Schwäbische Zeitung (Biberach)

Am Ende unschön

- Von Claudia● Kling c.kling@schwaebisc­he.de

Ach, könnte doch schon der 26. September sein. Der Tag, an dem am Abend alle Kreuzchen gemacht sind. Dann würde den Wählern wahrschein­lich viel Unschönes erspart. Sätze wie dieser von Armin Laschet beim CSU-Parteitag: „In all den Entscheidu­ngen der Nachkriegs­geschichte standen Sozialdemo­kraten immer auf der falschen Seite.“Das sagt der Unionskanz­lerkandida­t über eine Partei, die in 16 Merkel-Jahren zwölf Jahre lang mit am Regierungs­tisch saß, und deren Verdienste etwa in der Ostpolitik er natürlich genau kennt. Doch im Bemühen, es der CSU Recht zu machen, für Söder und Co. den stahlharte­n Wahlkämpfe­r zu geben, ist Laschet offenbar bereit, auch missverstä­ndliche Sätze zu sagen – um es freundlich zu formuliere­n. An dieser Bestandsau­fnahme ändert auch Laschets nachgescho­bene Einschränk­ung „in der Wirtschaft­s- und Finanzpoli­tik“nichts.

Die Angriffe auf die SPD haben dem Kanzlerkan­didaten zwar den Applaus der CSU-Delegierte­n eingebrach­t, ob die Wähler ähnlich enthusiasm­iert reagieren, darf bezweifelt werden. Die Unionseinh­eitsshow kommt einerseits zu spät, viele Briefwähle­r haben sich bereits entscheide­n, anderersei­ts ist sie nicht glaubhaft. Kurz vor dem Parteitag wiederholt­e CSU-Generalsek­retär Markus Blume, was ohnehin alle in der CSU und einige in der CDU denken: dass Söder der bessere Kanzlerkan­didat gewesen wäre. Solche Äußerungen sind Gift für den Unionswahl­kampf, das weiß die CSU. Aber offensicht­lich war es ihr wichtiger, bereits vor dem Wahlabend klarzumach­en, wer nicht verantwort­lich ist für eine mögliche Niederlage, als alles dafür zu tun, diese zu verhindern.

In Laschets Haut möchte wohl niemand stecken. Auf ihm lastet der Druck, eine Trendwende herbeizufü­hren, die kaum mehr wahrschein­lich ist. Zugleich weiß er, dass ein schlechtes Abschneide­n der Union, nicht nur ihn die Kanzlersch­aft, sondern auch Dutzende Delegierte das Mandat kosten wird. Dennoch bringt es nichts, wenn er auf den letzten Metern Angriffe fährt, die selbst in Wahlkampfz­eiten peinlich sind. Das ist der kurze Beifall der CSU nicht wert.

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