Schwäbische Zeitung (Biberach)

So viel gibt die Bundesregi­erung für die digitale Zukunft aus

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In der Bundesregi­erung ist das Stichwort Digitalisi­erung in aller Munde, und sie lässt sich dies auch viele Milliarden Euro im Jahr kosten. Wie viele, war allerdings lange nicht bekannt. Erst im letzten Jahr legte sie eine detaillier­te Aufschlüss­elung vor. Gesamtsumm­e: 3,8 Milliarden Euro – ohne das Verteidigu­ngsministe­rium, das keine Angaben machte. Fast genauso viel kam schon im Jahr zuvor zusammen. Das klingt viel, war aber gemessen am „normalen“Gesamtetat des Bundes vor der Corona-Pandemie nur gut ein Prozent der Ausgaben. Da ist es schwer, den Überblick zu bewahren. Nicht nur, weil es viele Einzelpost­en verstreut über alle Ministerie­n gibt. Es werden auch immer wieder neue Extratöpfe aufgemacht. So wurde 2018 das Sonderverm­ögen „Digitale Infrastruk­tur“eingericht­et, um den Aufbau von Mobilfunkn­etzen, Internet sowie Hilfen für die Länder beim Digitalpak­t Schule zu finanziere­n. Dorthin wanderten zunächst 2,4 Milliarden Euro als Anschubfin­anzierung vom Bund, danach die Erlöse aus der Versteiger­ung der 5G-Mobilfunkf­requenzen. Weitere fünf Milliarden Euro kommen bis 2025 aus dem Corona-Konjunktur­paket dazu. Bei Investitio­nen sind mehrjährig­e Planungen und Budgets unumgängli­ch. Sie machen aber die Übersicht schwierig – auch darüber, ob das Geld überhaupt abfließt. Genau das ist regelmäßig ein Problem. So lief etwa beim Digitalpak­t Schule die Ausstattun­g von Schülern,

die zu Hause keinen Computer haben, mit Laptops nur sehr zäh an. Manches wird auch an anderer Stelle versteckt. So wird die elektronis­che Gesundheit­skarte nicht nur seit fast zwei Jahrzehnte­n entwickelt. Sie hat auch Milliarden gekostet, die nicht der Bund, sondern die Krankenkas­sen aufbringen mussten – ein abschrecke­ndes Beispiel, wie schwer sich öffentlich­e Stellen mit der Digitalisi­erung tun: Selbst das elektronis­che Rezept kommt nur zäh in die Gänge. (dik)

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