Schwäbische Zeitung (Biberach)
Aus für Tischtennisspieler in Reute
Warum der TSV Reute eine ganze Abteilung verliert – Auflösung bereits beschlossen
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REUTE - Zu wenig Mitglieder, zu wenig Nachwuchs: Die Tischtennisabteilung des TSV Reute kämpfte zuletzt mit den gleichen Problemen, unter denen viele Vereine leiden. Am Ende aber blieb dem Abteilungsleiter nur noch eine Möglichkeit.
Im Rückblick, erzählt der bisherige Abteilungsleiter Roland Bohms, bleiben die vielen schönen Momente: die zahlreichen sportlichen Erfolge, der Zusammenhalt im Verein. „Die Kameradschaft und das aktive Vereinsleben werde ich schon vermissen“, erzählt Bohms. Er stieß 1986, kurz nach der Gründung der Abteilung, zum Tischtennis in Reute dazu. Dort war er selbst aktiv, erlebte immer wieder auch Erfolge und fand rasch Gefallen an dem Sport.
Doch in den vergangenen Jahren habe sich das Ende abgezeichnet. Bis 2010 habe die Abteilung noch versucht, aktive Jugendarbeit zu leisten. „Aber selbst unsere Schnupperangebote brachten nie den durchschlagenden Erfolg“, erzählt er heute mit etwas Wehmut in der Stimme. Die Abteilung stehe schließlich nicht nur in Konkurrenz zu anderen Sportarten, sondern immer auch zu Musikvereinen. „Leider sind dann nur wenige Jugendliche bei uns hängen geblieben.“
Bohms glaubt, dass Tischtennis durchaus attraktiv ist für junge Menschen, dennoch wurmt es ihn, dass selbst von größeren Turnieren in den überregionalen Medien so wenig berichtet wird. Auch dies trage dazu bei, dass Tischtennis weit weniger populär sei als manch andere Sportart.
Vor drei Jahren hat der TSV Reute dann seinen aktiven Spielbetrieb aufgegeben. „Es hat leider nicht mehr mal für sechs aktive Spieler gereicht“, berichtet Bohms. Manche der Aktiven waren da bereits mehr als 80 Jahre alt. „Die mussten natürlich auch aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten.“
In den vergangenen zwei Jahren habe sich die Situation aufgrund der Corona-Pandemie deutlich verschärft. „Wir haben einfach gemerkt, dass es keinen Sinn mehr macht, mit zwei oder drei Spielern eine ganze Halle zu belegen.“
Zunächst habe der Verein überlegt, Spielgemeinschaften mit anderen Gemeinden zu gründen. Dies sei aber in den Regularien des Tischtennisverbands nicht vorgesehen.
„Wir haben ein Jahr lang darüber gesprochen, die Abteilung aufzulösen, und schließlich keine andere Lösung gefunden“, erzählt Bohms. Auf der vergangenen Abteilungsversammlung sei dann die Entscheidung gefallen: Zum Ende des Jahres wird die Abteilung aufgelöst. Der Tischtennisbetrieb in Reute ist bereits eingestellt. Aktuell gibt es noch zehn Mitglieder, davon aber nur vier aktive. „Auch bei den Trainingseinheiten waren zuletzt nur noch wenige anwesend“, berichtet Bohms. „Ich gehe jetzt schon auch mit einem weinenden Auge“, gesteht er. Zugleich aber genieße er nun die neue Freiheit und den Gewinn an Zeit. Bohms war im Verein lange Zeit „Mädchen für alles“. Er kümmerte sich um Spieleranmeldungen und war regelmäßig am Wochenende auch bei den Spielen dabei. Die neu gewonnene Zeit möchte er nun für seine übrigen Hobbys wie das Rad- und Motorradfahren nutzen.
Die guten Erinnerungen und die Freundschaften blieben ohnehin erhalten. Und das übrige Vereinsguthaben in Höhe von 2000 Euro hat die Tischtennisabteilung gespendet: für die Opfer der Flutkatastrophe in Deutschland.