus“-Kinos Lichtburg, Mephisto und Obscura, im vergangene­n Herbst die eigene Situation und die der anderen Lichtspiel­häuser beschrieb, sprach er davon, dass die Corona-Pandemie „ein langfristi­ges Problem“sei. Er erzählte, dass die Kinos 2020 kaum 50 Prozent von dem erwirtscha­ften konnten, was vor Covid-19 gang und gäbe war.

Jetzt sieht er die Lage zwar realistisc­h („Was die Öffnung unserer Kinos anbetrifft, sind wir abhängig von der Inzidenz und da sind wir hier von einer guten Zahl noch weit entfernt“), aber auch mit verhaltene­m Optimismus: „Im Dietrich-Theater laufen massive Umbauarbei­ten, insbesonde­re auch im Gastronomi­ebereich. Wir können das finanziell stemmen und wollen den künftigen Besuchern etwas Tolles bieten.“Mitarbeite­r wie zum Beispiel Sebastian Schmid, dem die Gesamtleit­ung Kino obliegt, freuen sich, wenn vor allem das zu großen Teilen neu gestaltete Dietrich-Theater mit seinen elf Leinwänden wieder geöffnet werden darf – und haben für den Neustart Anfang bis Mitte Juni ins Auge gefasst.

Interessan­t ist, was sich gerade im Dietrich-Theater abspielt, das momentan einer Baustelle gleicht. Sebastian Schmid ist über die Pandemie alles andere als glücklich, sagt aber: „Man muss das ganz pragmatisc­h sehen. Wir nutzen einfach die Zeit, in der wir unser Haus geschlosse­n haben müssen, für die notwendige­n Renovierun­gsarbeiten.“Klar, das ist besser, als wenn das Kino während der Spielzeit ganz oder teilweise dicht machen müsste. Es gab auch finanziell­e Unterstütz­ung für das Kino und so kann das DietrichTh­eater top hergericht­et werden. Das ist auch Schmid ganz wichtig: „Obwohl bei uns das Preisnivea­u moderat ist, pflegen wir hohe Qualitätss­tandards und glauben ans Kino. Streaming ist etwas ganz anderes, kann das Kino nicht ersetzen. Kino und Gastronomi­e sind ein schönes Gesamterle­bnis. Wir haben ein Parkhaus, großartige Technik, Filme für alle Geschmäcke­r und einen Gastrobere­ich, insbesonde­re das ‘Peach Pit’, das gerade völlig neu gestaltet wird.“

In vier Kinosälen werden die Sessel komplett ausgetausc­ht. Zum Teil sind die neuen schon montiert und die alten, aber noch gut erhaltenen, verkauft. Im großen Saal fünf werden die letzten Reihen mit Luxus-Einzelsess­eln ausgestatt­et, die ein kleines Tischchen haben und per Knopfdruck zu einer Art Liegesesse­l umfunktion­iert werden können. „In den Sälen vier und sechs haben wir das gleiche vor“, erläutert Schmid. Ende Mai sollen die Sessel aus Australien kommend in Hamburg eintreffen, anschließe­nd werden sie nach NeuUlm verfrachte­t, wie der Kino-Gesamtleit­er erzählt. Auch an der Technik wird im Haus gebastelt. „Im Saal sechs haben wir die Anzahl der Lautsprech­er um ein Vielfaches erhöht“, so Schmid. „Wie in den Sälen acht und neun setzen wir dort nun auf das Surround-Sound-Format ‘Dolby Atmos’. Da können wir beim Ton richtig Gas geben. Das wird ein Kinoerlebn­is, das einen in die Sessel drückt.

Im vergangene­n Sommer setzten Kinobetrei­ber in der Region noch auf andere Formate: Autokinos sollten, coronakonf­orm, das Publikum anlocken. Doch die Sache mit den Autokinos dürfte sich in der Region ziemlich erledigt haben, vielleicht auch, weil die Kinobetrei­ber auf ein baldiges Ende von Corona setzen. Michael Freudenber­g, der Cineasten vergangene­s Jahr ein solches in der Ulmer Weststadt angeboten hatte, sagt: „Dieses Jahr wird es von mir kein Autokino geben.“Dafür haben Roman Sailer und sein Team geplant, im

Freibad des SSV Ulm wieder OpenAir-Kino zu zeigen. Als noch bis 2020 ein Augsburger Unternehme­n dies betrieben hatte, hieß es „Donauflimm­ern“. Nun wird es den Namen „Donau, Film und Sterne“tragen und unter der Ägide des lokalen Betreibers stehen.

Auch die Neu-Ulmer gehen nicht ans Autokino ran. Schmid: „Die Vielzahl der Autokinos im vergangene­n Jahr war nicht sehr erfolgreic­h und uns stehen auch keine geeigneten Flächen zur Verfügung.“Trotz der vorsichtig­en Zuversicht hinsichtli­ch des künftigen Kinogeschä­fts ist sich Kinoleiter Sebastian Schmid sicher: „Ein bisschen was wird sich durch die Pandemie verschiebe­n. Wir brauchen ein Konzept und müssen auf Trends reagieren.“

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FOTO: STEFAN KUEMMRITZ Der große Kinosaal 5 mit seinen neuen Sesseln. Sebastian Schmid, der die Gesamtleit­ung Kino inne hat, zeigt stolz, wie schön der Saal jetzt ist. Die hintersten Reihen werden noch mit Luxussesse­ln bestückt.

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