Schwäbische Zeitung (Biberach)
Transall landet zum letzten Mal in Laupheim
Das berühmte Flugzeug ist auf seiner Abschiedstour – Die Crew hat einiges mit ihm erlebt
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LAUPHEIM - Zunächst ertönt nur ein dumpfes Grollen. Langsam steigert es sich zum Getöse, dann erscheint am Horizont der Grund dafür: eine Transall C-160 setzt zur Landung an. Majestätisch fliegt sie die finale Kurve, fliegt langsam immer tiefer und dann ist es so weit – zum allerletzten Mal ist der „Engel der Lüfte“in Laupheim gelandet.
Das große Transportflugzeug der Bundeswehr wird zum Ende des Jahres ausgemustert. 90 Maschinen dieses Typs waren dann immerhin 53 Jahre im Einsatz. Für die Crew ist die Abschiedstour, die die Transall nun durch Deutschland macht, deshalb eine emotionale Angelegenheit. „Fast 30 Jahre bin ich mit ihr geflogen“, sagt Oberstabsfeldwebel Alexander Peters und blickt wehmütig zu der Maschine rüber. Zunächst war sie lediglich für den taktischen
Transport gedacht, später war sie auch als fliegende Krankenstation unterwegs. Nun landet sie auf ihrer Abschiedstour ein letztes Mal an ausgewählten Standorten der Bundeswehr.
„In Laupheim sind wir auch schon gelandet“, erzählt Peters. Mit der Transall verbindet er eine Menge Erinnerungen – gute wie schlechte. „Natürlich hatten wir viele bedrückende Einsätze. Ich erinnere mich, wie es war, das erste Mal gefallene Soldaten zu transportieren“, sagt der 53-Jährige. „Das war schrecklich.“
Genauso erinnert er sich aber auch an schöne Dinge: „Durch die Transall habe ich tolle Orte gesehen, die man sonst nicht besucht“, erzählt er. Beispielsweise eine Landung in Grönland bei strahlendem Sonnenschein ist ihm besonders im Gedächtnis geblieben. Oder der erste Besuch in Amerika. „Es war beeindruckend, über Las Vegas zu fliegen“, sagt Peters. Und auch während den Einsätzen in Kriegsgebieten gab es schöne Momente: „Wir haben mit dieser Maschine viele Menschenleben gerettet.“
Die Transall ist für Alexander Peters daher ein ganz besonderes Flugzeug. „Sie ist absolut zuverlässig, landet auf jedem Acker und hat all ihre Aufgaben bravourös gemeistert“, sagt er mit Stolz in der Stimme. Durch ihre humanitären Einsätze kam die Maschine zu ihrem Spitznamen „Engel der Lüfte“. Die
Alexander Peters
Jubiläumsmaschine, deren bunte Lackierung von Alexander Peters mitentworfen wurde, wird liebevoll auch „Retro Brummel“genannt.
Und nicht nur der Crew fällt der Abschied schwer – in ganz Deutschland hat sich eine Fangemeinde gebildet, die dem Flugzeug auf seiner Abschiedstour hinterherreist. Es gibt sogar einen Instagram-Kanal, auf dem knapp 4000 Leute die letzte Reise
der Maschine verfolgen. „Ich bekomme täglich mindestens drei Anrufe, bei denen Menschen mir ihre Geschichte mit der Transall erzählen – die Wertschätzung dieser Maschine ist unglaublich groß“, sagt er. Kein Wunder also, dass einige Crew-Mitglieder Tränen in den Augen haben, wenn sie daran denken, nun zum letzten Mal mit ihr unterwegs zu sein. Auch Alexander Peters fällt der Abschied schwer, zumal er eine besondere Verbindung zu der Maschine hat: Er wurde im selben Jahr geboren, in dem die erste Transall gefertigt wurde. „Jetzt räume ich noch hinter ihr auf – und dann gehe ich in den Ruhestand.“
„Wir haben mit dieser Maschine viele Menschenleben
gerettet.“
Eine Bildergalerie und ein Video des Transall-Besuchs in Laupheim finden Sie online unter www.schwaebische.de/transall