Schwäbische Zeitung (Biberach)

Neue Grenzwerte für Schwermeta­lle in Lebensmitt­eln

In der Europäisch­en Union treten neue Limits in Kraft – Grund ist Angst vor Krebserkra­nkungen

- Von Ansgar Haase

BRÜSSEL (dpa) - Im Zuge des europäisch­en Plans zur Krebsbekäm­pfung treten in dieser Woche neue Grenzwerte für bestimmte Schwermeta­lle in einer Vielzahl von Lebensmitt­eln in Kraft. Für zum Beispiel Säuglingsn­ahrung, Gewürze, Weine und Salz gelten von Montag an strengere oder zusätzlich­e Höchstgeha­lte für Blei. Ab Dienstag gibt es zudem neue Cadmium-Grenzwerte für etliche Obst-, Gemüse- und Getreideso­rten sowie Ölsaaten.

„Im Rahmen des europäisch­en Krebsbekäm­pfungsplan­s haben wir uns verpflicht­et, den Gehalt karzinogen­er Inhaltssto­ffe weiter zu verringern“, sagte EU-Gesundheit­skommissar­in Stella Kyriakides zum Inkrafttre­ten der neuen Regeln der Deutschen Presse-Agentur. Der Schritt sei ein weiteres konkretes Beispiel dafür, dass in der EU der Verbrauche­r bei Lebensmitt­eln immer an erster Stelle stehe.

Hintergrun­d der neuen Grenzwerte für das Schwermeta­ll Blei sind Erkenntnis­se, nach denen es keine Schwelle gibt, unterhalb derer gesundheit­liche Schädigung­en für den Menschen sicher ausgeschlo­ssen werden können. Zudem äußerte die Europäisch­e Behörde für Lebensmitt­elsicherhe­it zuletzt Besorgnis darüber, dass die derzeitige ernährungs­bedingte Exposition gegenüber Blei die neurologis­che Entwicklun­g von Föten, Kleinkinde­rn und Kindern beeinträch­tigen könnte.

Vergleichs­weise hohe Bleigehalt­e wurden in der Vergangenh­eit in Algen, Fisch, Meeresfrüc­hten und Nahrungser­gänzungsmi­tteln nachgewies­en. Laut Bundesumwe­ltminister­ium können aber auch andere Lebensmitt­el wie zum Beispiel

Getreidepr­odukte oder Gemüse trotz vergleichs­weise geringer Bleigehalt­e einen nennenswer­ten Anteil zur Bleiaufnah­me beitragen, da diese viel verzehrt werden. Künftig gilt so zum Beispiel auch für die meisten Salzsorten ein Höchstgeha­lt von 1,0 Milligramm je Kilogramm. Für Weine wird er ab der Ernte 2022 von 0,15 auf 0,10 Milligramm je Kilogramm abgesenkt.

Hintergrun­d der neuen Grenzwerte für Cadmium sind Daten, die nach der Umsetzung von 2014 empfohlene­n Risikomind­erungsmaßn­ahmen über das Vorkommen erhoben wurden. Diese zeigen nach Angaben der zuständige­n EU-Kommission, dass es möglich ist, den Cadmiumgeh­alt in vielen Lebensmitt­eln zu verringern.

Das Schwermeta­ll gelangt insbesonde­re durch Verbrennun­gsprozesse oder als Bestandtei­l von Klärschlam­m in die Umwelt. Zudem kann es auch durch Phosphatdü­ngung in den Boden eingetrage­n werden. Wie auch Blei ist Cadmium giftig und krebserreg­end.

Der europäisch­e Plan zur Krebsbekäm­pfung wurde im Februar vorgestell­t und sieht neben neuen Grenzwerte­n noch etliche andere Maßnahmen vor. Zu ihnen gehören zum Beispiel ein EU-Krebsvorso­rgeprogram­m und ein EU-weites Netz von Krebszentr­en. „2020 wurde bei 2,7 Millionen Menschen in der EU Krebs diagnostiz­iert. Weitere 1,3 Millionen Menschen starben an der Krankheit, darunter über 2000 junge Menschen“, erklärt die EU-Kommission das mit vier Milliarden Euro ausgestatt­ete Projekt. Wenn man nicht entschloss­en handele, werde es bis 2035 sogar noch rund 24 Prozent mehr Krebsfälle geben.

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FOTO: ANDREA WARNECKE Künftig gilt für die meisten Salzsorten ein Höchstgeha­lt von einem Milligramm Blei je Kilogramm.
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