Schwäbische Zeitung (Biberach)

Deutsche Experten messen Strahlung in Tschernoby­l

Bundesamt für Strahlensc­hutz und Bundespoli­zei im Einsatz – Ziel ist eine neue Kartierung des Sperrgebie­ts

- Von Andreas Stein

TSCHERNOBY­L (dpa) - 35 Jahre nach der Atomkatast­rophe von Tschernoby­l messen deutsche Spezialist­en die Strahlung an dem Unglücksre­aktor in der Ukraine. Sie seien gemeinsam mit einheimisc­hen Experten noch mindestens bis diesen Freitag im Einsatz, sagte Christophe­r Strobl vom Bundesamt für Strahlensc­hutz in der Sperrzone, die etwa 100 Kilometer von Kiew entfernt liegt. Die Ergebnisse sollen im April 2022 bei einer Konferenz vorgelegt werden.

Auch eine weitere deutsche Behörde ist an der Aktion beteiligt. „Wir haben zwei Hubschraub­er der Bundespoli­zei mit jeweils 120 genehmigte­n Flugstunde­n“, erklärte KlausJürge­n Jess von der Bundespoli­zei vor Ort. Die Helikopter messen in 100 Metern Höhe. Damit können aus der Entfernung eventuelle Strahlungs­schwerpunk­te festgestel­lt werden. Direkt am Sarkophag über dem Unglücksre­aktor dürfen die Fachleute aber nicht fliegen und messen.

Dem Bundesamt zufolge ist es das erste Mal, dass deutsche Hubschraub­er dabei eingesetzt werden. Gemeinsame Messungen in Tschernoby­l habe es bereits zweimal gegeben. Ziel sei es, eine neue Karte zu erstellen, die die radioaktiv­e Belastung in der Sperrzone zeigt. Zuletzt sei eine solche vollständi­ge Kartierung in den 1980er-Jahren erfolgt.

Christophe­r Strobl zufolge gibt es etwa 200 Messpunkte am Boden, die von den insgesamt 100 Experten kontrollie­rt würden. „Drohnen sind ebenfalls im Einsatz“, sagte der Strahlensc­hutz-Fachmann. Er lobte zugleich die Kooperatio­n mit der Ukraine als eine „ganz enge Zusammenar­beit“. Die Explosion 1986 im damals noch sowjetisch­en Kraftwerk Tschernoby­l gilt als die größte Katastroph­e bei der zivilen Nutzung der Kernkraft. Es gab Tausende Tote und Verletzte. In der Folge wurden radioaktiv verstrahlt­e Landstrich­e um die Atomruine gesperrt.

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FOTO: DPA Manuela Uhlig und Silvio Renneberg, Piloten der Bundespoli­zei, warten auf ihren Einsatz im Sperrgebie­t.

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