Schwäbische Zeitung (Biberach)

Tannheim peilt Hochwasser­damm an

Die nächsten Schritte und der Zeitplan als Reaktion auf die Starkregen­fälle

- Von Luca Mader

TANNHEIM - Der Tannheimer Gemeindera­t hat den ersten Schritt für den Bau eines Damms zur Hochwasser­rückhaltun­g beschlosse­n. Dazu werden in diesem Jahr noch mehrere Berechnung­en im Raum Tannheim erfolgen, die die anfallende­n Wassermass­en bei einem Hochwasser bestimmen.

Die Starkregen­ereignisse haben im Juni in Tannheim zur Überschwem­mung geführt. Um solche Ereignisse künftig zu verhindern oder zumindest in ihren Folgen abzuschwäc­hen, will die Gemeinde Maßnahmen ergreifen. Dazu stellte Jürgen Rapp, Ingenieur vom Büro Rapp und Schmid, in der jüngsten Gemeindera­tssitzung ein Grobkonzep­t zum Hochwasser­schutz vor. Der Schwerpunk­t des Büros sei der Wasserausb­au, im Bereich Hochwasser­schutz sei Rapp schon in mehreren Projekten der Region eingebunde­n.

Den Gemeinderä­ten stellte der Ingenieur zunächst das Wassereinz­ugsgebiet Tannheims vor. Die Hochwasser-Hauptgefah­r gehe dabei vom Tannschorr­enbach aus. Dieser entspringt im Wald zwischen Tannheim und Haslach und fließt durch die Ortschaft. Mit solchen Naturereig­nissen sei in Zukunft außerdem öfter zu rechnen. „Starkregen gab es zwar schon immer, aber durch die Klimaverän­derung verlangsam­t sich die Zirkulatio­n und Starkregen­wolken ziehen langsamer über ein Gebiet“, so Rapp.

Um Überschwem­mungen künftig zu vermeiden, sei die sinnvollst­e Lösung, vor dem Ort eine Hochwasser­rückhaltun­gsanlage zu bauen. Dabei solle ein Damm auf einer Wiesenfläc­he vor Tannheim entstehen, durch die der Bach hindurchfl­ießt. Alternativ­en wie der Vollausbau des Tannschorr­enbachs

oder der Objektschu­tz von Gebäuden seien unwirtscha­ftlich beziehungs­weise nicht wirksam genug.

Vor der eigentlich­en Planung müsse zunächst eine Hydrologie-Berechnung erfolgen. Dabei wird die anfallende Wassermeng­e in Tannheim bei einem 100-jährlichen Hochwasser berechnet, also eine Abflussmen­ge, die im Durchschni­tt nur einmal alle 100 Jahre vorkommt. In einer Hydraulik-Berechnung wird zudem die Abfluss-Leistungsf­ähigkeit des Tannschorr­enbachs gemessen. Die Kosten für solche Berechnung­en würden sich auf rund 30 000 Euro belaufen. Das Land übernimmt bei solchen Maßnahmen bis zu 70 Prozent der Kosten.

„Ich denke, um diese Berechnung kommen wir auf jeden Fall nicht herum“, sagte Thomas Wonhas, Bürgermeis­ter der Gemeinde Tannheim. Diese positiven Aussichten und die Notwendigk­eit der Maßnahmen bewegten die Gemeinderä­te dazu, einstimmig für die Berechnung­en noch in diesem Jahr zu stimmen. Der Förderungs­antrag solle ebenfalls zeitnah gestellt werden. Ganz fertiggest­ellt werde das Projekt laut Rapp frühestens zum Jahreswech­sel 2023/ 2024. Die Planungsko­sten würden sich bis dahin auf rund 100 000 Euro belaufen. Die Rückhaltea­nlage selbst würde nochmal ungefähr 1,5 bis zwei Millionen Euro kosten.

Die Fragen der Gemeinderä­te, was man in naher Zukunft gegen Hochwasser tun könne, beantworte­te Rapp ebenfalls. „Man kann nur optimieren und zum Beispiel versuchen, die Leistungsf­ähigkeit des Gewässers zu erhöhen“, so der Ingenieur. Die Abflusslei­stung könne man jedoch um maximal zehn Prozent erhöhen. Für einen effektiven Schutz sei der Damm unerlässli­ch.

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