Schwäbische Zeitung (Biberach)
Am Ende unschön
Ach, könnte doch schon der 26. September sein. Der Tag, an dem am Abend alle Kreuzchen gemacht sind. Dann würde den Wählern wahrscheinlich viel Unschönes erspart. Sätze wie dieser von Armin Laschet beim CSU-Parteitag: „In all den Entscheidungen der Nachkriegsgeschichte standen Sozialdemokraten immer auf der falschen Seite.“Das sagt der Unionskanzlerkandidat über eine Partei, die in 16 Merkel-Jahren zwölf Jahre lang mit am Regierungstisch saß, und deren Verdienste etwa in der Ostpolitik er natürlich genau kennt. Doch im Bemühen, es der CSU Recht zu machen, für Söder und Co. den stahlharten Wahlkämpfer zu geben, ist Laschet offenbar bereit, auch missverständliche Sätze zu sagen – um es freundlich zu formulieren. An dieser Bestandsaufnahme ändert auch Laschets nachgeschobene Einschränkung „in der Wirtschafts- und Finanzpolitik“nichts.
Die Angriffe auf die SPD haben dem Kanzlerkandidaten zwar den Applaus der CSU-Delegierten eingebracht, ob die Wähler ähnlich enthusiasmiert reagieren, darf bezweifelt werden. Die Unionseinheitsshow kommt einerseits zu spät, viele Briefwähler haben sich bereits entscheiden, andererseits ist sie nicht glaubhaft. Kurz vor dem Parteitag wiederholte CSU-Generalsekretär Markus Blume, was ohnehin alle in der CSU und einige in der CDU denken: dass Söder der bessere Kanzlerkandidat gewesen wäre. Solche Äußerungen sind Gift für den Unionswahlkampf, das weiß die CSU. Aber offensichtlich war es ihr wichtiger, bereits vor dem Wahlabend klarzumachen, wer nicht verantwortlich ist für eine mögliche Niederlage, als alles dafür zu tun, diese zu verhindern.
In Laschets Haut möchte wohl niemand stecken. Auf ihm lastet der Druck, eine Trendwende herbeizuführen, die kaum mehr wahrscheinlich ist. Zugleich weiß er, dass ein schlechtes Abschneiden der Union, nicht nur ihn die Kanzlerschaft, sondern auch Dutzende Delegierte das Mandat kosten wird. Dennoch bringt es nichts, wenn er auf den letzten Metern Angriffe fährt, die selbst in Wahlkampfzeiten peinlich sind. Das ist der kurze Beifall der CSU nicht wert.