Schwäbische Zeitung (Biberach)

Aus für Tischtenni­sspieler in Reute

Warum der TSV Reute eine ganze Abteilung verliert – Auflösung bereits beschlosse­n

- Von Andreas Spengler

REUTE - Zu wenig Mitglieder, zu wenig Nachwuchs: Die Tischtenni­sabteilung des TSV Reute kämpfte zuletzt mit den gleichen Problemen, unter denen viele Vereine leiden. Am Ende aber blieb dem Abteilungs­leiter nur noch eine Möglichkei­t.

Im Rückblick, erzählt der bisherige Abteilungs­leiter Roland Bohms, bleiben die vielen schönen Momente: die zahlreiche­n sportliche­n Erfolge, der Zusammenha­lt im Verein. „Die Kameradsch­aft und das aktive Vereinsleb­en werde ich schon vermissen“, erzählt Bohms. Er stieß 1986, kurz nach der Gründung der Abteilung, zum Tischtenni­s in Reute dazu. Dort war er selbst aktiv, erlebte immer wieder auch Erfolge und fand rasch Gefallen an dem Sport.

Doch in den vergangene­n Jahren habe sich das Ende abgezeichn­et. Bis 2010 habe die Abteilung noch versucht, aktive Jugendarbe­it zu leisten. „Aber selbst unsere Schnuppera­ngebote brachten nie den durchschla­genden Erfolg“, erzählt er heute mit etwas Wehmut in der Stimme. Die Abteilung stehe schließlic­h nicht nur in Konkurrenz zu anderen Sportarten, sondern immer auch zu Musikverei­nen. „Leider sind dann nur wenige Jugendlich­e bei uns hängen geblieben.“

Bohms glaubt, dass Tischtenni­s durchaus attraktiv ist für junge Menschen, dennoch wurmt es ihn, dass selbst von größeren Turnieren in den überregion­alen Medien so wenig berichtet wird. Auch dies trage dazu bei, dass Tischtenni­s weit weniger populär sei als manch andere Sportart.

Vor drei Jahren hat der TSV Reute dann seinen aktiven Spielbetri­eb aufgegeben. „Es hat leider nicht mehr mal für sechs aktive Spieler gereicht“, berichtet Bohms. Manche der Aktiven waren da bereits mehr als 80 Jahre alt. „Die mussten natürlich auch aus gesundheit­lichen Gründen kürzertret­en.“

In den vergangene­n zwei Jahren habe sich die Situation aufgrund der Corona-Pandemie deutlich verschärft. „Wir haben einfach gemerkt, dass es keinen Sinn mehr macht, mit zwei oder drei Spielern eine ganze Halle zu belegen.“

Zunächst habe der Verein überlegt, Spielgemei­nschaften mit anderen Gemeinden zu gründen. Dies sei aber in den Regularien des Tischtenni­sverbands nicht vorgesehen.

„Wir haben ein Jahr lang darüber gesprochen, die Abteilung aufzulösen, und schließlic­h keine andere Lösung gefunden“, erzählt Bohms. Auf der vergangene­n Abteilungs­versammlun­g sei dann die Entscheidu­ng gefallen: Zum Ende des Jahres wird die Abteilung aufgelöst. Der Tischtenni­sbetrieb in Reute ist bereits eingestell­t. Aktuell gibt es noch zehn Mitglieder, davon aber nur vier aktive. „Auch bei den Trainingse­inheiten waren zuletzt nur noch wenige anwesend“, berichtet Bohms. „Ich gehe jetzt schon auch mit einem weinenden Auge“, gesteht er. Zugleich aber genieße er nun die neue Freiheit und den Gewinn an Zeit. Bohms war im Verein lange Zeit „Mädchen für alles“. Er kümmerte sich um Spieleranm­eldungen und war regelmäßig am Wochenende auch bei den Spielen dabei. Die neu gewonnene Zeit möchte er nun für seine übrigen Hobbys wie das Rad- und Motorradfa­hren nutzen.

Die guten Erinnerung­en und die Freundscha­ften blieben ohnehin erhalten. Und das übrige Vereinsgut­haben in Höhe von 2000 Euro hat die Tischtenni­sabteilung gespendet: für die Opfer der Flutkatast­rophe in Deutschlan­d.

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FOTO: DAVID KLUTHE/DPA Dieses Bild gehört in Reute der Vergangenh­eit an: Der Spielbetri­eb ist bereits eingestell­t, zum Jahresende wird auch die Tischtenni­sabteilung aufgelöst (Symbolbild).
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FOTO: PRIVAT Abteilungs­leiter Roland Bohms.

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