Schwäbische Zeitung (Biberach)
Preise für Gas und Strom klettern auf Rekordniveau
Verbraucherschützer fordern Ausgleich für CO2-Bepreisung und niedrigere EEG-Umlage
MÜNCHEN/BERLIN (dpa) - Die Gasund Strompreise für Verbraucher sind dem Vergleichsportal Check24 zufolge auf Rekordniveau und steigen weiter. Ein Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden Gas zahle aktuell im Schnitt 1516 Euro jährlich. 50 Versorger hätten bereits ihre Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt – im Durchschnitt um 11,5 Prozent, teilte das Vergleichsportal am Montag mit. Für den Musterhaushalt bedeute das Mehrkosten von 172 Euro pro Jahr.
Mit der Erholung der Wirtschaft nach den Corona-Beschränkungen sei der Börsenpreis für Gas auf ein Allzeithoch gestiegen. Verbraucher „müssen diesen Winter mit einer Welle an Gaspreiserhöhungen rechnen“, sagte Check24-Geschäftsführer Steffen Suttner. „Daran ist nicht zuletzt die steigende CO schuld. Ein Musterhaushalt zahlt 2022 dafür allein 143 Euro.“
Auch der Strompreis sei auf Rekordhöhe. Ein Musterhaushalt mit 5000 Kilowattstunden Verbrauch zahle aktuell im Schnitt 1532 Euro jährlich. Acht Grundversorger hätten ihre Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt, im Durchschnitt um 3,7 Prozent. Das verteuere die Stromrechnung des Musterhaushalts um 63 Euro pro Jahr.
Als Gründe für den Preisanstieg beim Strom nannte Check 24 steigende Preise für Erdgas, Steinkohle sowie CO2-Emissionszertifikate. Einer steigenden Nachfrage nach Elektrizität stünden geringere Erzeugungskapazitäten aufgrund des Steinkohleausstiegs und des windstilleren Septembers gegenüber. Entlasten könnte die Politik die Verbraucherinnen und Verbraucher mit einer Streichung der EEG-Umlage, sagte Suttner: „Eine Familie würde so 387 Euro im Jahr sparen.“
Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert, die Einnahmen aus dem CO2-Preis auf Öl und Gas vollständig an die Bürger zurückzuerstatten. Das geht aus einem Positionspapier hervor, das der Verband am Montag veröffentlicht hat. Demnach dringen die Verbraucherschützer darauf, dass der CO2-Aufschlag auf fossile Energieträger unabhängig von seiner Höhe über einen sogenannten Klimascheck – eine ProKopf-Rückerstattung – an die Verbraucher zurückfließt. Kurzfristig solle die Bundesregierung die Bürger bei den Kosten für mehr Klimaschutz entlasten, indem sie die EEGUmlage senke, heißt es weiter.
Der CO2-Preis im Verkehr und fürs Heizen beträgt derzeit 25 Euro pro Tonne CO2. Er verteuert klimaschädliche Brennstoffe und soll so Anreize für das Nutzen sauberer Energie schaffen. Bis 2025 soll der Preis auf 55 Euro steigen.