Schwäbische Zeitung (Biberach)
Leserbrief
Realitätsfernes Wunschdenken
Zum Interview „Direkter Kontakt zu allen Bauherren“zum Thema Nachverdichtung vom 6. August:
Mit großem Interesse habe ich die Ausführungen von Herrn Bürgermeister Deinet zur Weiterentwicklung der Stadtmitte gelesen. Mich als direkt Betroffenen interessieren natürlich besonders die Planungen zum Metzgergässle. Das angeführte Motto „wohnungsnah Einkaufen ohne Auto“wirft da bei mir einige Fragen auf: Werden die Bürger der Teilorte in Zukunft zu Fuß nach Schussenried pilgern? Gehen die Damen und Herren aus dem Gemeinderat mit gutem Beispiel voran, und transportieren ihre Einkäufe mit dem Leiterwagen nach Hause? Warum plant man dann eigentlich über 60 Parkplätze?
Tatsache ist doch, dass ein solcher Einkaufsmarkt, unabhängig vom Standort, zu 90 Prozent mit dem Auto aufgesucht wird. Beim angegliederten Getränkemarkt erwarte ich
● eher 99 Prozent. Der Verkehr, beginnend mit der Anlieferung nachts oder in den frühen Morgenstunden, gefolgt vom Publikumsverkehr bis spätabends, wird alle Bemühungen zur Verkehrsberuhigung der letzten Jahre mit einem Schlag zunichte machen. Alles andere ist in meinen Augen realitätsfernes Wunschdenken. Man braucht, um zu dieser Erkenntnis zu kommen, auch keine teuren externen Planungsbüros oder kostspielige Emissionsgutachten. Der gesunde Menschenverstand reicht da völlig aus.
Ein kurzer Blick über den kommunalpolitischen Tellerrand in unsere Nachbarstadt Bad Buchau zeigt überdies deutlich, dass ein solcher Markt keinerlei positiven Effekte zur Belebung der Innenstadt hat. Ganz im Gegenteil. Erst vor Kurzem hat auch das Schuhhaus Konrad für immer geschlossen. Ich sehe keinen Grund, warum diese Entwicklung in unserer Heimatstadt anders verlaufen sollte.