Schwäbische Zeitung (Biberach)
Uniklinik schreibt erstmals seit Jahren wieder Rote Zahlen
Die Pandemie hat für das Ulmer Universitätsklinikum finanziell gravierende Folgen
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ULM - Die Corona-Pandemie hat das Universitätsklinikum Ulm vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den Intensivstationen arbeiteten teilweise am Anschlag. Beschäftigte klagten über „chaotische Zustände“. Jetzt steht fest: Corona hatte auch massive Auswirkungen auf die finanzielle Situation des Großkrankenhauses.
Der Jahresabschluss für das erste Corona-Jahr 2020 weist ein Defizit von 5,1 Millionen Euro aus. Darüber informierte das Universitätsklinikum Ulm in einer Pressemitteilung. Zuvor hatte das Klinikum sechs Jahre in Folge schwarze Zahlen geschrieben.
2018 hatte es noch einen Gewinn von sieben Millionen Euro verzeichnet, im Jahr darauf verbuchte es ein Ergebnis „im niedrigen einstelligen Millionenbereich“, genauer äußerten sich die Verantwortlichen damals nicht. Nun also ein deutlicher Verlust. Das Uniklinikum nennt dafür Gründe.
Viele Klinikbereiche hätten über mehrere Monate hinweg ihren Betrieb teils erheblich reduzieren müssen, um die Versorgung von Covid-19-Patientinnen und -patienten sicherzustellen. „Das Universitätsklinikum Ulm leistet seit Beginn der Pandemie im März 2020 einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung der Corona-Pandemie in der Region und darüber hinaus. Entsprechend der Aufforderung der Behörden haben wir die nötigen Voraussetzungen und Prozesse für die Intensivbehandlung
von beatmungspflichtigen Covid-19-Patientinnen und -patienten geschaffen und dafür Regelleistungen eingeschränkt“, erklärten Prof. Dr. Udo X. Kaisers, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor, und Bettina Rottke, kommissarische Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Ulm.
Die damit verbundenen Leistungseinbußen hätten dank der Unterstützung des Landes und des Bundes teilweise kompensiert werden können, dennoch schlügen die durch Corona bedingten Belastungen in einem negativen Ergebnis zu Buche.
Im vergangenen Jahr wurden 44 479 Patientinnen und Patienten am Universitätsklinikum Ulm stationär versorgt, hinzu kamen 276 130 ambulante Fälle. Der für die stationäre Leistungsentwicklung als Maßzahl dienende Case Mix ist 2020 um 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Der Case Mix Index (CMI) ist ein Maß für die Komplexität der behandelten Fälle einer Klinik und lag im Jahr 2020 bei 1,215.
Auf den Covid-19-Stationen in Ulm sollen sich die Arbeitsbedingungen verbessern. Das hatten das Universitätsklinikum und die Gewerkschaft Verdi im Juni mitgeteilt. Unter anderem solle ein Ampelsystem eingeführt werden, wie es bereits am Universitätsklinikum Tübingen zum Einsatz kommt. Eine Ampel zeigt an, wie hoch die Belastung der Beschäftigten aktuell ist. Steht sie auf Rot oder Gelb, können manche Aufgaben auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, wenn mehr Kollegen im Dienst sind oder weniger Patienten betreut werden müssen.
Am Uniklinikum werde man jetzt genauer auf die Probleme, Wünsche und Bedürfnisse des Personals achten, sagte Gewerkschaftssekretär Jannik Widon vor zwei Monaten. Die Verantwortlichen hätten gelernt, dass sie besser auf die Beschäftigten eingehen müssten.