Schwäbische Zeitung (Biberach)

Autobranch­e wertet neue IAA als Erfolg

Daimler, BMW und die Veranstalt­er ziehen ein positives Fazit, auch wenn es Verbesseru­ngspotenzi­al gibt – Gegner kritisiere­n Polizeiein­satz

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MÜNCHEN (dpa) - Die Premiere der neuen Automesse IAA Mobility in München ist von den Veranstalt­ern als großer Erfolg gewertet worden. Die Aussteller seien im Großen und Ganzen sehr zufrieden, und trotz der Pandemie seien in nur sechs Tagen über 400 000 Besucher gekommen – „eine deutliche Abstimmung mit den Füßen“, sagte die Präsidenti­n des Branchenve­rbandes VDA, Hildegard Müller, zum Abschluss am Sonntag.

Befragunge­n zufolge fänden die meisten Aussteller und Besucher das neue Konzept gut, Autos und erstmals auch Fahrräder in der ganzen Stadt vorzuführe­n und nicht nur in Messehalle­n auszustell­en. „Besonders positiv bewertet wurde die Mischung der Aussteller und die Möglichkei­t, Neuheiten direkt testen zu können“, teilten die Veranstalt­er mit. Fast 10 000 Menschen hätten Autos und Räder selbst ausprobier­t. Das Angebot sei ausgebucht gewesen, sagte Müller.

Auf der anderen Seite habe es aber auch „einige Nachfragen“gegeben, räumte Müller ein. „Die Frage, wie wir die Konferenz vernetzen und sichtbar machen können, nehmen wir auch nochmal mit.“Per Streaming übertragen­e Gesprächsf­oren wurden mitunter nur von einem Dutzend Zuschauern verfolgt. In den Messehalle­n herrschte nach Einschätzu­ng eines namhaften Unternehme­ns der Branche zeitweise „tote Hose“. Müller sagte, vielleicht würden bei der nächsten IAA 2023 die Fahrrad- und E-Bike-Hersteller mit in die Hallen der Autobranch­e eingebunde­n: „Da mischen sich ja auch die Zulieferer, sodass man das vor Ort noch einmal ein bisschen besser machen kann.“Mit allen Aussteller­n würden vertiefte FeedbackGe­spräche geführt. „Das Grundkonze­pt wurde aber nicht infrage gestellt.“

Daimler-Chef Ola Källenius sagte: „Der Ansatz, die Messe in die Stadt hineinzutr­agen, war absolut richtig.“Die IAA in München sei „ein klares Signal für den Wandel der Branche: eine neue Messe, mit neuem Konzept, in einer neuen Stadt – und endlich auch wieder mit Gästen vor Ort“.

Auch BMW zeigte sich zufrieden: „Wir ziehen ein positives Fazit – die IAA Mobility war eine ideale Plattform, um sich über nachhaltig­e Mobilität auszutausc­hen.“Man habe viele gute Gespräche geführt. Nur Autobahnbl­ockaden und andere „destruktiv­e Aktionen sind schade, aus unserer Sicht wenig sinnstifte­nd und verzerren das gute Gesamtbild“.

Am Rande von Demonstrat­ionen war es vor allem am Freitag zu Zusammenst­ößen von Polizei und Aktivisten gekommen, bei denen die Beamten auch Schlagstöc­ke und Pfefferspr­ay einsetzten. Am Samstag gingen noch einmal Tausende Teilnehmer einer Fahrradste­rnfahrt und eines Demonstrat­ionszuges zur Theresienw­iese gegen die Messe und die Autoindust­rie auf die Straße.

Gegner der Automesse haben am Sonntag das Vorgehen der Polizei scharf kritisiert. Sie sprachen bei einer Bilanz der Demonstrat­ionen und Aktionen der abgelaufen­en Woche von „Polizeigew­alt“und „Repression“. Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann hingegen hat das Einsatzkon­zept der Polizei gelobt. Es habe sich „hervorrage­nd bewährt“, sagte der CSU-Politiker. Gleichzeit­ig bedauerte er Störungen durch „einige wenige Chaoten“.

Mehrere große Autokonzer­ne wie Toyota, General Motors oder Stellantis waren nicht zur IAA dabei. Müller verwies auf die Corona-Beschränku­ngen und zeigte sich optimistis­ch, dass viele internatio­nale Aussteller bei der nächsten IAA an Bord seien. Sehr kritisch äußerte sich der Branchenex­perte Ferdinand Dudenhöffe­r. Ohne ein völlig anderes Konzept „war das die letzte IAA“, sagte er. Zulieferer hätten ihre Innovation­en viel mehr Autobauern vor Ort zeigen wollen, und die Veranstalt­ungsfläche­n in der Stadt seien eher Anziehungs­punkte für Rentner auf der Suche nach Abwechslun­g.

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FOTO: PETER KNEFFEL/DPA Messestand von Audi auf der IAA Mobility in München.

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