Schwäbische Zeitung (Biberach)
Mäusebussard greift Jogger in Laupheim an
Schon im Frühjahr 2020 kam es zu einem derartigen Vorfall – Laut Nabu verteidigt der Vogel seine Jungtiere
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LAUPHEIM - Es ist eine Erfahrung, die Dietmar Lang anderen ersparen möchte: Beim Joggen griff den Laupheimer jüngst aus heiterem Himmel ein Greifvogel an – wohl ein Mäusebussard. Jetzt will er andere davor warnen. Den Grund für das aggressive Verhalten des Tieres benennt indes ein Experte der Ortsgruppe Laupheim des Naturschutzbunds (Nabu).
Kürzlich joggt Dietmar Lang bei Laupheim in Richtung des Surfsees. Auf einem Kiesweg, an den Bäume angrenzen, passiert es: Von hinten fliegt ihn ein Greifvogel an. „Ich habe beim Vorbeifliegen den Wind gespürt“, erinnert sich Lang. Der Jogger setzt seine Runde fort, muss auf dem Rückweg allerdings erneut an der Stelle vorbei.
Zwar hatte er schon in den vergangenen beiden Monaten an diesem Ort Drohgebärden des Vogels wahrgenommen. „Dieses Mal war die Intensität aber außergewöhnlich“, erzählt er. „Die Aggressivität hat mich überrascht.“Denn der Vogel stößt einen Laut aus und greift den Jogger nun von hinten an. „Ich habe dann meine Arme bewegt, um ihn abzuschrecken.“Bei seinem Abwehrversuch rutscht Lang aus Überraschung aus und stürzt leicht. Immerhin verschreckt er dadurch das Tier.
Es ist kein Einzelfall: Bereits im Mai vergangenen Jahres berichtete die „Schwäbische Zeitung“über eine Joggerin, die ebenfalls auf jenem Kiesweg von einem Greifvogel attackiert wurde. Das legt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um dasselbe Tier handeln könnte.
Eine Erklärung für das Verhalten des Vogels hat Georg Walcher von der Ortsgruppe Laupheim des Nabu: „Er will seine Jungen verteidigen. Und wenn denen jemand zu nahe kommt, wehrt er sich.“Denn das Frühjahr sei die Brutzeit der verschiedenen Vogelarten. „Das ist ganz normales Verhalten von Wildvögeln, die ihre Familien bedroht sehen“, schätzt Walcher den
Angriff des Vogels ein. Je näher man dem Vogelnest komme, desto aggressiver werde der Vogel, um es zu verteidigen.
Wie oft es zu einem Angriff kommt, hängt laut Walcher davon ab, wie stark Menschen bei Freizeitaktivitäten in das Revier eines Vogels eindringen. Weil das der Mensch immer stärke mache, geht der Experte davon aus, dass unliebsame Begegnungen künftig zunehmen könnten.
Am besten schütze vor Angriffen, ausreichend Abstand zum Revier zu halten. Dessen Größe könne zwischen 50 und 100 Meter betragen. Das
Problem: Im Fall des Angriffs auf dem Feldweg bei Laupheim ist unklar, wie groß das Revier des Greifvogels ist. „Da hilft nur eines: Sich wieder entfernen“, meint Walcher.
Doch was, wenn man dem Tier bereits gegenübersteht? Dann solle man die Arme bewegen, sich mit den Händen wehren. Abgesehen von Kratzern schätzt Walcher einen solchen Angriff als nicht gefährlich ein. „Es ist nicht so, dass der einen zerfleischt.“Von wirklichen Verletzungen habe er nicht gehört. „Dennoch macht es den Leuten Angst, weil sie das nicht einordnen können“, zeigt er Verständnis. Diese Angst sei aber unbegründet. „Es ist einfach so, dass man dem Tier zu nahe gekommen ist und dieses sich dadurch bedroht fühlt.“
Ein Warnschild, wie es sich Dietmar Lang an dem Kiesweg wünschen würde, findet Walcher wenig sinnvoll. Denn das Revier eines Vogels könne morgen schon ein anderes sein als heute.
Nach seinem unschönen Erlebnis mit dem Greifvogel ist es Lang darum wichtig, die Bevölkerung zu warnen. Denn der Laupheimer macht sich Sorgen darüber, wie es etwa Familien mit kleinen Kindern bei einem Zusammentreffen mit dem Vogel ergehen könnte. „Kinder bekommen da ja einen Schreck fürs Leben“, glaubt er.
Für sich hat Lang aus dem Angriff Konsequenzen gezogen: „Ich nehme daraus für mich mit, beim Joggen jetzt eine etwas andere Route zu wählen.“