Schwäbische Zeitung (Biberach)
BAG sieht sich als „Corona-Gewinner“
Genossenschaft steigert Umsatz und Gewinn – Neuer Vorstand und neuer Name
BAD WURZACH/UNTERESSENDORF - Personell hat sich zuletzt einiges bei der Bezug+Absatz Bad Waldsee getan. Das berichtet Vorstand Bernhard Schad. Auch der Name der Genossenschaft hat sich geändert. Nur mit den geladenen Genossenschaftsmitgliedern fand kürzlich die Hauptversammlung der BAG statt. Da 2020 keine Versammlung stattgefunden hat, wurden nun im Wurzacher Kurhaus zwei Jahresbilanzen vorgelegt. Die BAG hat einen Standort in Unteressendorf. In seiner konstituierenden Sitzung hat der neu zusammengesetzte Aufsichtsrat Claus Rief aus Hochdorf zum Vorsitzenden gewählt.
Das Jahr 2019 verlief dabei unspektakulär, wie Bernhard Schad der „Schwäbischen Zeitung“berichtet. Der Umsatz wurde im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent auf 79,3 Millionen Euro gesteigert. Den größten Teil davon – rund 55 Prozent – erwirtschaftete die BAG traditionell im Bereich „Mineralöle und Tankstelle“. Mit deutlichem Abstand folgen landwirtschaftliche Bedarfsartikel (knapp 15 Prozent), Maschinen und Ersatzteile (11,5) und die Raiffeisenmärkte (11,1).
Als Dividende schüttete die BAG zwei Prozent auf die Geschäftsguthaben aus, insgesamt 34 000 Euro. Der Rest des Jahresüberschusses von rund 265 000 Euro fließt in Rücklagen. „Die BAG befindet sich auf einem stabilen Weg“, kommentiert Schad diese Zahlen. Von Corona geprägt sind die Zahlen für 2020 – und zwar durchaus positiv für die BAG. „Wir sind wirtschaftlich unterm Strich ein Corona-Gewinner“, stellt Schad unumwunden fest. Trotz leicht rückgängigen Umsatzes (76,0 Millionen Euro) stieg das Rohergebnis um fast 18 Prozent und der Überschuss gar um das Sechsfache auf fast 1,7 Millionen Euro. „Die Margen auf Mineralöle waren deutlich höher als in den Vorjahren. Sprich, die Rohölpreise
fielen, die Benzinpreise nicht“, so Schad. Trotzdem verringerte sich der Anteil dieses Bereichs am Gesamtumsatz auf knapp 50 Prozent. „Die Leute sind im Corona-Jahr einfach nicht so viel Auto gefahren“, erklärt das der Vorstand, der diese Entwicklung auch grundsätzlich begrüßt: „Wir wollen künftig als BAG nicht mehr so abhängig sein vom Mineralölgeschäft.“Dies sicherlich auch mit Blick auf die Entwicklung: Ölheizungen sowie benzin- und dieselgetriebene Fahrzeuge werden mittel- und langfristig zurückgehen.
Gleichzeitig stieg der Umsatz in den Lebensmittelmärkten der BAG. „Die Leute kauften da, wo sie leben, und außerdem wurde mehr zu Hause gegessen, weil ja die Gastronomie geschlossen war“, so Schad. Ähnliche Gründe hat die Zunahme des Baustoff-Umsatzes. „Diesen Schwung wollen wir mitnehmen, und wir bemerken in diesem Jahr bereits die Tendenz, dass uns die Kundschaft treu bleibt“, sagt Bernard Schad. Als „sehr erfolgreiches Projekt“nennt er auch die Umstellung von Fendt zu Deutz im Angebot für Landwirtschaftliche Maschinen. „Wir haben in jüngsten Halbjahr bereits mehr Schlepper von Deutz verkauft als von Fendt in einem ganzen Jahr.“Gut nehme die Kundschaft auch die BAGKochbox an, die das Unternehmen gemeinsam mit dem Seibranzer Hermann-Josef Haas anbietet.
Auch für 2020 wurde eine zweiprozentige Dividende ausgeschüttet, insgesamt 35 000 Euro. „Wir brauchen das Geld, um investieren zu können“, verteidigt Schad diese kaum gestiegene Summe gegenüber Kritik. „Ob Seibranz, Isny oder Bad Waldsee – an fast jedem unserer Standorte haben wir in Sachen Immobilie Nachholbedarf.“Als große baulichen Investitionen kündigt der Vorstand die Märkte in Seibranz, Isny und Gossetsweiler an. Zum 1. Oktober übernimmt die BAG zudem die Lagerhäuser der Volksbank in Arnach
und Unterschwarzach.
Im Ausblick führt Schad zudem die Mitarbeiterentwicklung an. „Hier wollen wir künftig noch mehr tun, vor allem durch Schulungen.“Bereits getan hat sich etwas in Sachen Personal. Dessen Gesamtanzahl stieg auf 242. Und Bernhard Schad hat nun einen hauptamtlichen Vorstand zur Seite. Seit 1. September ist Stephan Leitl vor allem für den Bereich Agrarmanagement zuständig. Er ist seit 2020 im Betrieb, 38 Jahre alt und stammt vom Ammersee. „Mit unseren jüngsten Bilanzzahlen sind wir nun ein Großer geworden“, erklärt Schad. „Da ist es durchaus von Vorteil, die zunehmende Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen.“
Leitl ist Nachfolger für den aus Altersgründen ausgeschiedenen ehrenamtlichen Vorstand Raimund Amann. Er wurde auf der Versammlung für seine langjährige Arbeit geehrt. Ebenfalls aus Altersgründen ausgeschieden sind der Aufsichtsratsvorsitzende Hemut Wiedmann und Aufsichtsrat Ernst Haberkorn.
Wiedmanns Arbeit hatte zuletzt vorübergehend Michael Müller übernommen. Auf der Versammlung wählten die anwesenden Mitglieder turnusgemäß (für 2020 und 2021) nun sieben der neuen Aufsichtsräte neu. Dies sind Wolfgang Nothelfer, Elmar Denzler, Hubert Brauchle, Helmut Kibler, Michael Müller, Sylvia Reiss und Jürgen Häckler. In Häckler und Denzler sind erstmals in der BAG-Geschichte zwei Mitarbeiter im Aufsichtsrat vertreten. Claus Rief aus Hochdorf ist neuer Aufsichtsratsvorsitzender.
Einen neuen Namen hat die Genossenschaft nun auch selbst. Aus der Bezug+Absatz Bad Waldsee ist die BAG Allgäu-Oberschwaben geworden. „114 der mehr als 130 anwesenden Mitglieder stimmten in geheimer Wahl für diese Namen“, berichtet Bernhard Schad. Die BAG hat 753 Mitglieder, die 1641 Geschäftsanteile halten.