Schwäbische Zeitung (Biberach)
Tiger füttern und Dinos streicheln
„Tricture 3D – Komm ins Bild!“im Kloster Bad Schussenried lädt zum Knipsen täuschend echter Fotos ein
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ungrig fährt sich der Löwe mit der Zunge über sein Maul. Um ihm nicht zum Opfer zu fallen, füttert Joachim Moll ihn schnell mit einem Steak, das er glücklicherweise gerade zur Hand hat. Moment. Löwe? Steak? Was normalerweise eher seltene Anblicke im Kloster Bad Schussenried sind, zeigt eine Ausstellung seit Anfang Juni dort im Museum. Natürlich nicht in echt. Doch wirken sollen die Exponate der Schau „Tricture 3D – Komm ins Bild!“schon so, als wären sie real.
Genau das sei der Trick, verrät der Leiter der Klosterverwaltung Moll. „Ein oder mehrere Besucherinnen und Besucher platzieren sich vor dem Bild, während die Fotografin oder der Fotograf dirigiert“, sagt er. Ziel sei es, dass der Eindruck entstehe, die Person sei Teil des Bildes.
Wie die Besucherinnen und Besucher das tun, bleibt ihnen überlassen. Die Exponate liefern allerdings in der Regel mehr oder weniger deutliche Anregungen. Da ist zum Beispiel der Höhlenbär, der mit einem brennenden Stock abgewehrt werden will. Oder der Pirat, der seinen Rum verschüttet – genau auf den Kopf von Moll, der spontan vor dem Bild auf allen Vieren geht.
Dass die Menschen sich das trauen, sei dabei keine Selbstverständlichkeit, berichtet er. „Eigentlich müsste man vorher einen Sekt trinken, um die Scheu zu überwinden.“Bloß Kinder kennen meist keine Hemmungen und kommen sofort auf viele Ideen, was sie mit dem Bild anstellen können. Vor allem ältere
Mädchen und Jungs finden dabei auf den oberen zwei Etagen des Konventbaus ihren Spaß, sagt Moll. Für Jüngere sei eher die sich im Erdgeschoss befindliche Lego-Ausstellung geeignet.
Noch bis zum 6. März kommenden Jahres sind beide Ausstellungen geöffnet. Bislang sei der Andrang vor allem in kälteren und verregneten Wochen – in diesem Sommer ja keine Seltenheit – da, berichtet Moll, während er durch die weiten Gänge und großen Räume des Klosterbaus spaziert. Die bieten in der aktuellen Situation auch gleichzeitig einen unverkennbaren Vorteil: Die Menschen können leicht Abstand zueinander halten.
„Bislang funktioniert das sehr gut“, sagt der Leiter der Klosterverwaltung. Wie überall in Baden-Württemberg auch herrscht im Kloster zurzeit die 3G-Regelung. Wer die Ausstellungen besichtigen will, braucht einen Impf-, Genesenenoder Testnachweis. Ausgenommen davon sind Kinder bis einschließlich fünf Jahre, Kinder mit sechs und sieben Jahren, die noch nicht eingeschult wurden, sowie Schülerinnen und Schüler, die als Nachweis den Schülerausweis vorzeigen können. Zudem werden am Eingang des Museums die Kontaktdaten über die Luca-App oder ein Formular erhoben. Dieses können Gäste allerdings auch schon vorher
Sommerzeit auf der Webseite des Klosters downloaden, ausfüllen und mitbringen.
Im Gebäude dann müssen die Besucherinnen und Besucher mit einer medizinischen oder FFP2-Maske unterwegs sein und den Abstand von 1,5 Metern zueinander wahren. Moll ist dabei überzeugt davon, dass sich die Gäste schnell an die neuen Regeln gewöhnen werden. „Bei den Masken hat das ja auch geklappt.“Allerdings wirken die Masken schon ein wenig wie Fremdkörper auf den geschossenen Fotos.
Die Ausstellungsmacher planen Erweiterungen: Für die „Tricture 3D“-Schau wollen sie in Zukunft vielleicht eine Fotowand mit den schönsten Schnappschüssen der Besucherinnen und Besucher aufstellen. So bekämen alle Anregungen, was sie während des rund eineinhalbbis zweistündigen Rundgangs durch die Ausstellungen mit den Exponaten anstellen können. Ob Dinosaurier, Dschungel, Monster oder Märchen – die Verantwortlichen wollen mit der 3D-Ausstellung, die bereits die dritte ihrer Art im Kloster Schussenried ist, ein breites Publikum ansprechen.
Und tatsächlich kommt Moll bei seinem Rundgang durch die Ausstellung an einer Gruppe älterer Damen vorbei, die überlegt, wie sie sich vor einem Bild mit Tigern positionieren soll. Und an einem kleinen Mädchen, das seinen Eltern vor einem Dinosaurier-Exponat Anweisungen für das Foto gibt.
Viele, die ihre Scheu erst einmal überwunden haben, scheinen ihren Spaß in der 3D-Ausstellung zu finden. Und wer hinterher noch mehr sehen möchte, der könne den barocken Bibliothekssaal des Klosters besichtigen, sagt Moll.
Zeit für einen Rundgang durch die Ausstellungen haben Gäste noch bis Ende Oktober jeweils von Dienstag bis Freitag von zehn bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr; samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 17 Uhr. Danach gelten die Winteröffnungszeiten. Voranmelden können sie sich unter 07583/9269140. Weitere Informationen unter www.klosterschussenried.de
Alle Beiträge der „Sommerzeit“Serie finden Sie auch unter www.schwäbische.de/sommerzeit