Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ob die Leute das wirklich wollen?
Liest man den Bericht über den Besuch der Grünen-Bundestagskandidatin Anja Reinalter mit ihrer GrünenLandesvorsitzenden Sandra Detzer und Bürgermeister Braun, so ist die heile Welt der grünen Umweltschützer in Ordnung. Denn hier in Baltringen sieht man eindrucksvoll, wie sich manche grüne Kies-Lobbyisten die Renaturierung von ehemaligen Kiesgruben vorstellen und zwar so: Zuerst wird Kies abgebaut. Danach, wenn Radlader die Landschaft verformt haben, versucht die Natur sich zu reparieren und es entstehen Biotope. Wenn sich dann Pflanzen und Tiere endlich angesiedelt haben, wird es nicht so belassen. Denn der Plan ist nicht, ein Biotop zu schaffen, sondern der findige Kiesunternehmer will Zeit gewinnen, um eine neue gewinnbringende Verwendung der Fläche zu finden. Rekultivieren, so wie er es in seinem Abbauantrag beschrieben und versprochen hatte, steht nicht auf seiner Agenda. Beendet ist der Kiesabbau erst, wenn aus der ehemaligen Kiesgrube eine weitere Geldquelle sprudelt. Wie hier in Baltringen. Den drei anwesenden Grünen, die die Ferienhausanlage „Sonnenpark am See“, als gelungene Renaturierung dieser Kiesgrube lobten, ist dies wohl nicht aufgefallen. Sie haben „übersehen“, dass es sich hierbei um Ferienhauser handelt – (...) die von Reichen, zum Beispiel Städtern, als Zweit- oder Drittwohnung gekauft werden und bringen den Anwohnern hier nichts. Wie sagte Bürgermeister Braun: „Die Leute wollen’s so“. Ob dies die Leute hier wirklich so wollen, in Zeiten, in denen die Folgen der Klimakrise täglich spürbar sind? Der grüne Vordenker Hofreiter, der Einfamilienhäuser verbieten will, würde es nicht wollen. Übrigens, hier im Landkreis hat sich diese Art der „Rekultivierung“von Kiesgruben zur Perfektion entwickelt. In Schemmerhofen plant die Firma Dünkel auf einer nichtrekultivierten Kiesabbaufläche gerade einen Solarpark. Begründet wird dieses mit der Ansiedlung der Kreuzkröte. Im Abbaugebieten in Äpfingen wollte Dünkel einst eine Müllverbrennungsanlage, oder einen Motorpark bauen. Rekultiviert wurde nicht. Die Firma Röhm, Äpfingen, erweitert ihr Abbaugebiet nun auf fast 200 Hektar (ha). Rekultiviert ist nicht mal die vor 40 Jahren genehmigte Abbaufläche von circa 30 ha. Die Kiesgrube Bolz in Äpfingen wartet seit 15 Jahren auf eine Rekultivierung, es kommt ein Solarpark. Nun soll noch der CO2-Speicher Wald gerodet werden. Ob es die Leute so wollen?