Schwäbische Zeitung (Biberach)
Realpolitische Träume jenseits der 5-Prozent-Hürde
Ulrich Bossler, Direktkandidat der Freien Wähler für den Bundestag im Wahlkreis Biberach, will pragmatisch und zuverlässig Politik machen
RIEDLINGEN - Mit gut sitzender Frisur lächelt Ulrich Bossler von den orangefarbenen Wahlplakaten der Freien Wähler herunter. Wer ihm jedoch von Angesicht zu Angesicht zuhört, was beim Klimaschutz derzeit tatsächlich passiert, der glaubt, Bossler habe sich soeben die Haare gerauft. „Unserer Bürgerenergiegenossenschaft Riedlingen versucht seit zehn Jahren Windkraftanlagen für den Windpark Tautschbuch zwischen Riedlingen und Zwiefalten zu errichten. Aber die behördlichen Auflagen sind enorm“, erzählt der 58-jährige Direktkandidat der Freien Wähler für den Bundestag im Wahlkreis Biberach, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Genossenschaft ist und hauptamtlich als Vorstandsmitglied der Federseebank arbeitet.
Effektive Klimapolitik stellen sich Ulrich Bossler und seine Parteifreundin
Ulrike Müller, Europaabgeordnete der Freien Wähler, auf Bundesebene anders vor: Leitschnur müsse das Pariser Abkommen zur Rahmenkonvention von 2015 sein. Entsprechend brauche es klare europäische Gesetze, an denen sich Unternehmen und Bürger technologieoffen orientieren könnten. „Wir wollen eine dezentrale, vernetzte Energieversorgung aus erneuerbaren Energien sowie grünen Wasserstoff als Speicher“, sagt Ulrike Müller. „Die Grünen wollen nur Elektromobilität, wir streben sämtliche technische Möglichkeiten an.“
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Sowohl Müller als auch Bossler sorgen sich darüber hinaus über zunehmende staatliche Bürokratie und Politikverdrossenheit der Bürger. Sie beobachten, dass die Regierung häufig aktionistisch neue Paragrafen verabschiedet, ohne die Folgen zu bedenken. „Das ist einer der Gründe, warum ich etwas in der Bundespolitik verändern will“, sagt Ulrich Bossler. In der Kommunalpolitik hat er 32 Jahre unterschiedlichste Rollen eingenommen, beispielsweise war er Mitglied des Gemeinderats und stellvertretender Bürgermeister von Riedlingen. Seinen Politikstil beschreibt er als pragmatisch und verlässlich. „Das fehlt in der großen Politik.“
Eines seiner Hauptthemen für die kommende Legislaturperiode ist die umfassende Reform des Rentensystems. „Alle Bürger müssen voll in die Rentenkasse einzahlen“, fordert Bossler. Die Beitragsbemessungsgrenze solle abgeschafft, die zahlreichen Versorgungskassen in einer großen Rentenkasse gebündelt werden. Zudem sei es an der Zeit, dass der Gesetzgeber das Drei-Säulen-Modell ausbaue – die gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge. Ob sich das realisieren lässt, bleibt abzuwarten. Allerdings wird sich der Traum von einem Bundestagsmandat für den Direktkandidaten Ulrich Bossler, der auch auf der Landesliste auf Platz drei steht, nur erfüllen, wenn die Freien Wähler bundesweit die 5-Prozent-Hürde knacken.