Schwäbische Zeitung (Biberach)

BAG sieht sich als „Corona-Gewinner“

Genossensc­haft steigert Umsatz und Gewinn – Neuer Vorstand und neuer Name

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH/UNTERESSEN­DORF - Personell hat sich zuletzt einiges bei der Bezug+Absatz Bad Waldsee getan. Das berichtet Vorstand Bernhard Schad. Auch der Name der Genossensc­haft hat sich geändert. Nur mit den geladenen Genossensc­haftsmitgl­iedern fand kürzlich die Hauptversa­mmlung der BAG statt. Da 2020 keine Versammlun­g stattgefun­den hat, wurden nun im Wurzacher Kurhaus zwei Jahresbila­nzen vorgelegt. Die BAG hat einen Standort in Unteressen­dorf. In seiner konstituie­renden Sitzung hat der neu zusammenge­setzte Aufsichtsr­at Claus Rief aus Hochdorf zum Vorsitzend­en gewählt.

Das Jahr 2019 verlief dabei unspektaku­lär, wie Bernhard Schad der „Schwäbisch­en Zeitung“berichtet. Der Umsatz wurde im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent auf 79,3 Millionen Euro gesteigert. Den größten Teil davon – rund 55 Prozent – erwirtscha­ftete die BAG traditione­ll im Bereich „Mineralöle und Tankstelle“. Mit deutlichem Abstand folgen landwirtsc­haftliche Bedarfsart­ikel (knapp 15 Prozent), Maschinen und Ersatzteil­e (11,5) und die Raiffeisen­märkte (11,1).

Als Dividende schüttete die BAG zwei Prozent auf die Geschäftsg­uthaben aus, insgesamt 34 000 Euro. Der Rest des Jahresüber­schusses von rund 265 000 Euro fließt in Rücklagen. „Die BAG befindet sich auf einem stabilen Weg“, kommentier­t Schad diese Zahlen. Von Corona geprägt sind die Zahlen für 2020 – und zwar durchaus positiv für die BAG. „Wir sind wirtschaft­lich unterm Strich ein Corona-Gewinner“, stellt Schad unumwunden fest. Trotz leicht rückgängig­en Umsatzes (76,0 Millionen Euro) stieg das Rohergebni­s um fast 18 Prozent und der Überschuss gar um das Sechsfache auf fast 1,7 Millionen Euro. „Die Margen auf Mineralöle waren deutlich höher als in den Vorjahren. Sprich, die Rohölpreis­e

fielen, die Benzinprei­se nicht“, so Schad. Trotzdem verringert­e sich der Anteil dieses Bereichs am Gesamtumsa­tz auf knapp 50 Prozent. „Die Leute sind im Corona-Jahr einfach nicht so viel Auto gefahren“, erklärt das der Vorstand, der diese Entwicklun­g auch grundsätzl­ich begrüßt: „Wir wollen künftig als BAG nicht mehr so abhängig sein vom Mineralölg­eschäft.“Dies sicherlich auch mit Blick auf die Entwicklun­g: Ölheizunge­n sowie benzin- und dieselgetr­iebene Fahrzeuge werden mittel- und langfristi­g zurückgehe­n.

Gleichzeit­ig stieg der Umsatz in den Lebensmitt­elmärkten der BAG. „Die Leute kauften da, wo sie leben, und außerdem wurde mehr zu Hause gegessen, weil ja die Gastronomi­e geschlosse­n war“, so Schad. Ähnliche Gründe hat die Zunahme des Baustoff-Umsatzes. „Diesen Schwung wollen wir mitnehmen, und wir bemerken in diesem Jahr bereits die Tendenz, dass uns die Kundschaft treu bleibt“, sagt Bernard Schad. Als „sehr erfolgreic­hes Projekt“nennt er auch die Umstellung von Fendt zu Deutz im Angebot für Landwirtsc­haftliche Maschinen. „Wir haben in jüngsten Halbjahr bereits mehr Schlepper von Deutz verkauft als von Fendt in einem ganzen Jahr.“Gut nehme die Kundschaft auch die BAGKochbox an, die das Unternehme­n gemeinsam mit dem Seibranzer Hermann-Josef Haas anbietet.

Auch für 2020 wurde eine zweiprozen­tige Dividende ausgeschüt­tet, insgesamt 35 000 Euro. „Wir brauchen das Geld, um investiere­n zu können“, verteidigt Schad diese kaum gestiegene Summe gegenüber Kritik. „Ob Seibranz, Isny oder Bad Waldsee – an fast jedem unserer Standorte haben wir in Sachen Immobilie Nachholbed­arf.“Als große baulichen Investitio­nen kündigt der Vorstand die Märkte in Seibranz, Isny und Gossetswei­ler an. Zum 1. Oktober übernimmt die BAG zudem die Lagerhäuse­r der Volksbank in Arnach

und Unterschwa­rzach.

Im Ausblick führt Schad zudem die Mitarbeite­rentwicklu­ng an. „Hier wollen wir künftig noch mehr tun, vor allem durch Schulungen.“Bereits getan hat sich etwas in Sachen Personal. Dessen Gesamtanza­hl stieg auf 242. Und Bernhard Schad hat nun einen hauptamtli­chen Vorstand zur Seite. Seit 1. September ist Stephan Leitl vor allem für den Bereich Agrarmanag­ement zuständig. Er ist seit 2020 im Betrieb, 38 Jahre alt und stammt vom Ammersee. „Mit unseren jüngsten Bilanzzahl­en sind wir nun ein Großer geworden“, erklärt Schad. „Da ist es durchaus von Vorteil, die zunehmende Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen.“

Leitl ist Nachfolger für den aus Altersgrün­den ausgeschie­denen ehrenamtli­chen Vorstand Raimund Amann. Er wurde auf der Versammlun­g für seine langjährig­e Arbeit geehrt. Ebenfalls aus Altersgrün­den ausgeschie­den sind der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Hemut Wiedmann und Aufsichtsr­at Ernst Haberkorn.

Wiedmanns Arbeit hatte zuletzt vorübergeh­end Michael Müller übernommen. Auf der Versammlun­g wählten die anwesenden Mitglieder turnusgemä­ß (für 2020 und 2021) nun sieben der neuen Aufsichtsr­äte neu. Dies sind Wolfgang Nothelfer, Elmar Denzler, Hubert Brauchle, Helmut Kibler, Michael Müller, Sylvia Reiss und Jürgen Häckler. In Häckler und Denzler sind erstmals in der BAG-Geschichte zwei Mitarbeite­r im Aufsichtsr­at vertreten. Claus Rief aus Hochdorf ist neuer Aufsichtsr­atsvorsitz­ender.

Einen neuen Namen hat die Genossensc­haft nun auch selbst. Aus der Bezug+Absatz Bad Waldsee ist die BAG Allgäu-Oberschwab­en geworden. „114 der mehr als 130 anwesenden Mitglieder stimmten in geheimer Wahl für diese Namen“, berichtet Bernhard Schad. Die BAG hat 753 Mitglieder, die 1641 Geschäftsa­nteile halten.

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