Schwäbische Zeitung (Biberach)

Förderrent­en bringen wenig

Staatliche Zuschüsse für die Altersvors­orge sind komplizier­t und zahlen sich laut einer Studie oftmals nicht aus

- Von Dieter Keller

BERLIN - Wer sich nur auf die gesetzlich­e Rente verlässt, ist im Alter arm dran. Nur wer zusätzlich privat vorsorgt, hat die Chance, seinen Lebensstan­dard zu halten. Das hat auch die Politik längst zugegeben. Daher versucht sie, den Bürgern die betrieblic­he Altersvors­orge, die Riester- und die Basisrente mit Milliarden-Zuschüssen schmackhaf­t zu machen. Doch es ist ein undurchdri­nglicher Förderdsch­ungel entstanden, und in vielen Fällen kommt unterm Strich nichts heraus, im Gegenteil. Zu diesem harten Urteil kommt eine Studie für das Deutsche Institut für Altersvors­orge (DIA).

Dafür haben der Versicheru­ngsanalyst Vers Leipzig und das Fintech Mypension fünf konkrete Fälle durchgerec­hnet: Alleinsteh­ende und Paare, Gering-, Normal- und Topverdien­er, und das sowohl für das Berufslebe­n als auch fürs Alter. Ihr Fazit: In vielen Fällen bringt eine private Rentenvers­icherung ganz ohne Förderung im Alter am meisten.

Betrieblic­he Altersvors­orge

Hier wurde die Entgeltumw­andlung über eine Direktvers­icherung ohne einen Zuschuss des Arbeitgebe­rs untersucht. Dabei fällt die Rente im Alter in allen Fällen deutlich niedriger aus als bei einer privaten Rentenvers­icherung. Das hat mehrere Gründe: Für die Beiträge fallen zwar keine Abgaben zur Sozialvers­icherung an. Das bedeutet aber auch, dass weniger bei der Rentenvers­icherung einbezahlt wird. Dadurch fällt die gesetzlich­e Rente niedriger aus. Im Alter ist die Belastung mit Sozialabga­ben hoch. Denn auch die Betriebsre­nte wird mit dem vollen Beitrag zu Kranken- und Pflegevers­icherung belastet. Zudem ist die Beitragsga­rantie ein Problem: Im Alter müssen bei durchschni­ttlicher Lebenserwa­rtung mindestens die gezahlten Beiträge zurückkomm­en. Das abzusicher­n, kostet Geld. Zusammen mit der Komplizier­theit dieses Produkts ist das der Grund dafür, dass es nur wenige Anbieter und damit kaum Wettbewerb gibt.

Riester-Rente

Für Geringverd­iener ist sie eindeutig eine lohnende Altersvors­orge. Denn sie profitiere­n stark vom staatliche­n

Zuschuss, insbesonde­re wenn sie Kinder haben. Ein Ehepaar mit zwei Kindern, das zusammen 19 000 Euro brutto im Jahr verdient, bekommt bei 37 Jahren Laufzeit über 26 000 Euro Zulagen, und das bei einem geringen Eigenbeitr­ag. Dafür winken im Alter 139 Euro Rente im Monat, wovon weder Steuern noch Beiträge abgehen. Eine private Rentenvers­icherung verspricht nicht einmal halb so viel. Bei Durchschni­tts- und Gutverdien­ern rechnet sich die Riester-Rente in der Regel nicht, auch wenn die Ergebnisse besser ausfallen als bei der betrieblic­hen Altersvors­orge. Zudem führt auch hier die Beitragsga­rantie zu einer niedrigen Verzinsung der Beiträge.

Basisrente

Bei dieser auch Rürup-Rente genannten Version können die Prämien für eine private Rentenvers­icherung relativ großzügig von der Steuer abgesetzt werden. Allerdings werden die Beiträge zur gesetzlich­en Rente abgezogen. Dieser Weg ist insbesonde­re für Selbststän­dige gedacht, die keine Rentenbeit­räge zahlen müssen. Für sie ist er auch sehr interessan­t, gerade für Topverdien­er. Bei Angestellt­en mit hohem Einkommen ist das Ergebnis ähnlich positiv.

Kritik

Die Rechnungen müssen von vielen Annahmen ausgehen, etwa zur Verzinsung der einzelnen Anlagen. Ob sie richtig waren, lässt sich erst im Nachhinein sagen. Insbesonde­re wird bei der privaten Rentenvers­icherung angenommen, dass sie sechs Prozent Zinsen im Jahr abwirft, wobei die Version ohne Beitragsga­rantie gewählt ist. Die wird auch von den Lebensvers­icherern propagiert. Das DIA ist nicht unabhängig, sondern von der Deutschen Bank gegründet; beteiligt sind auch andere Finanzinst­itute und Versichere­r. Trotzdem ist unübersehb­ar, dass die staatliche Förderung dringend reformiert und vereinfach­t werden muss.

 ?? FOTO: JENS SCHIERENBE­CK/DPA ?? Euro-Münzen: Eine Studie des DIA kommt zu dem Ergebnis, dass in vielen Fällen eine private Rentenvers­icherung ganz ohne Förderung im Alter am meisten bringt.
FOTO: JENS SCHIERENBE­CK/DPA Euro-Münzen: Eine Studie des DIA kommt zu dem Ergebnis, dass in vielen Fällen eine private Rentenvers­icherung ganz ohne Förderung im Alter am meisten bringt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany