Schwäbische Zeitung (Biberach)
Zehn Millionen fließen nach Rot und Eberhardzell
Schnelles Internet: Warum diese beiden Gemeinden die höchste Fördersumme für den Ausbau der „weißen Flecken“erhalten
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ROT AN DER ROT/EBERHARDZELL Digitalisierungsminister Thomas Strobl (CDU) hat diese Woche mehrere Förderbescheide des Landes für den Breitbandausbau der „weißen Flecken“übergeben. 31,7 Millionen Euro fließen dadurch allein in den Landkreis Biberach. Mit Abstand am meisten Geld mit jeweils rund fünf Millionen Euro erhalten die Gemeinden Eberhardzell und Rot an der Rot.
Lange haben die Kommunen auf diesen Tag gewartet. Der Breitbandausbau war im Ländle Ende des Jahres ins Stocken geraten, weil der Fördertopf in Stuttgart leer war. Denn noch vor der Landtagswahl waren weitaus mehr Förderanträge eingegangen als Geld zur Verfügung stand. Inzwischen hat die neue Landesregierung den Etat aufgestockt, weswegen nun wieder Gelder fließen konnten. Für jene Gemeinden, die nun bedacht worden sind, bedeutet das, dass sie nun endlich loslegen können. Entsprechend groß ist die Freude.
In Eberhardzell fließen die insgesamt 5,18 Millionen Euro laut dem stellvertretenden Bürgermeister Manfred Lämmle in drei unterschiedliche Projekte. Für rund 42 000 Euro wird die Gebhard-Müller-Schule im Kernort für die Digitalisierung fit gemacht. Rund eine halbe Million fließt in die Ertüchtigung der Gewerbegebiete in Mühlhausen, Oberessendorf und Füramoos. Der Löwenanteil, rund 4,7 Millionen Euro, fließt in den Ausbau der „weißen Flecken“. Damit werden jene Gebiete bezeichnet, in denen den Haushalten weniger als 30 MBit/sec zur Verfügung steht. Das sind in Eberhardzell vor allem die vielen kleinen Weiler und Aussiedlerhöfe, wie etwa Mittishaus, Hedelberg, Dietenwengen, Aspach oder Awengen. „Wir freuen uns sehr, dass wir eine so hohe Förderung seitens des Landes erhalten haben“, sagte Lämmle. Die Gemeinde habe sich bewusst entschieden, drei Förderanträge zu stellen und man sei dankbar, dass nun alle drei bewilligt worden seien. „Der Glasfaserausbau ist nicht nur ein enormer finanzieller, sondern auch ein personeller Kraftakt für die Gemeinde. Daher war es sinnvoll, die Projekte aufzuteilen“, erläutert er. Die Planungen für die Projekte würden fertig in der Schublade liegen.
Insgesamt erhalte die Gemeinde Eberhardzell eine Förderung von 90 Prozent, was die Maximalsumme sei. Der Förderbescheid des Bundes liege seit Längerem vor. „Wir können nun also direkt loslegen“, so Lämmle. Geplant sei, das Ingenieurbüro Wassermüller aus Biberach mit der Ausbauplanung zu beauftragen. Die Vergabe müsse die Gemeinde europaweit ausschreiben. Ziel sei es, einen Generalunternehmer zu finden. „In fünf Jahren muss das Ganze umgesetzt sein“, prognostizierte der stellvertretende Bürgermeister, „denn auch wenn es ein Mammutprojekt ist, ist der Druck seitens der Unternehmer und Bürger enorm. Schnelles Internet ist mittlerweile ein Muss.“
Auch in Rot an der Rot ist die Freude über die hohe Fördersumme groß. Insgesamt 12,5 Millionen wird der Ausbau der „weißen Flecken“kosten. 6,2 Millionen Euro davon übernimmt der Bund, weitere fünf Millionen Euro das Land. Damit hat auch Rot die maximale Förderquote von 90 Prozent erreicht. Bürgermeisterin Irene Brauchle freute sich sehr über die Nachricht aus Stuttgart. „Ohne beide Zuschüsse wäre es finanziell niemals denkbar gewesen, die hohen Investitionskosten aus dem laufenden Haushalt zu stemmen.“Das Thema Digitalisierung stehe mehr denn je im Fokus und schnelles Internet gelte mittlerweile auf allen Ebenen als dringend notwendige Infrastruktur. Bei einer Gemeindefläche von rund 63 Hektar sei dies aufgrund der Dezentralität eine große Herausforderung. Dass Rot eine der größten Flächengemeinden im Landkreis ist, erklärt auch die hohe Fördersumme. Denn ähnlich wie in Eberhardzell müssen Dutzende kleine Weiler und Einsiedlerhöfe einzeln angefahren werden.
Oft wird mit einer kilometerlangen Leitung nur ein einzelner Haushalt versorgt. „Die meisten dieser Haushalte haben momentan extrem schlechtes Internet, meist nur über Funk“, erläutert der stellvertretende Bürgermeister Klaus Zieher. Und Rot zeichne sich dadurch aus, dass nur etwas mehr als die Hälfte der Bürger im Kernort lebe. Der Rest lebe weit verstreut. Da nun beide Förderbescheide vorliegen, wolle der Gemeinderat in Rot nun schnell loslegen. Sobald wie möglich sollen die Arbeiten vergeben werden. Zwei bis fünf Jahre, schätzt Zieher, werde es brauchen, die weit verstreuten Haushalte an das Glasfasernetz anzuschließen.