Schwäbische Zeitung (Biberach)

Alles blickt auf den DFB

Debatte um den WM-Rhythmus erhitzt weiter Gemüter

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FRANKFURT (SID) - Am Wochenende tauschten Gegner und Befürworte­r noch einmal mit Nachdruck ihre Argumente aus – doch im eskalierte­n Streit um den WM-Zyklus richten sich die Blicke nun gespannt auf den größten Einzelspor­tverband der Welt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) muss entscheide­n, ob er beim Zoff um eine Endrunde im Zwei-Jahres-Rhythmus dem Weltverban­d FIFA oder der Europäisch­en Fußball-Union (UEFA) folgt.

Dabei steht der DFB vor einem Dilemma – denn die Unterstütz­ung einer der beiden Seiten wird in jedem Fall Folgen haben. Sollte sich der krisengepl­agte Verband, der eigentlich genug mit den eigenen Problemen zu tun hat, bei seiner Präsidiums­sitzung am Freitag auf die ablehnende Seite der UEFA schlagen, könnte es vor allem für Co-Interimspr­äsident Peter Peters ungemütlic­h im Council des Weltverban­ds werden. Dennoch gehen die meisten Beobachter davon aus, dass sich der DFB seinem Kontinenta­lverband anschließt und gegen die FIFA-Idee votiert. Die „Bild“berichtet sogar davon, dass sich der DFB der Boykottdro­hung von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin anschließe­n will.

Alles andere scheint aus Sicht des Verbandes keinen Sinn zu machen, weil eine WM alle zwei – statt wie bisher alle vier – Jahre nicht im Interesse des DFB liegen würde. Der Entwertung der finanziell lukrativen EM-Endrunde, dem unausweich­lichen Ende der Nations League und dem Verschwind­en der Frauenendr­unden im Schatten der dann jährlich stattfinde­nden Männerturn­iere kann der DFB nicht tatenlos zusehen.

„Ich würde mir wünschen, dass ein Signal vom DFB kommt: ohne uns. Das können wir uns als DFB auch erlauben“, sagte der frühere deutsche Teamchef Rudi Völler: „Das Wichtigste ist, dass die UEFA standhaft bleibt. Dafür ist dieser Verband zu wichtig. Ohne die UEFA geht nichts.“Schon vor der DFB-Sitzung am Freitag will die UEFA ihre 55 Mitgliedsv­erbände auf Linie bringen. Bei einer Videokonfe­renz am Mittwoch sind aus DFB-Sicht Peters, Koch und Interimsge­neralsekre­tärin Heike Ullrich dabei.

Sollte die UEFA tatsächlic­h ihre Reihen schließen und überdies den südamerika­nischen Verband CONMEBOL weiter als Verbündete­n hinter sich wissen, dürfte die FIFA ihren Plan doch nicht so problemlos umsetzen können wie angenommen. Bis zu der angestrebt­en Entscheidu­ng am Jahresende wird die Debatte sicher nicht abebben. Das wurde am Wochenende deutlich. Während die Bundesliga-Verantwort­lichen wie Jörg Schmadtke im Doppelpass bei Sport1 („Das ist absurd und totaler Quatsch“) ganz im Sinne von „Chefkritik­er“Jürgen Klopp den FIFA-Vorschlag fast geschlosse­n ablehnten, meldeten sich auch Befürworte­r. So mahnte Teammanage­r Pep Guardiola vom englischen Meister Manchester City, dass man „Ideen nicht kriminalis­ieren“dürfe. Auch Jürgen Klinsmann warb um Verständni­s für die FIFA, deren Vorhaben nur noch eine statt fünf Abstellung­sperioden für die Nationalsp­ieler pro Jahr vorsieht. „Der wirkliche Plan hinter allem ist, einen Spielkalen­der zu entwickeln, der für alle – Spieler, Clubs, Nationalte­ams – weniger Stress als derzeit bedeutet“, sagte der Ex-Bundestrai­ner.

„Ich würde mir wünschen, dass ein Signal vom DFB kommt: ohne uns.“

Rudi Völler

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