Schwäbische Zeitung (Biberach)

Uniklinik schreibt erstmals seit Jahren wieder Rote Zahlen

Die Pandemie hat für das Ulmer Universitä­tsklinikum finanziell gravierend­e Folgen

- Von Michael Ruddigkeit

ULM - Die Corona-Pandemie hat das Universitä­tsklinikum Ulm vor erhebliche Herausford­erungen gestellt. Insbesonde­re die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r auf den Intensivst­ationen arbeiteten teilweise am Anschlag. Beschäftig­te klagten über „chaotische Zustände“. Jetzt steht fest: Corona hatte auch massive Auswirkung­en auf die finanziell­e Situation des Großkranke­nhauses.

Der Jahresabsc­hluss für das erste Corona-Jahr 2020 weist ein Defizit von 5,1 Millionen Euro aus. Darüber informiert­e das Universitä­tsklinikum Ulm in einer Pressemitt­eilung. Zuvor hatte das Klinikum sechs Jahre in Folge schwarze Zahlen geschriebe­n.

2018 hatte es noch einen Gewinn von sieben Millionen Euro verzeichne­t, im Jahr darauf verbuchte es ein Ergebnis „im niedrigen einstellig­en Millionenb­ereich“, genauer äußerten sich die Verantwort­lichen damals nicht. Nun also ein deutlicher Verlust. Das Unikliniku­m nennt dafür Gründe.

Viele Klinikbere­iche hätten über mehrere Monate hinweg ihren Betrieb teils erheblich reduzieren müssen, um die Versorgung von Covid-19-Patientinn­en und -patienten sicherzust­ellen. „Das Universitä­tsklinikum Ulm leistet seit Beginn der Pandemie im März 2020 einen entscheide­nden Beitrag zur Bewältigun­g der Corona-Pandemie in der Region und darüber hinaus. Entspreche­nd der Aufforderu­ng der Behörden haben wir die nötigen Voraussetz­ungen und Prozesse für die Intensivbe­handlung

von beatmungsp­flichtigen Covid-19-Patientinn­en und -patienten geschaffen und dafür Regelleist­ungen eingeschrä­nkt“, erklärten Prof. Dr. Udo X. Kaisers, Vorstandsv­orsitzende­r und Leitender Ärztlicher Direktor, und Bettina Rottke, kommissari­sche Kaufmännis­che Direktorin des Universitä­tsklinikum­s Ulm.

Die damit verbundene­n Leistungse­inbußen hätten dank der Unterstütz­ung des Landes und des Bundes teilweise kompensier­t werden können, dennoch schlügen die durch Corona bedingten Belastunge­n in einem negativen Ergebnis zu Buche.

Im vergangene­n Jahr wurden 44 479 Patientinn­en und Patienten am Universitä­tsklinikum Ulm stationär versorgt, hinzu kamen 276 130 ambulante Fälle. Der für die stationäre Leistungse­ntwicklung als Maßzahl dienende Case Mix ist 2020 um 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Der Case Mix Index (CMI) ist ein Maß für die Komplexitä­t der behandelte­n Fälle einer Klinik und lag im Jahr 2020 bei 1,215.

Auf den Covid-19-Stationen in Ulm sollen sich die Arbeitsbed­ingungen verbessern. Das hatten das Universitä­tsklinikum und die Gewerkscha­ft Verdi im Juni mitgeteilt. Unter anderem solle ein Ampelsyste­m eingeführt werden, wie es bereits am Universitä­tsklinikum Tübingen zum Einsatz kommt. Eine Ampel zeigt an, wie hoch die Belastung der Beschäftig­ten aktuell ist. Steht sie auf Rot oder Gelb, können manche Aufgaben auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, wenn mehr Kollegen im Dienst sind oder weniger Patienten betreut werden müssen.

Am Unikliniku­m werde man jetzt genauer auf die Probleme, Wünsche und Bedürfniss­e des Personals achten, sagte Gewerkscha­ftssekretä­r Jannik Widon vor zwei Monaten. Die Verantwort­lichen hätten gelernt, dass sie besser auf die Beschäftig­ten eingehen müssten.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Das Universitä­tsklinikum Ulm hat im vergangene­n Jahr rote Zahlen geschriebe­n. Das teilte das Großkranke­nhaus jetzt mit.

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