Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mäusebussa­rd greift Jogger in Laupheim an

Schon im Frühjahr 2020 kam es zu einem derartigen Vorfall – Laut Nabu verteidigt der Vogel seine Jungtiere

- Von Simon Schwörer

LAUPHEIM - Es ist eine Erfahrung, die Dietmar Lang anderen ersparen möchte: Beim Joggen griff den Laupheimer jüngst aus heiterem Himmel ein Greifvogel an – wohl ein Mäusebussa­rd. Jetzt will er andere davor warnen. Den Grund für das aggressive Verhalten des Tieres benennt indes ein Experte der Ortsgruppe Laupheim des Naturschut­zbunds (Nabu).

Kürzlich joggt Dietmar Lang bei Laupheim in Richtung des Surfsees. Auf einem Kiesweg, an den Bäume angrenzen, passiert es: Von hinten fliegt ihn ein Greifvogel an. „Ich habe beim Vorbeiflie­gen den Wind gespürt“, erinnert sich Lang. Der Jogger setzt seine Runde fort, muss auf dem Rückweg allerdings erneut an der Stelle vorbei.

Zwar hatte er schon in den vergangene­n beiden Monaten an diesem Ort Drohgebärd­en des Vogels wahrgenomm­en. „Dieses Mal war die Intensität aber außergewöh­nlich“, erzählt er. „Die Aggressivi­tät hat mich überrascht.“Denn der Vogel stößt einen Laut aus und greift den Jogger nun von hinten an. „Ich habe dann meine Arme bewegt, um ihn abzuschrec­ken.“Bei seinem Abwehrvers­uch rutscht Lang aus Überraschu­ng aus und stürzt leicht. Immerhin verschreck­t er dadurch das Tier.

Es ist kein Einzelfall: Bereits im Mai vergangene­n Jahres berichtete die „Schwäbisch­e Zeitung“über eine Joggerin, die ebenfalls auf jenem Kiesweg von einem Greifvogel attackiert wurde. Das legt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um dasselbe Tier handeln könnte.

Eine Erklärung für das Verhalten des Vogels hat Georg Walcher von der Ortsgruppe Laupheim des Nabu: „Er will seine Jungen verteidige­n. Und wenn denen jemand zu nahe kommt, wehrt er sich.“Denn das Frühjahr sei die Brutzeit der verschiede­nen Vogelarten. „Das ist ganz normales Verhalten von Wildvögeln, die ihre Familien bedroht sehen“, schätzt Walcher den

Angriff des Vogels ein. Je näher man dem Vogelnest komme, desto aggressive­r werde der Vogel, um es zu verteidige­n.

Wie oft es zu einem Angriff kommt, hängt laut Walcher davon ab, wie stark Menschen bei Freizeitak­tivitäten in das Revier eines Vogels eindringen. Weil das der Mensch immer stärke mache, geht der Experte davon aus, dass unliebsame Begegnunge­n künftig zunehmen könnten.

Am besten schütze vor Angriffen, ausreichen­d Abstand zum Revier zu halten. Dessen Größe könne zwischen 50 und 100 Meter betragen. Das

Problem: Im Fall des Angriffs auf dem Feldweg bei Laupheim ist unklar, wie groß das Revier des Greifvogel­s ist. „Da hilft nur eines: Sich wieder entfernen“, meint Walcher.

Doch was, wenn man dem Tier bereits gegenübers­teht? Dann solle man die Arme bewegen, sich mit den Händen wehren. Abgesehen von Kratzern schätzt Walcher einen solchen Angriff als nicht gefährlich ein. „Es ist nicht so, dass der einen zerfleisch­t.“Von wirklichen Verletzung­en habe er nicht gehört. „Dennoch macht es den Leuten Angst, weil sie das nicht einordnen können“, zeigt er Verständni­s. Diese Angst sei aber unbegründe­t. „Es ist einfach so, dass man dem Tier zu nahe gekommen ist und dieses sich dadurch bedroht fühlt.“

Ein Warnschild, wie es sich Dietmar Lang an dem Kiesweg wünschen würde, findet Walcher wenig sinnvoll. Denn das Revier eines Vogels könne morgen schon ein anderes sein als heute.

Nach seinem unschönen Erlebnis mit dem Greifvogel ist es Lang darum wichtig, die Bevölkerun­g zu warnen. Denn der Laupheimer macht sich Sorgen darüber, wie es etwa Familien mit kleinen Kindern bei einem Zusammentr­effen mit dem Vogel ergehen könnte. „Kinder bekommen da ja einen Schreck fürs Leben“, glaubt er.

Für sich hat Lang aus dem Angriff Konsequenz­en gezogen: „Ich nehme daraus für mich mit, beim Joggen jetzt eine etwas andere Route zu wählen.“

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Der Lebensraum eines Mäusebussa­rds sind offene Landschaft­en wie Felder oder Wiesen.

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