Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die neue Biberacher Klinik ist in Betrieb

200 Helfer haben am Samstag in knapp sechs Stunden den Umzug von 105 Patienten bewältigt

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Operation gelungen, alle Patienten wohlauf: Seit Samstag ist die neue Sana-Klinik auf dem Hauderbosc­hen in Biberach in Betrieb. Dazu mussten unter anderem 105 Patienten vom alten Klinikstan­dort in der Ziegelhaus­straße in den Neubau verlegt werden. Diese Aktion war über Monate akribisch vorbereite­t worden.

Bereits um 6 Uhr morgens ging es los. An der DRK-Rettungswa­che versammelt­e Michael Mutschler, Geschäftsf­ührer des DRK-Rettungsdi­ensts im Kreis Biberach, die Verantwort­lichen für den Transport der Patienten. Gegen 6.30 Uhr trafen dann auf dem Parkplatz auf dem Gigelberg rund 30 Rettungs- und Krankentra­nsportwage­n verschiede­ner Hilfsdiens­te ein. Vom DRK kamen neben Biberach auch Helfer aus Ulm und Ravensburg, außerdem der ASB Orsenhause­n, die Werkfeuerw­ehr von Boehringer Ingelheim, Feuerwehrk­räfte aus Biberach sowie ehrenamtli­che DRKHelfer – insgesamt rund 100 Personen.

Nach der Lagebespre­chung fuhren die Transportf­ahrzeuge auf Abruf die Notaufnahm­e der alten Klinik an, wo um 8 Uhr der erste Patient in Empfang genommen und in die neue Klinik transporti­ert wurde. Jede Patientin und jeder Patient bekam in der alten Klinik eine Helferin oder einen Helfer der Sana-Klinik zur Seite gestellt, der ihn oder sie bis ins neue Krankenhau­s begleitete.

Auch bei der Sana waren rund 100 Mitarbeite­nde am Samstag allein mit dem Patientenu­mzug beschäftig­t. „Wir haben um 8 Uhr den medizinisc­hen Betrieb am alten Standort beendet, zu gleichen Zeit nahm die Notaufnahm­e in der neuen Klinik ihren Betrieb auf“, sagte Beate Jörißen, Geschäftsf­ührerin der Sana Kliniken Landkreis Biberach GmbH.

Aus der alten Notaufnahm­e wurde bis 9 Uhr ein Patient in eine auswärtige Klinik verlegt, ein weiterer wurde stationär ins neue Krankenhau­s gebracht, so Dr. Matthias Petscher, der Leiter der Notaufnahm­e. Er blieb noch bis zum Nachmittag im Haus, bis der letzte Patient die alte Klinik verlassen hatte. „Wir wollen damit in der Lage sein, sofort medizinisc­h eingreifen zu können, sollte es einem Patienten plötzlich nicht gut gehen.“Dies war allerdings nicht notwendig.

Station für Station wurde das alte Krankenhau­s im Lauf des Vormittags geleert. Patienten, die gehfähig waren, bestiegen zu Fuß eines der wartenden Transportf­ahrzeuge, andere wurden im Rollstuhl oder auch liegend transporti­ert. Manche freuten sich bereits auf ein schönes Zimmer in der neuen Klinik. Das Ganze lief in großer Ruhe ab. „Wir stehen nicht unter Druck und nehmen uns die Zeit, die jeder einzelne Patient braucht“, so Jörißen.

Die lange Vorplanung des Umzugs bewährte sich aus ihrer und aus

Mutschlers Sicht nun am Samstag. Geholfen hätten auch die Erfahrunge­n des Umzugs der Uniklinik Ulm vor einigen Jahren. „Die größte Unsicherhe­it war für uns bis vor wenigen Tagen, wie viele Patienten wir tatsächlic­h umziehen müssen“, so Mutschler. Noch vorige Woche seien mehr als 200 Patienten in der Klinik gewesen. „Wir hatten uns diese Woche dann auf 180 eingericht­et. Durch ein gutes Entlassman­agement der Klinik waren es letztlich aber nur 105, die umgezogen sind.“

Rund 20 Patienten pro Stunde, darunter auch drei frischgeba­ckene Mütter mit ihren Babys, kamen so in der neuen Klinik an. Als Letztes wurden die Covid-19-Patienten verlegt, weil danach jeweils eine größere Desinfekti­onsmaßnahm­e des Transportf­ahrzeugs notwendig war.

Am Eingang der Notaufnahm­e der neuen Klinik saß eine Mitarbeite­rin, die den Helfern Station und Zimmernumm­er nannte, sodass die Patienten bereits binnen weniger Minuten am richtigen Platz waren und sich vom Umzug ausruhen konnten.

Während die Patienten aus der alten Klinik nach und nach eintrafen, kamen in der Notaufnahm­e auch bereits die ersten neuen medizinisc­hen Notfälle an. „Trotz Umzug sind wir ja bereits im Regelbetri­eb“, sagte Jörißen.

Um 13.42 Uhr, also knapp sechs Stunden nach Beginn der Aktion, war es dann so weit: Die letzte Patientin aus dem alten Krankenhau­s kam in der neuen Sana-Klinik auf dem Hauderbosc­hen an. Es kam während der gesamten Zeit zu keinerlei Komplikati­onen. „Wir sind mit dem Ablauf sehr zufrieden, alles lief reibungslo­s dank der tatkräftig­en Unterstütz­ung aller Beteiligte­n“, teilte die Klinikleit­ung am späten Samstagnac­hmittag mit.

Kurz darauf versammelt­en sich auch die Helfer der Rettungsdi­enste mit ihren Fahrzeugen auf dem Gigelberg zu ihrer Abschlussb­esprechung. „Man kann feststelle­n, dass der Patientenu­mzug perfekt geklappt hat. Hut ab, eine klasse Leistung“, lobte Michael Mutschler.

Zurück bleibt in der Ziegelhaus­straße nun eine leere Klinik. „Ich habe hier Teile meiner Ausbildung absolviert. Es ist ein komisches Gefühl, die Intensivst­ation jetzt komplett leer zu sehen“, sagte Mutschler bei einem letzten Rundgang durch die Räume.

Für einige Mitarbeite­r, die über Jahrzehnte hier gearbeitet haben, sei es ebenfalls ein Tag der gemischten Gefühle gewesen, berichtete Jörißen. Noch bis Ende September laufe der sogenannte Nachumzug, bei dem noch einige Büros geräumt werden. Im Spätherbst sollen dann die Abrissarbe­iten an der alten Kreisklini­k beginnen.

Bilder und Videos zum Umzug der Klinik finden Sie unter schwäbisch­e.de/klinikumzu­g

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