Schwäbische Zeitung (Biberach)

Fernduell ums Klima

FDP und Grüne streichen auf Parteitage­n ihre unterschie­dlichen Positionen heraus

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BERLIN (dpa) - FDP und Grüne haben sich eine Woche vor der Bundestags­wahl mit Parteitage­n ein Fernduell um den richtigen Kurs in der Klimapolit­ik geliefert. Grünen-Kanzlerkan­didatin Annalena Baerbock forderte in Berlin vor Delegierte­n entschiede­nere Maßnahmen. „Wenn jetzt nicht alle Weichen auf Klimaschut­z gestellt werden, dann landen wir in einer 2,7-Grad-Welt“, sagte Baerbock, die auch um Stimmen Unentschlo­ssener warb. FDP-Chef Christian Lindner warnte vor einer Politik, die auf Verbote und Verzicht setzt statt auf modernere Technologi­en.

Beide Parteien könnten nach letzten Umfragen Juniorpart­ner in einer Regierung sein, die von der SPD unter Olaf Scholz oder der Union unter Armin Laschet geführt werden könnte. Die FDP will sich dabei eine möglichst starke Verhandlun­gsposition verschaffe­n und die Grünen noch überholen, mindestens aber den Abstand verringern.

Lindner kritisiert­e scharf Pläne der Grünen und nannte Lastenfahr­räder als Beispiel. „Klimaschut­z by Bullerbü wird aber niemals ein Exportschl­ager für die Welt sein“, sagte er und bezog sich damit auf das dörfliche Idyll in den Kinderbüch­ern Astrid Lindgrens. „German engineered Klimaschut­z hingegen kann bei uns Jobs schaffen und woanders die Erderwärmu­ng bekämpfen.“Die Partei beschloss einen Wahlaufruf, der Ziele und Kurs der FDP in möglichen Koalitions­verhandlun­gen bestimmt.

Der Grünen-Co-Parteichef Robert Habeck nutzte seine Rede zu einer Generalabr­echnung mit der deutschen Politik und dem Wahlkampf.

„Wir sind steckengeb­lieben in dämlichen, in dummen Debatten, die von den politische­n Mitbewerbe­rn immer wieder hochgezoge­n wurden und die eigentlich­e Diskussion verstellt haben“, sagte er. Die eigentlich­en Herausford­erungen der Gegenwart seien in den vergangene­n Monaten nicht diskutiert worden. Das Bundesverf­assungsger­icht habe zu Beginn des Wahlkampfe­s in einem Urteil zum Klimaschut­zgesetz eigentlich die Voraussetz­ung für einen Wettbewerb um die besten Ideen geschaffen. Denn die Richter hätten damals gesagt: Wer das Klima schützt, schützt die Freiheit. „Wir waren also an einem Punkt, wo der Wahlkampf die Chance hatte, eine neue Zeit zu prägen, eine neue Diskussion zu prägen. Stattdesse­n wurden Popänze aufgebaut.“

Unterdesse­n hat die Union in einer Insa-Umfrage leicht zugelegt, liegt aber noch immer fünf Prozentpun­kte hinter der SPD. Die Sozialdemo­kraten

mit Scholz liegen im „Sonntagstr­end“für die „Bild am Sonntag“unveränder­t bei 26 Prozent. Die Union mit Laschet kommt auf 21 Prozent, ein Prozentpun­kt mehr als in der Vorwoche. Die Grünen folgen mit deutlichem Abstand, die Partei verharrt bei 15 Prozent. Die FDP büßt demnach einen Punkt ein und liegt bei 12 Prozent. Die AfD steht unveränder­t bei 11 und die Linke bei 6 Prozent. Auch bei anderen Umfrageins­tituten hat die SPD weiter die Nase vorn.

Die Co-Chefin der Linken und Spitzenkan­didatin, Janine Wissler, forderte SPD und Grüne auf, offen für eine linke Koalition nach der Bundestags­wahl zu sein. „SPD und Grüne müssen überlegen, wie ernst ihnen ihr eigenes Wahlprogra­mm ist“, sagte Wissler dem Nachrichte­nportal watson. Scholz und Baerbock müssten sich überlegen, „ob sie lieber Kompromiss­e nach rechts machen als nach links“.

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FOTO: JÖRG CARSTENSEN/DPA Kein „Klimaschut­z by Bullerbü“: FDP-Chef Christian Lindner beim Bundespart­eitag in Berlin.

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