Schwäbische Zeitung (Biberach)
In welcher Gesellschaft wollen wir leben?
„In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“Diese Frage haben Sie sich wahrscheinlich auch immer wieder mal gestellt. Wenn wir Nachrichten sehen, lesen oder hören, dann stellt man oft fest, wie gut wir es hier bei uns haben. In Sicherheit, in nach wie vor verlässlichen Strukturen, in Freiheit und mit vielen Möglichkeiten und Chancen.
Weil das so selbstverständlich ist, fällt uns gar nicht mehr auf, dass es auch anders sein könnte. Natürlich ist bei uns auch nicht alles eitel Freude und Sonnenschein und unsere Gedanken sowie auch unsere konkrete Hilfe sind bei den Menschen, die eine Notlage bewältigen müssen. Denken wir nur an die vielen Haushalte, die von Unwettern betroffen waren und sind.
Gleichwohl – den meisten von uns geht es gut (oder zumindest ordentlich). Aber so ganz selbstverständlich ist dies nicht. Eine Gesellschaft lebt immer von ihren Werten, die von vielen geteilt werden. Lebt von
Grundhaltungen und Einstellungen, die nicht nur auf das eigene Vorankommen und Vorteile schaut, sondern auch die anderen Mitmenschen im Blick hat. Lebt von der Grundhaltung zu teilen und einen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten. Lebt nicht davon, die eigene Verantwortung für sich auf andere zu delegieren, sondern für sich selbst und für andere die Verantwortung zu übernehmen. Lebt aber auch davon, nicht immer mehr und mehr (oft auf Kosten anderer) zu wollen. Lebt davon, niemanden in Schwierigkeiten auf dem Weg „zurückzulassen“und für Teilhabe zu sorgen.
Lebt aber auch von Toleranz und einem barmherzigen Umgang miteinander. Lebt von einer Kultur des Zuhörens und des Zugewandtseins, nicht des Besserwissens und gnadenlosen Verurteilens. Lebt vor allem von der Erkenntnis, dass vieles in unserem Leben nicht alleine zu bewältigen ist. Das merken wir immer dann, wenn wir selbst in eine Notsituation geraten und auf die Hilfe anderer angewiesen sind.
All dieses braucht es, um eine menschliche Gesellschaft zu gestalten und zu erhalten. Dieses Bemühen findet Tag für Tag statt und muss immer wieder neu gelebt werden. Man „hat es nicht ein für alle Mal sicher“.
Wenn aber ein guter Geist und damit guter Wille vorhanden ist, dann lässt sich vieles bewegen, gestalten und entwickeln. Bei allen Belastungen während der Pandemie (in der wir vieles über uns und andere gelernt haben) hat diese Zeit auch gezeigt, wie viele Menschen sich in großer Verantwortung für andere eingesetzt und diesen guten Geist gelebt haben.
Aus dieser Erkenntnis heraus steht die morgen beginnende Caritaswoche unter dem Motto „Das schaffen wir gemeinsam!“. Denn unsere Gesellschaft lebt vom Miteinander nicht vom Gegeneinander. Diesen Einsatz für uns alle leben viele Menschen, die sich ehrenamtlich und hauptamtlich im sozialen Bereich engagieren. In den stationären und ambulanten Diensten. Viel Engagement läuft „unsichtbar“und ohne viel Aufhebens und ist doch ein wesentlicher Baustein unseres gesellschaftlichen Zusammenhaltes. Danke dafür an all diese engagierten Menschen und all diejenigen, die unsere Gesellschaft gemeinsam menschlich gestalten!