Schwäbische Zeitung (Biberach)

In welcher Gesellscha­ft wollen wir leben?

- Von Peter Grundler

„In welcher Gesellscha­ft wollen wir leben?“Diese Frage haben Sie sich wahrschein­lich auch immer wieder mal gestellt. Wenn wir Nachrichte­n sehen, lesen oder hören, dann stellt man oft fest, wie gut wir es hier bei uns haben. In Sicherheit, in nach wie vor verlässlic­hen Strukturen, in Freiheit und mit vielen Möglichkei­ten und Chancen.

Weil das so selbstvers­tändlich ist, fällt uns gar nicht mehr auf, dass es auch anders sein könnte. Natürlich ist bei uns auch nicht alles eitel Freude und Sonnensche­in und unsere Gedanken sowie auch unsere konkrete Hilfe sind bei den Menschen, die eine Notlage bewältigen müssen. Denken wir nur an die vielen Haushalte, die von Unwettern betroffen waren und sind.

Gleichwohl – den meisten von uns geht es gut (oder zumindest ordentlich). Aber so ganz selbstvers­tändlich ist dies nicht. Eine Gesellscha­ft lebt immer von ihren Werten, die von vielen geteilt werden. Lebt von

Grundhaltu­ngen und Einstellun­gen, die nicht nur auf das eigene Vorankomme­n und Vorteile schaut, sondern auch die anderen Mitmensche­n im Blick hat. Lebt von der Grundhaltu­ng zu teilen und einen Beitrag für die Gemeinscha­ft zu leisten. Lebt nicht davon, die eigene Verantwort­ung für sich auf andere zu delegieren, sondern für sich selbst und für andere die Verantwort­ung zu übernehmen. Lebt aber auch davon, nicht immer mehr und mehr (oft auf Kosten anderer) zu wollen. Lebt davon, niemanden in Schwierigk­eiten auf dem Weg „zurückzula­ssen“und für Teilhabe zu sorgen.

Lebt aber auch von Toleranz und einem barmherzig­en Umgang miteinande­r. Lebt von einer Kultur des Zuhörens und des Zugewandts­eins, nicht des Besserwiss­ens und gnadenlose­n Verurteile­ns. Lebt vor allem von der Erkenntnis, dass vieles in unserem Leben nicht alleine zu bewältigen ist. Das merken wir immer dann, wenn wir selbst in eine Notsituati­on geraten und auf die Hilfe anderer angewiesen sind.

All dieses braucht es, um eine menschlich­e Gesellscha­ft zu gestalten und zu erhalten. Dieses Bemühen findet Tag für Tag statt und muss immer wieder neu gelebt werden. Man „hat es nicht ein für alle Mal sicher“.

Wenn aber ein guter Geist und damit guter Wille vorhanden ist, dann lässt sich vieles bewegen, gestalten und entwickeln. Bei allen Belastunge­n während der Pandemie (in der wir vieles über uns und andere gelernt haben) hat diese Zeit auch gezeigt, wie viele Menschen sich in großer Verantwort­ung für andere eingesetzt und diesen guten Geist gelebt haben.

Aus dieser Erkenntnis heraus steht die morgen beginnende Caritaswoc­he unter dem Motto „Das schaffen wir gemeinsam!“. Denn unsere Gesellscha­ft lebt vom Miteinande­r nicht vom Gegeneinan­der. Diesen Einsatz für uns alle leben viele Menschen, die sich ehrenamtli­ch und hauptamtli­ch im sozialen Bereich engagieren. In den stationäre­n und ambulanten Diensten. Viel Engagement läuft „unsichtbar“und ohne viel Aufhebens und ist doch ein wesentlich­er Baustein unseres gesellscha­ftlichen Zusammenha­ltes. Danke dafür an all diese engagierte­n Menschen und all diejenigen, die unsere Gesellscha­ft gemeinsam menschlich gestalten!

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FOTO: TANJA BOSCH Peter Grundler, Regionalle­itung Caritas Biberach-Saulgau

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