Schwäbische Zeitung (Biberach)
Welche Auswirkungen der Klimawandel auf Biberach hat
Linken-Stadtrat Ralph Heidenreich sieht im SZ-Gespräch große Herausforderungen auf die Stadt zukommen
BIBERACH (gem) - Der Klimawandel und die politischen Konsequenzen daraus, werden auch das kommunalpolitische Handeln in Biberach und damit die Auswirkungen auf die Bürgerinnen und Bürger in den kommenden Jahren prägen. Davon ist Stadtrat Ralph Heidenreich (Linke) im SZ-Redaktionsgespräch überzeugt.
„Die Regulierungen bezüglich des Klimawandels werden sich nach der Bundestagswahl massiv verschärfen. Das Ende des Verbrennungsmotors wird kommen“., so Heidenreich. Dies werde zu einer radikalen Wende der Mobilität auch in ländlichen Bereichen führen. Am Ende werde der Individualverkehr abgelöst durch selbstfahrende kleine E-Mobile, die die Leute abholen. Dies habe Konsequenzen für den Verkehr innerhalb Biberachs. Für den ÖPNV und den Lieferverkehr müsse die Zufahrt zur Altstadt möglich sein. Für Parkplätze für Privatfahrzeuge sieht Heidenreich hingegen keinen Platz mehr: „Wir haben genug Parkhäuser. Das sollte reichen.“
Auch was die Geschwindigkeit betrifft, plädiert er für Änderungen: „Außer auf wirklichen Durchfahrtsstraßen wie der Memminger Straße sollte in der Stadt generell Tempo 30 gelten. Da sollten wir uns Paris als Vorbild nehmen“, so Heidenreich. Es gebe keinen Grund dafür, dass Autos in der Stadt schneller als 30 fahren müssten – schon gar nicht, wenn es sich irgendwann um selbstfahrende Fahrzeuge handele.
Auswirkungen wird der Klimawandel nach Ansicht Heidenreichs auch auf das Wohnen haben. „Wir haben einen massiven Modernisierungsbedarf im Bereich der Bestandsbauten.“Spannend werde aus Sicht des Linken-Stadtrats vor diesem Hintergrund die Entwicklung des neuen Baugebiets Hirschberg (altes Krankenhaus). „Auf jeden Fall sollte das Hochhaus erhalten bleiben“, so Heidenreich. „Das sind rund 100 Wohneinheiten. Ich weiß nicht, wo wir die sonst herbekommen sollten.“Daraus ließen sich Sozialwohnungen schaffen.
Was das Parkdeck der alten Klinik betreffe, so sei er kein Statiker, sagte Heidenreich, aber auch hier sei es wünschenswert, wenn es erhalten werden könne, beispielsweise als Quartiersgarage. Altes weiter- oder umzunutzen, „das wäre eine Ansage in Sachen Klimawandel“. Ohnehin müssen bei der Planung des Wohngebiets der Geschosswohnungsbau und eine möglichst verdichtete Bauweise Vorrang vor Einfamilienhäusern auf großen Grundstücken haben. Letztere seien nicht mehr zeitgemäß.
Wünschen würde sich Heidenreich auch wieder eine etwas stärkere, direkte Bürgerbeteiligung bei großen Bauvorhaben – auch mit VorortTerminen. „Das hat in der CoronaZeit doch ziemlich gelitten.“
Sorge bereiten dem Linken auch die Auswirkungen der Pandemie auf die Innenstadt. „Das Thema Leerstände wird sich nicht so einfach beheben lassen.“So kämen im Rahmen des Klimawandels sicher auch einige Sortimente auf den Prüfstand, sagt Heidenreich und nennt das Stichwort „Fast Fashion“(„schnelle Mode“). Damit ist laut Wikipedia ein Geschäftsmodell in der Bekleidungsindustrie gemeint, bei dem die Kollektionen schnell und trendbezogen designt und zu niedrigen Preisen produziert und verkauft werden. Corona habe für einen Boom des Internethandels gesorgt. „Ob alle Kundinnen und Kunden wieder zum stationären Handel zurückkehren, da bin ich mir nicht so sicher“, so Heidenreich. Dass die Stadt versuche, die Innenstadt an den Wochenende mit Musikgruppen attraktiver zu machen, finde er gut.
Am 27. September tritt der Biberacher Gemeinderat zur ersten Sitzung nach der Sommerpause zusammen. Die SZ führt im Vorfeld mit allen Parteien und Gruppierungen Gespräche über wichtige Ziele der nächsten Monate. Erschienen sind bisher die Gespräche mit Freien Wählern, FDP und SPD.