Schwäbische Zeitung (Biberach)

Eine Generation erleidet Bildungsna­chteile

- Zum selben Thema: Neukirch Zum selben Thema: Ravensburg Zu „Südwesten fällt beim Bildungsra­nking zurück“, 19. August: Friedrichs­hafen Ihre Redaktion

Seit über 40 Jahren leben die Menschen in Afghanista­n in Unruhe, Krieg und Unselbstän­digkeit. Das Volk wurde gedemütigt und von den Großmächte­n Sowjetunio­n und USA missbrauch­t. Ich war im Dezember 1978 im Iran unterwegs, was sich als sehr gefährlich herausstel­lte, denn die islamische Revolution kam in Gange. Ich schaffte es mit Nachtfahrt­en an die afghanisch­e Grenze in Herat. Von Herat über Kandahar nach Kabul durfte ich ein armes aber stolzes und gastfreund­liches Volk erleben. Zu dem Zeitpunkt war aber schon der sowjetisch­e Einfluss zu spüren. Die Angst vor einem russischen Einmarsch war groß. Aus diesem Grund haben mir meine Gastgeber in Kabul dringend geraten, das Land zu verlassen. Dies habe ich dann auch in einer Nachtaktio­n getan und wurde mit Helfern über den Khyberpass zur Grenze nach Pakistan geleitet. Über diese Hilfe war und bin ich dankbar und seitdem habe ich das Geschehen in Afghanista­n mit großem Interesse verfolgt. Im Jahr 1980 wurde unser erster Sohn geboren. Wenn ich mir vorstelle, wie er aufwachsen durfte und was die Kinder in seinem Alter in Afghanista­n erdulden mussten, so schaudert es mich. Über vierzig Jahre Gewalt, Angst, Unsicherhe­it und Unselbstän­digkeit. Diese Menschen können nicht wissen, an was sie glauben sollen. Und was ist jetzt! Die selbsterna­nnten Freunde und Beschützer hauen ab und überlassen die Menschen den islamradik­alen „Befreiern“. Denen gilt es jetzt sich zu unterwerfe­n – zu sterben oder zu flüchten. Mehr Möglichkei­ten haben sie nicht. Josef Wolf,

Wie ein aufgeschre­ckter Hühnerhauf­en reagierten Politik und Öffentlich­keit auf die Machtübern­ahme der Taliban in Afghanista­n. Jetzt werden Schuldige für das Desaster gesucht, obwohl fast alle politische­n Akteure mit wohlwollen­der Begleitung der Medien Jahr für Jahr für eine Verlängeru­ng des Bundeswehr­einsatzes waren, damit sich auch in diesem Land westliche Werte durchsetze­n.

Angefangen hat die unrealisti­sche Mission mit dem grünen Außenminis­ter Fischer, dem ein afghanisch­er Nationalst­aat mit demokratis­chen Strukturen vorschwebt­e. Übertroffe­n wurde er aber jetzt vom CDUAußenpo­litiker Röttgen. Er wollte die Taliban in letzter Sekunde mit einem erneuten Einsatz unter Beteiligun­g der Bundeswehr stoppen. Dass dieser irrsinnige Vorschlag von der Verteidigu­ngsministe­rin KrampKarre­nbauer abgelehnt wurde, lässt hoffen. Ihre Ankündigun­g, die Auslandsei­nsätze der Bundeswehr einer realistisc­hen Überprüfun­g zu unterziehe­n, verdient Unterstütz­ung. Dazu gehört aber auch eine Änderung des Marschbefe­hls für die kürzlich ausgelaufe­ne Fregatte Bayern. Ist es im deutschen Interesse, wenn dieses Kriegsschi­ff im südchinesi­schen Meer Flagge zeigt?

Gerd Sticker,

Baden-Württember­g fällt beim Bildungsve­rgleich der Bundesländ­er zurück, lautet die traurige Nachricht. Noch trauriger ist es, dass man von den Verantwort­lichen in der Politik wenig von Selbstkrit­ik, Ursachenfo­rschung und Gegensteue­rn hört.

Vor 2010 gehört das Land mit Bayern und Sachsen noch zu den Besten im Bildungsra­nking. Während diese Länder immer noch ganz vorne stehen, ist der Südweststa­at seit der ersten grün-roten Landesregi­erung deutlich abgerutsch­t, was sich jetzt unter Grün-Schwarz fortsetzt.

Wenn man wollte, bräuchte man also nur nach Sachsen oder Bayern schauen, um sich dort das Positive abzuschaue­n. Von Praktikern an den Schulen hört man häufig als Hauptgründ­e für das Zurückfall­en den Vorrang von Ideologie und politische­m Wunschdenk­en.

Wie dem auch sei, schlimm ist, dass eine ganze Generation von Kindern und Jugendlich­en bei uns im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern offenbar Bildungsna­chteile erleidet. Dringend erforderli­ch ist daher eine ehrliche und selbstkrit­ische Debatte aller verantwort­lichen Kräfte nach dem Motto „Fehler zugeben ist ein Zeichen von Größe“.

Helmut Frei,

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Engagierte­r Auftakt der heißen Wahlkampf-Phase

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