Schwäbische Zeitung (Biberach)
Behauptung ist eine Frechheit
Es ist schön, dass die Grünen-Politikerinnen Anja Reinalter und Sandra Detzer auf Einladung des Industrieverbands Steine und Erden das Kieswerk Röhm besichtigten. Noch schöner wäre es, wenn sie sich auch einmal vor Ort den wunderschönen, vom Abholzen bedrohten Wald Herrschaftsholz ansehen würden, da hier wieder großflächig Kies abgebaut werden soll. Und dies mit der Zustimmung des grünen Bürgermeisters Elmar Braun aus Maselheim.
Es wird von Renaturierung gesprochen. Ich verstehe unter Renaturierung etwas anderes als eine Ferienhausanlage in einer ehemaligen Kiesgrube zu bauen. Wir müssen uns nur einmal die vielen Kiesgruben bei uns ansehen. Wie viele davon wurden renaturiert? Wo wurden Wälder aufgeforstet? Hier wird sogar im Grundwasser gebuddelt, was anscheinend auch keinen stört. Das Landratsamt ist hier auch auf Seiten der beiden bekannten, am Kiesabbau interessierten Firmen.
Der Biologe Jochen Roeder will uns weismachen, dass die Radlader die Landschaft positiv formen. Ja, sie formen in der Tat – ob positiv, sei dahingestellt. Und zu behaupten, dass dies förderlich für die Tier- und Pflanzenarten sei, finde ich eine Frechheit. Es würden – ohne den Kiesabbau – an diesen Orten vermutlich intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen stehen. Dies klingt, als wäre dies eine Gefahr. Aber dank des Kiesabbaus, der ja die Nutzflächen ausradiert, können doch hier und dort noch ein paar Blühstreifen stehen. Leute, wacht endlich auf! Die landwirtschaftlichen Nutzflächen und Wälder werden immer weniger. Und eine große Schuld daran hat der Kiesabbau. Natürlich brauchen alle Kies. Aber die Flächen, die bereits abgebaut werden, sind immens. Ein großer Teil des Kieses geht nach Österreich und in die Schweiz. Die sind nämlich clever und bauen ihren Kies nicht ab, sondern kaufen ihn für billig Geld von den Kies-Unternehmen, die unsere Natur, unsere Wälder und unseren Grundwasserspeicher zerstören.