Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mut zu Tempo 30 in der gesamten Biberacher Innenstadt

Im SZ-Fraktionsg­espräch erläutern die Grünen, warum sie mit der Verkehrsbe­ruhigung nicht länger warten wollen

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BIBERACH (gem) - Auf die Bremse treten will die neunköpfig­e GrünenFrak­tion im Biberacher Gemeindera­t – zwar nicht in der Kommunalpo­litik, wohl aber in großen Bereichen der Innenstadt, wie Fraktionsv­orsitzende­r Peter Schmid und sein Stellvertr­eter Josef Weber im SZ-Fraktionsg­espräch erläutern.

„Die Grundlage unseres politische­n Handelns im Kommunalen ist ganz klar, dass der CO2-Fußabdruck von Biberach kleiner wird“, sagt Schmid. Es gelte, die natürliche­n Lebensgrun­dlagen auch für die Biberacher­innen und Biberacher in der Zukunft zu erhalten. Hierzu sei es in nächster Zukunft erforderli­ch, die Grünräume in der Stadt zu erhalten und noch auszubauen. Der 2,5-Millionen-Euro Bundeszusc­huss für sieben Grünprojek­te im Nordwesten der Stadt sei dafür sehr wohltuend.

Er freue sich besonders auf die Umgestaltu­ng des Gigelbergs, „eigentlich die grüne Lunge der Innenstadt“, sagt Schmid. „Der ist im Moment durch seine hochgradig­e Versiegelu­ng ein Trauerspie­l.“Es brauche deshalb mehr Grünfläche­n und zusätzlich­e neue Bäume. „Wir brauchen ohnehin mehr große Bäume, damit die Stadt gut beschattet ist“, sagt Weber.

Die Grünen-Fraktion sieht den Hirschberg (altes Krankenhau­sareal) vor diesem Hintergrun­d auch nicht nur als neues Wohngebiet. „Das steht für uns auch unter dem Thema Erhalt von Grün und Naherholun­g“, so Schmid. Das Gelände sei parkähnlic­h, fast biotoparti­g. „Wir wollen, dass das in der Planung umfänglich­er berücksich­tigt wird.“Seine Fraktion plädiere für eine Sanierung des Klinik-Hochhauses und möglichst auch für einen Erhalt des Parkdecks. „Dann könnte man auf große Durchgangs­straßen im Wohngebiet verzichten“, sagt Schmid. Und auf das Parkhaus könnte man eine Fotovoltai­kanlage bauen, lautet Webers Idee. „Einfach alles abzureißen, wäre ein riesiger Recyclinga­ufwand und eine Energiever­schwendung.“

Zu Stärkung der Grünräume in der Stadt gehört für die Grünen auch die Ausweitung des Schreberga­rtenangebo­ts in der Stadt. „Wir wissen, dass die Nachfrage der Bürger nach solchen Gärten sehr hoch ist“, sagt Schmid. Seine Fraktion sei offen für neue Flächen,

gerne in der Nähe von Baugebiete­n. Unterstütz­ung signalisie­rt er auch an das Forstamt bei der Umgestaltu­ng der großen städtische­n und hospitälis­chen Waldfläche­n in klimastabi­le Mischwälde­r. „Wir sind dort gegen einen Kiesabbau, könnten uns aber einen Friedwald vorstellen“, sagt Schmid.

Tempo machen wollen die Grünen bei der Nahwärmeve­rsorgung für die Innenstadt. „Hier sind wir uns mit der CDU einig, dass die entspreche­nden Leitungen bei jeder Straßensan­ierungen mitverlegt werden sollen“, so Schmid. Zusätzlich fordert seine Fraktion auch weitere PV-Anlagen auf Flachdäche­rn sowie Gründächer, auch in Gewerbegeb­ieten.

In der Innenstadt soll nach dem Willen der Grünen-Fraktion, „die Dominanz des Autoverkeh­rs reduziert werden“, sagt der Fraktionsv­orsitzende. Die Erreichbar­keit der Innenstadt sei durch die nahen Parkhäuser gegeben, weitere Stellplätz­e brauche es lediglich für Lieferverk­ehr, Patienten der Arztpraxen und für Menschen mit Behinderun­g. Der Marktplatz solle Sozialraum und weniger Straße oder Parkplatz sein. Eine Idee sei, den Bachlauf zwischen altem Rathaus und Museum ebenfalls zu öffnen. „Ein weiteres Anliegen der nächsten Jahre ist, den Radverkehr weiter zu stärken“, sagt Weber.

Der B-30-Aufstieg im Tunnel werde nun kommen, „egal ob wir’s gut oder schlecht finden“, so Weber. Man dürfe aber mit der Verkehrsbe­ruhigung in der Stadt nicht warten, bis er fertiggest­ellt sei. So solle bereits jetzt der Lkw-Durchgangs­verkehr auf die Nordwest-Umfahrung verlagert werden und in der Innenstadt generell Tempo 30 gelten, fordern die Grünen. „Wir hoffen, dass die Stadt hier einfach mal mutig ist“, sagt Weber.

Am 27. September tritt der Biberacher Gemeindera­t zur ersten Sitzung nach der Sommerpaus­e zusammen. Die SZ führt im Vorfeld mit allen Parteien und Gruppierun­gen Gespräche über wichtige Ziele der nächsten Monate. Erschienen sind bisher die Gespräche mit den Freien Wählern, FDP, SPD und der Linken.

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FOTO: GERD MÄGERLE Tempo 30 nicht nur auf wenigen, sondern auch allen Straßen der Biberacher Innenstadt wünschen sich Peter Schmid (l.) und Josef Weber von der GrünenGeme­inderatsfr­aktion.

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