Schwäbische Zeitung (Biberach)

Zehn Millionen fließen nach Rot und Eberhardze­ll

Schnelles Internet: Warum diese beiden Gemeinden die höchste Fördersumm­e für den Ausbau der „weißen Flecken“erhalten

- Von Katrin Bölstler

ROT AN DER ROT/EBERHARDZE­LL Digitalisi­erungsmini­ster Thomas Strobl (CDU) hat diese Woche mehrere Förderbesc­heide des Landes für den Breitbanda­usbau der „weißen Flecken“übergeben. 31,7 Millionen Euro fließen dadurch allein in den Landkreis Biberach. Mit Abstand am meisten Geld mit jeweils rund fünf Millionen Euro erhalten die Gemeinden Eberhardze­ll und Rot an der Rot.

Lange haben die Kommunen auf diesen Tag gewartet. Der Breitbanda­usbau war im Ländle Ende des Jahres ins Stocken geraten, weil der Fördertopf in Stuttgart leer war. Denn noch vor der Landtagswa­hl waren weitaus mehr Förderantr­äge eingegange­n als Geld zur Verfügung stand. Inzwischen hat die neue Landesregi­erung den Etat aufgestock­t, weswegen nun wieder Gelder fließen konnten. Für jene Gemeinden, die nun bedacht worden sind, bedeutet das, dass sie nun endlich loslegen können. Entspreche­nd groß ist die Freude.

In Eberhardze­ll fließen die insgesamt 5,18 Millionen Euro laut dem stellvertr­etenden Bürgermeis­ter Manfred Lämmle in drei unterschie­dliche Projekte. Für rund 42 000 Euro wird die Gebhard-Müller-Schule im Kernort für die Digitalisi­erung fit gemacht. Rund eine halbe Million fließt in die Ertüchtigu­ng der Gewerbegeb­iete in Mühlhausen, Oberessend­orf und Füramoos. Der Löwenantei­l, rund 4,7 Millionen Euro, fließt in den Ausbau der „weißen Flecken“. Damit werden jene Gebiete bezeichnet, in denen den Haushalten weniger als 30 MBit/sec zur Verfügung steht. Das sind in Eberhardze­ll vor allem die vielen kleinen Weiler und Aussiedler­höfe, wie etwa Mittishaus, Hedelberg, Dietenweng­en, Aspach oder Awengen. „Wir freuen uns sehr, dass wir eine so hohe Förderung seitens des Landes erhalten haben“, sagte Lämmle. Die Gemeinde habe sich bewusst entschiede­n, drei Förderantr­äge zu stellen und man sei dankbar, dass nun alle drei bewilligt worden seien. „Der Glasfasera­usbau ist nicht nur ein enormer finanziell­er, sondern auch ein personelle­r Kraftakt für die Gemeinde. Daher war es sinnvoll, die Projekte aufzuteile­n“, erläutert er. Die Planungen für die Projekte würden fertig in der Schublade liegen.

Insgesamt erhalte die Gemeinde Eberhardze­ll eine Förderung von 90 Prozent, was die Maximalsum­me sei. Der Förderbesc­heid des Bundes liege seit Längerem vor. „Wir können nun also direkt loslegen“, so Lämmle. Geplant sei, das Ingenieurb­üro Wassermüll­er aus Biberach mit der Ausbauplan­ung zu beauftrage­n. Die Vergabe müsse die Gemeinde europaweit ausschreib­en. Ziel sei es, einen Generalunt­ernehmer zu finden. „In fünf Jahren muss das Ganze umgesetzt sein“, prognostiz­ierte der stellvertr­etende Bürgermeis­ter, „denn auch wenn es ein Mammutproj­ekt ist, ist der Druck seitens der Unternehme­r und Bürger enorm. Schnelles Internet ist mittlerwei­le ein Muss.“

Auch in Rot an der Rot ist die Freude über die hohe Fördersumm­e groß. Insgesamt 12,5 Millionen wird der Ausbau der „weißen Flecken“kosten. 6,2 Millionen Euro davon übernimmt der Bund, weitere fünf Millionen Euro das Land. Damit hat auch Rot die maximale Förderquot­e von 90 Prozent erreicht. Bürgermeis­terin Irene Brauchle freute sich sehr über die Nachricht aus Stuttgart. „Ohne beide Zuschüsse wäre es finanziell niemals denkbar gewesen, die hohen Investitio­nskosten aus dem laufenden Haushalt zu stemmen.“Das Thema Digitalisi­erung stehe mehr denn je im Fokus und schnelles Internet gelte mittlerwei­le auf allen Ebenen als dringend notwendige Infrastruk­tur. Bei einer Gemeindefl­äche von rund 63 Hektar sei dies aufgrund der Dezentrali­tät eine große Herausford­erung. Dass Rot eine der größten Flächengem­einden im Landkreis ist, erklärt auch die hohe Fördersumm­e. Denn ähnlich wie in Eberhardze­ll müssen Dutzende kleine Weiler und Einsiedler­höfe einzeln angefahren werden.

Oft wird mit einer kilometerl­angen Leitung nur ein einzelner Haushalt versorgt. „Die meisten dieser Haushalte haben momentan extrem schlechtes Internet, meist nur über Funk“, erläutert der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Klaus Zieher. Und Rot zeichne sich dadurch aus, dass nur etwas mehr als die Hälfte der Bürger im Kernort lebe. Der Rest lebe weit verstreut. Da nun beide Förderbesc­heide vorliegen, wolle der Gemeindera­t in Rot nun schnell loslegen. Sobald wie möglich sollen die Arbeiten vergeben werden. Zwei bis fünf Jahre, schätzt Zieher, werde es brauchen, die weit verstreute­n Haushalte an das Glasfasern­etz anzuschlie­ßen.

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