Schwäbische Zeitung (Biberach)

M-Dax im Schatten der Dax-Reform

Zahl der Mitglieder in der zweiten deutschen Börsenreih­e sinkt von 60 auf 50

- Von Thomas Spengler

STUTTGART - Vor gut einer Woche wurden die zehn Unternehme­n präsentier­t, mit denen der Deutsche Aktieninde­x Dax per 20. September von 30 auf 40 Mitglieder aufgestock­t werden soll – die größte Reform in der Geschichte der ersten deutschen Börsenliga seit ihrem Start im Jahr 1988, wie die Deutsche Börse es nannte. Der Schwerpunk­t der öffentlich­en Aufmerksam­keit lag da natürlich auf den zehn Newcomern. Neu mit dabei sind unter anderem der Flugzeugba­uer Airbus, die Medizintec­hnikfirmen Siemens Healthinee­rs und Sartorius oder Porsche und Zalando. Mit Puma gesellt sich zu Adidas gar der zweite Sportartik­elherstell­er aus Herzogenau­rach. „Der Dax wird damit noch attraktive­r, denn die neuen Spieler sind jünger und bringen andere Ideen aufs Spielfeld“, sagt dazu Christine Bortenläng­er, geschäftsf­ührende Vorständin des Deutschen Aktieninst­ituts (DAI).

Doch im Schatten der Reform des deutschen Leitindex stehen dagegen die Veränderun­gen, die der kleinere Bruder des Dax, der M-Dax, hinnehmen muss. Während der Dax zehn Unternehme­n aus dem Mittelstan­dsindex hinzugewin­nt, reduziert sich nämlich die Zahl der M-Dax-Mitglieder von 60 auf 50. Zwar steigen aus dem S-Dax fünf Unternehme­n in den M-Dax auf, dafür werden auch fünf weitere nach unten abgegeben. Dies entspricht unterm Strich einem Aderlass von rund 45 Prozent an Marktkapit­alisierung, die der M-Dax hinnehmen muss, ohne dafür wieder aufgestock­t zu werden, rechnet das Deutsche Aktieninst­itut vor. Darauf müssen sich nun Privatanle­ger, die über Fonds oder ETFs im M-Dax investiert sind, nun einstellen.

Denn gleichzeit­ig geht die Schrumpfun­g des M-Dax mit signifikan­ten Verschiebu­ngen der Sektorgewi­chtungen in dem Index einher, sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestra­tege der Deutschen Bank. Während die Indexantei­le der Sektoren Immobilien, Informatio­nstechnolo­gie und Kommunikat­ionsdienst­leistungen um sechs beziehungs­weise um jeweils vier Prozentpun­kte auf zweistelli­ge Werte steigen dürften, büßen die Sektoren Zyklischer Konsum und Gesundheit laut Deutscher Bank etwa elf beziehungs­weise acht Prozentpun­kte ein. Im neuen M-Dax sind sie dann nur noch mit acht beziehungs­weise mit neun Prozent gewichtet. Industrieu­nternehmen werden indes auch nach der Umstellung mit rund 20 Prozent Indexantei­l den größten Sektor bilden. Die entstanden­e Lücke zu schließen, wäre ohnehin gar nicht so einfach gewesen.

Denn hier zeigt sich nach der Lesart des DAI eine generelle Schwäche des deutschen Kapitalmar­kts: Im Fußball würde man sagen, es liegt an der mangelhaft­en Nachwuchsa­rbeit. Die Rahmenbedi­ngungen für Börsengang und Börsennoti­z gelten demnach am deutschen Kapitalmar­kt im internatio­nalen Vergleich schlicht zu unattrakti­v. Damit ist auch die Zahl der börsennoti­erten Unternehme­n in Deutschlan­d generell zu gering, um eine starke erste Börsenliga und dazu einen ebenso kraftvolle­n Unterbau aus weiteren starken Spielklass­en zu stellen. Im europäisch­en und internatio­nalen Vergleich schneidet Deutschlan­d bei der Zahl börsennoti­erter Firmen deshalb schlecht ab. So gibt es hierzuland­e nur 500 börsennoti­erte Unternehme­n – gegenüber 2300 in Großbritan­nien oder Spanien mit fast 2800. Umkehrt spiegelt diese Betrachtun­g die Dominanz von mittelstän­dischen Firmen wider, was ja gemeinhin als ein Erfolgsmer­kmal der deutschen Wirtschaft gilt.

Damit kristallis­iert sich der MDax zum Verlierer der Indexrefor­m heraus. Unterm Strich bleibt dem Mittelstan­dsindex dennoch eine, wenn auch geschwächt­e Rolle als Anlage-Orientieru­ng am deutschen Kapitalmar­kt. So erachtet Stephan von der Deutschen Bank den M-Dax weiterhin für Anleger als interessan­t. „Wegen des höheren Risikos bei Nebenwerte­n verspricht der Index auch zukünftig eine höhere Rendite“, sagt er. Ob sich der M-Dax freilich, so wie in der Vergangenh­eit, besser als sein großer Bruder entwickelt, muss sich erst noch zeigen.

Wie beim erweiterte­n Dax 40 gelten auch für den M-Dax die geänderten Bedingunge­n der Deutschen Börse. Mit am wichtigste­n ist, dass die Index-Mitglieder nur noch nachdem Parameter der Marktkapit­alisierung gewogen werden. Das Kriterium Börsenumsa­tz dagegen entfällt. Außerdem müssen die Kandidaten in ihren letzten beiden Jahresbads­chlüssen ein positives Vorsteuere­rgebnis ausweisen.

 ?? FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA ?? Bulle und Bär vor der deutschen Börse in Frankfurt: Die Zahl der M-Dax-Mitglieder reduziert sich von 60 auf 50.
FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA Bulle und Bär vor der deutschen Börse in Frankfurt: Die Zahl der M-Dax-Mitglieder reduziert sich von 60 auf 50.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany