Schwäbische Zeitung (Biberach)
Eine Generation erleidet Bildungsnachteile
Seit über 40 Jahren leben die Menschen in Afghanistan in Unruhe, Krieg und Unselbständigkeit. Das Volk wurde gedemütigt und von den Großmächten Sowjetunion und USA missbraucht. Ich war im Dezember 1978 im Iran unterwegs, was sich als sehr gefährlich herausstellte, denn die islamische Revolution kam in Gange. Ich schaffte es mit Nachtfahrten an die afghanische Grenze in Herat. Von Herat über Kandahar nach Kabul durfte ich ein armes aber stolzes und gastfreundliches Volk erleben. Zu dem Zeitpunkt war aber schon der sowjetische Einfluss zu spüren. Die Angst vor einem russischen Einmarsch war groß. Aus diesem Grund haben mir meine Gastgeber in Kabul dringend geraten, das Land zu verlassen. Dies habe ich dann auch in einer Nachtaktion getan und wurde mit Helfern über den Khyberpass zur Grenze nach Pakistan geleitet. Über diese Hilfe war und bin ich dankbar und seitdem habe ich das Geschehen in Afghanistan mit großem Interesse verfolgt. Im Jahr 1980 wurde unser erster Sohn geboren. Wenn ich mir vorstelle, wie er aufwachsen durfte und was die Kinder in seinem Alter in Afghanistan erdulden mussten, so schaudert es mich. Über vierzig Jahre Gewalt, Angst, Unsicherheit und Unselbständigkeit. Diese Menschen können nicht wissen, an was sie glauben sollen. Und was ist jetzt! Die selbsternannten Freunde und Beschützer hauen ab und überlassen die Menschen den islamradikalen „Befreiern“. Denen gilt es jetzt sich zu unterwerfen – zu sterben oder zu flüchten. Mehr Möglichkeiten haben sie nicht. Josef Wolf,
Wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen reagierten Politik und Öffentlichkeit auf die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan. Jetzt werden Schuldige für das Desaster gesucht, obwohl fast alle politischen Akteure mit wohlwollender Begleitung der Medien Jahr für Jahr für eine Verlängerung des Bundeswehreinsatzes waren, damit sich auch in diesem Land westliche Werte durchsetzen.
Angefangen hat die unrealistische Mission mit dem grünen Außenminister Fischer, dem ein afghanischer Nationalstaat mit demokratischen Strukturen vorschwebte. Übertroffen wurde er aber jetzt vom CDUAußenpolitiker Röttgen. Er wollte die Taliban in letzter Sekunde mit einem erneuten Einsatz unter Beteiligung der Bundeswehr stoppen. Dass dieser irrsinnige Vorschlag von der Verteidigungsministerin KrampKarrenbauer abgelehnt wurde, lässt hoffen. Ihre Ankündigung, die Auslandseinsätze der Bundeswehr einer realistischen Überprüfung zu unterziehen, verdient Unterstützung. Dazu gehört aber auch eine Änderung des Marschbefehls für die kürzlich ausgelaufene Fregatte Bayern. Ist es im deutschen Interesse, wenn dieses Kriegsschiff im südchinesischen Meer Flagge zeigt?
Gerd Sticker,
Baden-Württemberg fällt beim Bildungsvergleich der Bundesländer zurück, lautet die traurige Nachricht. Noch trauriger ist es, dass man von den Verantwortlichen in der Politik wenig von Selbstkritik, Ursachenforschung und Gegensteuern hört.
Vor 2010 gehört das Land mit Bayern und Sachsen noch zu den Besten im Bildungsranking. Während diese Länder immer noch ganz vorne stehen, ist der Südweststaat seit der ersten grün-roten Landesregierung deutlich abgerutscht, was sich jetzt unter Grün-Schwarz fortsetzt.
Wenn man wollte, bräuchte man also nur nach Sachsen oder Bayern schauen, um sich dort das Positive abzuschauen. Von Praktikern an den Schulen hört man häufig als Hauptgründe für das Zurückfallen den Vorrang von Ideologie und politischem Wunschdenken.
Wie dem auch sei, schlimm ist, dass eine ganze Generation von Kindern und Jugendlichen bei uns im Vergleich zu anderen Bundesländern offenbar Bildungsnachteile erleidet. Dringend erforderlich ist daher eine ehrliche und selbstkritische Debatte aller verantwortlichen Kräfte nach dem Motto „Fehler zugeben ist ein Zeichen von Größe“.
Helmut Frei,
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