Schwäbische Zeitung (Biberach)
Der Erste
Beim Laufen macht Martin Schulz Gold klar
TOKIO (SID/dpa) - Das „Team D Paralympics“hat am fünften Wettkampftag in Tokio seine Erlöser gefeiert: Triathlet Martin Schulz und Tischtennisspieler Valentin Baus (siehe Text rechts) siegten – quasi per Doppelschlag – binnen nur 77 Minuten. Die erste „Goldrakete“habe gezündet, sagte der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), Friedhelm Julius Beucher, schon nach Martin Schulz’ Triumph strahlend und fügte emotional an: „Wir alle sind so glücklich und so froh. Es ist wirklich was abgefallen.“
Triathlet Schulz ließ sich von der 156 Wettkämpfe andauernden deutschen Gold-Durststrecke in Tokio sogar beflügeln. „Am Abend vor dem Wettkampf ist meinem Trainer und mir im Zimmer bewusst geworden, dass wir das Glück haben, die Ersten sein zu dürfen, und dass ich das erste Gold holen kann“, sagte der 31-Jährige. „Das war wirklich so ein Ding, was mich auf dem letzten Laufkilometer noch mal gepuscht hat.“
Als der geschafft war – um 9.28 Uhr Ortszeit – lief Martin Schulz jubelnd durch das Zielband, dann ließ er sich völlig entkräftet zu Boden fallen. Eine kraftraubende knappe Stunde in der schwülen Morgenhitze lag hinter dem Leipziger, dem seit Geburt der linke Unterarm fehlt.
„Mir war klar, dass das eine richtig coole Nummer werden kann“, sagte Schulz später. Wurde es – und er wiederholte nach einer extrem starken
Laufleistung seinen Paralympicssieg von Rio 2016. „Martin“, befand DBSPräsident Beucher, „ist ein großer Sieger.“
Und vor allem ein absolut professioneller Athlet. So hatte Martin Schulz im Vorfeld der Spiele eigens in einem beheizten Zelt trainiert, um die klimatischen Bedingungen in Tokio zu simulieren. Zudem arbeitete er im Strömungskanal an seiner Schwimmleistung. Arbeit, die sich am Sonntagmorgen voll auszahlte.
Schulz siegte in 58:10 Minuten mit 45 Sekunden Vorsprung auf den lange führenden Briten George Peasgood. Nach 750 Metern Schwimmen in der Bucht des Odaiba Marine Park stieg Schulz als Zweiter aus dem Wasser, mit genau einer Minute Rückstand auf Peasgood. Schon nach fünf von 20 Kilometern Radfahren hatte er den Rückstand auf 34 Sekunden verkürzt. Nach der Hälfte der fünf Kilometer langen Laufstrecke waren es nur noch fünf Sekunden Rückstand, dann schließlich zog Martin Schulz vorbei.