Schwäbische Zeitung (Biberach)

Afghanista­n-Krise: Unterkünft­e gesucht

Memmingen bereitet sich auf das Szenario vor, dass sie Menschen aus Afghanista­n unterbring­en müssen

- Von Andreas Berger

MEMMINGEN/UNTERALLGÄ­U - Der Landkreis Unterallgä­u sucht derzeit nach Unterkünft­en, in denen Menschen aus Afghanista­n untergebra­cht werden können. Und auch die Stadt Memmingen bereitet sich darauf vor, eventuell Flüchtling­e aus dem krisengesc­hüttelten Land aufzunehme­n. Weil sich Afghanista­n nach dem Abzug aller deutschen und amerikanis­chen Truppen im Krisenmodu­s befindet, hat die Regierung von Schwaben die Städte und Gemeinden dazu aufgeforde­rt.

Memmingen: Derzeit leben in der Stadt 123 Menschen in dezentrale­n Unterkünft­en, etwa Gemeinscha­ftswohnung­en. Damit habe Memmingen die Quote erfüllt, die sich aus einem landesinte­rnen Verteilung­sschlüssel ergibt, sagt Pressespre­cherin Manuela Frieß. Unter diesen 123 Menschen sind auch solche, deren Asylantrag genehmigt wurde, die jedoch noch keine eigene Wohnung gefunden haben.

Viele der Unterkünft­e, die während der Flüchtling­swelle von der Stadt angemietet worden waren, stehen nicht mehr zur Verfügung. Weil die Zahl der Flüchtling­e seit dem Höhepunkt der Welle 2015 wieder gesunken sei, wurden viele Mietverträ­ge von der Stadt gekündigt. „Und Standby-Unterkünft­e gibt es nicht mehr“, sagt Walter Neß, Leiter des Ausländera­mts. Die Stadt muss also nach neuen Unterkünft­en suchen.

Doch wenn kurzfristi­g Menschen aus Afghanista­n aufgenomme­n werden müssten, werde es schon schnelle, vorläufige Lösungen geben, so Manuela Frieß.

Von sich aus anzubieten, Flüchtling­e aus Afghanista­n unterbring­en zu wollen, um in der akuten Not zu helfen, sei für eine Kommune nicht möglich. Oberbürger­meister Manfred Schilder: „Die Verteilung der Flüchtling­e ist im Asylgesetz geregelt (...). Eine eigene kommunale Flüchtling­spolitik, die die Aufnahme von Flüchtling­en aus einem bestimmten Herkunftsl­and vorsehen würde, ist rechtlich nicht möglich.“

In Memmingen sind derzeit 120 Personen aus Afghanista­n als wohnhaft gemeldet. Davon sind 29 als Flüchtling­e anerkannt. In den Asylunterk­ünften sind laut Stadt bisher nur vereinzelt afghanisch­e Staatsange­hörige untergebra­cht.

Unterallgä­u: „Auch wir beobachten in den Medien die Ereignisse in Afghanista­n und haben tiefstes Verständni­s“, sagt Tobias Ritschel, Leiter der Ausländerb­ehörde am Landratsam­t. „Momentan sind uns als lokale Ausländerb­ehörde aber die Hände gebunden. Wir können leider keine direkte Unterstütz­ung geben, da der Freistaat über die Bezirksreg­ierungen die Flüchtling­e den einzelnen Kreisverwa­ltungsbehö­rden zuweist. Das Landratsam­t selbst hat darauf keinen Einfluss.“Der Kreis rechne aber damit, demnächst Menschen aus Afghanista­n aufnehmen zu müssen. Deshalb suche er nach zusätzlich­en Unterkünft­en ab einer Wohnfläche von 200 Quadratmet­ern. Wer eine Unterkunft zur Verfügung stellen möchte, könne sich bei der Ausländerb­ehörde Unterallgä­u melden: Telefon 08261/995-185 oder -279. In den vergangene­n Jahren seien mehrere Mietverträ­ge für solche Unterkünft­e ausgelaufe­n, weil kein Bedarf mehr bestand. Teilweise nehme die Ausländerb­ehörde jetzt mit diesen Vermietern wieder Kontakt auf.

Derzeit gebe es 45 dezentrale Unterkünft­e - also Unterkünft­e, die vom Landratsam­t verwaltet werden. Dort leben 571 Personen. „Damit sind momentan unsere Kapazitäte­n ausgeschöp­ft.“Von den 571 Menschen seien etwa ein Drittel anerkannte Asylbewerb­er, „die eigentlich eine eigene Wohnung suchen müssten. Auf dem angespannt­en Wohnungsma­rkt ist es jedoch sehr schwer für Flüchtling­e, bezahlbare­n Wohnraum zu finden“.

Zu diesen Unterkünft­en, die der Landkreis für Flüchtling­e bereitstel­lt, kommen noch fünf Gemeinscha­ftsunterkü­nfte des Regierungs­bezirks Schwaben. Dort wohnen etwa 180 Menschen. Zusammen sind so rund 750 Personen in Flüchtling­sunterkünf­ten im Unterallgä­u untergebra­cht.

Regierung von Schwaben: In den Aufnahmeei­nrichtunge­n für Asylbewerb­er, die von der Regierung von Schwaben betreut werden und von denen es auch welche in Memmingen und im Unterallgä­u gibt, war die Zahl der Flüchtling­e aus Afghanista­n bereits im Juli gestiegen.

Wegen dieser Entwicklun­g und der Situation in Afghanista­n hatte die Regierung von Schwaben Städte und Landkreise darauf hingewiese­n, dass die Zahl an Flüchtling­en noch weiter steigen könne und die Aufnahmeka­pazitäten moderat ausgebaut werden müssen. In den Gemeinscha­ftsunterkü­nften der Regierung in Memmingen und im Unterallgä­u sind aktuell 197 Bewohner untergebra­cht. 208 belegbare Plätze sind noch frei, sagt Karl-Heinz Meyer, Regierungs-Pressespre­cher.

 ?? FOTO: ANDREAS BERGER ?? Eine der Gemeinscha­ftsunterkü­nfte für Flüchtling­e in Memmingen: Das Gebäude war während des Flüchtling­sansturms 2015 gebaut worden, um in der Stadt mehr Hilfesuche­nde unterbring­en zu können.
FOTO: ANDREAS BERGER Eine der Gemeinscha­ftsunterkü­nfte für Flüchtling­e in Memmingen: Das Gebäude war während des Flüchtling­sansturms 2015 gebaut worden, um in der Stadt mehr Hilfesuche­nde unterbring­en zu können.

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