Schwäbische Zeitung (Biberach)
Anti-Israel-Plakate vor Synagoge
Laut Polizei keine Straftat – Wie sich der Ulmer Rabbiner fühlt – Kirchen solidarisch
ULM (rau) - Israel wird von der Hamas attackiert und schlägt zurück. Menschen starben und sterben. Auch vor der Ulmer Synagoge prangten plötzlich Banner – mit eindeutig anti-israelischer Botschaft. Die Polizei hat reagiert, sie kennt die Urheberin.
Anti-Israel-Aktion vor der Ulmer Synagoge: Eine 32-Jährige hat vor dem jüdischen Gotteshaus am Weinhof zwei Aufsteller mit eindeutigen Botschaften angebracht. Fotos der Aktion kursieren im Netz.
Auf einem Plakat wird Israel ermahnt (in englischer Sprache), seine eigene Geschichte „nicht zu vergessen“.
Auch die Botschaft des zweiten Plakats ist eindeutig – und klar auf der Seite der Palästinenser zu verorten (wobei es die Terrororganisation Hamas ist, die derzeit Raketen auf Israel regnen lässt). Die Forderung lautet: Palästina müsse befreit werden und das Töten Unschuldiger enden.
Die Polizei kennt die Urheberin der Plakate, sie wurden schon am Mittwoch gegen 17 Uhr sichergestellt. Weitere Ermittlungen soll es offenbar aber nicht geben. Die Plakate vor der Ulmer Synagoge würden, so eine Polizeisprecherin, keine Straftat darstellen. „Bisherigen Erkenntnissen zufolge liegt kein strafbares Handeln vor.“
Shneur Trebnik, der Rabbiner der jüdischen Ulmer Gemeinde, hofft, dass sich die Ulmer Bürger „vernünftig verhalten“. Aber: In den vergangenen Wochen – und nicht erst in den letzten Tagen seit des Eskalation der Gewalt in Israel – habe er sich immer wieder „blöde Sprüche“auf der Straße anhören müssen. „Unangenehm“sei das.
Die Schuld gibt Trebnik auch einzelnen Menschen, die Hass verbreiten wollten, vor allem im Internet.
Deshalb rät er allen, die sich eine Meinung bilden möchten zu dem „jahrhundertealten“Konflikt im Nahen
Osten, sich intensiv zu informieren. Es seien diesbezüglich viele „fakenews“im Umlauf.
Auch die Ulmer und Neu-Ulmer Kirchen haben sich am Freitag zu der Gewalt im Nahen Osten und den Anfeindungen, denen sich Israel in diesem Zuge auch in Deutschland ausgesetzt sieht, geäußert. Der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Ulm/Neu-Ulm teilt mit: „Die aktuelle Eskalation beunruhigt uns.“Und ebenso beunruhigend seien antisemitische Proteste vor Synagogen in deutschen Städten. „In aller Schärfe verurteilen wir alle Versuche, jüdische Bürger unseres Landes, aber auch jüdische Gemeinden und Synagogen anzugreifen. Auch hier in Ulm.“
Weiter heißt es, es sei eine „antisemitische Straftat“, jüdische Menschen und Gemeinden weltweit unter Verweis auf die Politik des Staates Israel zu attackieren. Dem sei „mit allen Mitteln des Rechtsstaats“entgegenzutreten.
Die Kirchen zeigen Verständnis dafür, dass sich Israel angesichts der Attacken verteidigt. Sie fragen: „Welcher Staat der Welt könnte solche Angriffe hinnehmen, ohne sich dem Vorwurf aussetzen zu müssen, seine Bevölkerung – egal welcher Religion sie zugehört – schutzlos dem Terror auszuliefern?“
Weiter erinnern die Kirchen daran, dass der Konflikt vor allem Zivilisten schade. Einmal mehr würden unbeteiligte Menschen zu Geiseln von Extremisten gemacht. Abschließend bitten Dekan Ernst-Wilhelm Gohl, Dekan Ulrich Kloos und Dekan Jürgen Pommer, in den Gottesdiensten der Region „für den Frieden zu beten“.