Schwäbische Zeitung (Biberach)
Frankreich sieht Nato durch U-Boot-Deal belastet
Dreierpakt zwischen USA, Großbritannien und Australien löst Angst vor Wettrüsten aus
PARIS/CANBERRA (dpa) - Frankreich sieht das Scheitern seines Milliardenvertrags über U-Boot-Verkäufe an Australien nicht nur als geschäftlichen Rückschlag, sondern auch als Belastung der Nato und Herausforderung der EU. Australien hatte im Zuge eines Dreierpakts mit den USA und Großbritannien den Bau atomgetriebener U-Boote vereinbart und dafür einen 56-Milliarden-Euro-Vertrag von 2016 aufgekündigt. Frankreich beorderte deshalb seine Botschafter aus den USA und Australien zu Beratungen heim.
„Es gab Lügen, es gab Doppelzüngigkeit, es gab einen starken Vertrauensbruch“, sagte Außenminister Jean-Yves Le Drian am Samstag im Sender France 2. „In einer richtigen Allianz redet man miteinander und respektiert sich. Das war nicht der Fall.“Das belaste auch das neue strategische Konzept der Nato, das beim nächsten Gipfel 2022 in Madrid besprochen werden sollte. Man müsse nun auch die Stärke der Allianz mit den USA hinterfragen, so Le Drian.
Europa müsse seine Interessen besser schützen.
US-Präsident Joe Biden, Australiens Regierungschef Scott Morrison und der britische Premierminister Boris Johnson hatten eine Allianz gegen sich „rasch entwickelnden Bedrohungen“verkündet, die sich offensichtlich gegen China richtet. Dazu gehört der Schwenk Australiens zur Beschaffung atomgetriebener U-Boote mit Hilfe der beiden Partner. Frankreich hätte Boote geliefert, die mit Diesel und Strom angetrieben werden.
Malaysia warnte am Samstag, der Rüstungspakt könne ein atomares Wettrüsten im Indopazifik auslösen. Die Kerntechnik-Infrastruktur für U-Boote fällt nicht unter die Kontrollen der Internationalen Atomenergieagentur IAEO. Dies könnte ausgenutzt werden, um heimlich Material für Atombomben abzuzweigen. Andere Staaten könnten dem Beispiel Australiens folgen, zum Beispiel Iran. Experten erwarten, dass Australien für den Bau der UBoote 10 bis 20 Jahre brauchen wird.