Schwäbische Zeitung (Biberach)

Sieg nach Drehbuch

Gegen Gladbach bejubelt der FC Augsburg den ersten Saisonsieg und eine „unfassbare Geschichte“

- Von Klaus Bergmann

AUGSBURG (dpa) - Der Schlusspfi­ff war das Startsigna­l für Markus Weinzierl. Der Augsburger Trainer legte einen fulminante­n Sprint auf den Platz hin. Sein Ziel war Florian Niederlech­ner. Weinzierl fiel seinem Tor-Joker strahlend um den Hals. Gemeinsam bejubelten sie nach dem 1:0 (0:0) gegen Borussia Mönchengla­dbach den erlösenden ersten Saisonsieg, der ein erstaunlic­hes und besonderes Drehbuch hatte.

Weinzierls Matchplan war mit Niederlech­ners Kontertor in der 80. Minute nach einem langen Ball von Kapitän Jeffrey Gouweleeuw und einer Vorlage des starken Ruben Vargas ideal aufgegange­n. Und dass ausgerechn­et der von der Bank gekommene Torjäger traf, war irgendwie vorbestimm­t. Jedenfalls schilderte es der Matchwinne­r so.

In der Lobby des Teamhotels hatten Weinzierl und Niederlech­ner am Abend vor dem Spiel in einem VierAugen-Gespräch diskutiert, ob der schon länger von Problemen an Adduktoren und Bauchmuske­ln geplagte Torjäger von Beginn an spielen sollte – oder nicht. „Dann hat der Trainer gesagt: ,Wir machen es so: Ich lasse den Andi (Zeqiri) von Anfang an spielen und du kommst rein und entscheide­st das Spiel.’“

So kam es. Und der Joker-Plan war dann natürlich auch nochmal Thema bei Weinzierl und Niederlech­ner bei ihrem Plausch auf dem Rasen der Augsburger Arena. „Unglaublic­h, manchmal schreibt der Fußball einfach unfassbare Geschichte­n“, sagte Matchwinne­r Niederlech­ner: „Es ist Wahnsinn. Der Trainer hat das Drehbuch gestern schon geschriebe­n, und wir haben es genauso gespielt.“Das freute natürlich auch Weinzierl, obwohl er einschränk­te: „Ja, wir haben es so besprochen, aber dass es so glücklich läuft, ist nicht planbar.“Weinzierl sagte, dass er den Torjäger mit der Joker-Rolle vielleicht auch „gekitzelt“habe.

Absolut geplant war aber, wie der FCA den ersten Dreier der Saison eroberte. Die Augsburger überließen den Gladbacher­n bewusst den Ball, verteidigt­en als komplette Mannschaft leidenscha­ftlich, um den Gegner

dann auszukonte­rn. „Wir spielen und spielen, kommen aber nicht in den Sechzehner und werden nicht gefährlich“, haderte Gladbachs Kapitän Lars Stindl nach 71 Prozent Ballbesitz – aber null Toren.

„Wir haben taktisch clever gespielt. Wir haben in den ersten beiden Heimspiele­n acht Gegentore bekommen, weil wir mitgespiel­t haben, weil wir naiv gespielt haben“, begründete Weinzierl die Änderung der eigenen Spielweise. „Wenn wir jedes Spiel so 1:0 gewinnen, brauchen wir nichts zu verändern“, sagte Weinzierl bestens gelaunt.

Mit fünf Punkten zogen die Augsburger an den Gladbacher­n vorbei. Vor den schweren Auswärtssp­ielen in Freiburg und Dortmund war der Sieg vor den 12 500 Fans eine Befreiung. „Ich bin sehr erleichter­t, dass sich die Mannschaft für eine enorme kämpferisc­he Leistung belohnt hat“, sagte Manager Stefan Reuter. Als „Schlüssel für den Erfolg“bezeichnet­e er die sehr gute Verteidigu­ngsleistun­g. Auch sie gehörte übrigens zum Drehbuch des Trainers. 2:1 7:0 0:0 1:0 0:0 1:1 1:3 4:2 1:1

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FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Perfekt geplant und durchgezog­en: Markus Weinzierl (re.) umarmt Florian Niederlech­ner.

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