Schwäbische Zeitung (Biberach)
ZfP-Neubau am Hauderboschen eröffnet
Das Gebäude auf dem Gesundheitscampus bietet Platz für zwei Stationen und ein Tagesklinik-Ambulanz-Zentrum
BIBERACH - Er soll ein Meilenstein in der Verbesserung der psychiatrischen Versorgung werden: Der Neubau des Zentrums für Psychiatrie (ZfP) Südwürttemberg, der am Mittwoch feierlich eröffnet worden ist, soll wegen seiner zentralen Lage auf dem Gesundheitscampus am Hauderboschen und neben dem Zentralkrankenhaus der Sana-Kliniken Biberach, seiner weiträumigen Architektur und modernen Ausstattung künftig die Behandlung von Patientinnen und Patienten aus dem Landkreis massiv verbessern.
Der rund 30 Millionen teure Bau umfasst zwei Stationen und ein geräumiges Tagesklinik-AmbulanzZentrum. Deren Ziel sei, eine psychiatrische Behandlung ohne stationären Aufenthalt zu ermöglichen, sagte Dr. Dieter Grupp, Geschäftsführer des ZfP Südwürttemberg, bei der Eröffnungsfeier, an der auch der Landrat des Landkreises Biberach, Heiko Schmid, Baubürgermeister Christian Kuhlmann, die Regionaldirektorin Donau-Riss Bettina Jäpel, der Architekt Niklas Mühlich und der Ingenieur Berthold Braunger teilnahmen.
In der Abteilung Biberach für Psychiatrie und Psychotherapie werden Erwachsene mit allen psychiatrischen Krankheitsbildern behandelt. Bereits im Juli sind die Tagesklinik, eine psychiatrische Institutsambulanz und ein Medizinisches Versorgungszentrum am neuen Standort in
Betrieb gegangen. Künftig sollen eine allgemein- und eine alterspsychiatrische Station von der psychiatrischen Klinik in Bad Schussenried in den Neubau in Biberach umziehen. So werden auch Menschen ab 65 Jahren mit Demenzerkrankungen erstmals dort behandelt werden können. Die Leitung des neuen Standorts haben Dr. Sophie Hirsch und Gundula Nessensohn übernommen.
„Mehr weibliche Führung geht fast nicht“, sagte Dr. Grupp über die ZfP-Standorte. Dennoch verwies er darauf, dass sich in anderen Belangen noch viel für die psychiatrische Arbeit tun müsse. So sollte etwa die Politik dafür sorgen, dass sich der bürokratische Aufwand für das Personal verringere. Auch müsse die Gesellschaft ihr Verständnis von Psychiatrien überdenken und anerkennen, dass diese nicht für alle Probleme wie beispielsweise die Behandlung von Kriminellen zuständig seien.
Landrat Heiko Schmid verwies in seiner Rede auf die steigenden Zahlen an psychisch Kranken. Diese seien während der Pandemie im Vergleich zu 2019 um zwölf Prozent gestiegen und haben einen Höchststand erreicht. Das ZfP helfe sehr dabei, dieser Entwicklung entgegenzukommen. Auch könne so die Akzeptanz für psychische Erkrankungen steigen – eine Aufgabe, die mit dem Tod des Fußballers Robert Enke im Jahr 2009 begonnen habe, an der aber weiter gearbeitet werden müsse.
Auf die lange Bauzeit für das neue Gebäude verwies Christian Kuhlmann. Mit den seit 2012 bestehenden Plänen seien die Verantwortlichen damals bewusst an die Öffentlichkeit gegangen und unter den Bürgerinnen und Bürgern auf Offenheit, aber teilweise auch auf Zweifel gestoßen. Diese hätten vor allem die Bebauung des vormals „grünen“Standorts kritisiert. Doch nah am Biberacher Wohnquartier mit der höchsten Einwohnerdichte sei der Neubau gut platziert, fuhr Kuhlmann fort und gab sich überzeugt, dass dieser einen wichtigen Beitrag für die Inklusion leisten werde.
Ähnlich optimistisch blickte Bettina Jäpel in die Zukunft, wenngleich die ersten Wochen am neuen Standort turbulent verlaufen seien. Vor allem die Störungen der Telefonanschlüsse von Kundinnen und Kunden habe das Personal gespürt. Trotzdem sei der Bau hinsichtlich der Kosten und des Zeitrahmens nach Plan verlaufen und soll dies weiter tun, wenn kommende Woche zusätzliches Mobiliar geliefert und in der Woche darauf weiteres Personal und Patienten eintreffen sollen.