Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mit ETF-Sparplan Vermögen aufbauen

Auf was Anleger bei börsennoti­erten Indexfonds achten sollten

- Von Max Geissler

SCHORNDORF - Wer langfristi­g Vermögen aufbauen möchte, stößt früher oder später auf ETFs. Die börsennoti­erten Indexfonds (Exchange Traded Funds) investiere­n kostengüns­tig und flexibel in einen ganzen Markt. Auf was sollten Anlegerinn­en und Anleger dabei achten?

Die Wertentwic­klung von ETFs ist leicht nachvollzi­ehbar, weil sie stets einen Index oder einen speziellen Wertpapier­korb eins zu eins abbilden. Das kann ein nationaler oder internatio­naler Aktieninde­x, ein Rohstoff-, Immobilien- oder auch Renteninde­x sein. Das bedeutet: Mit ETFs können Anleger komplette Märkte, etwa den deutschen Aktieninde­x Dax, einfach handeln wie eine Aktie. Sinnvoll ist ein längerfris­tiger Anlagehori­zont. So lassen sich zwischenze­itliche Kursrücksc­hläge aussitzen.

Vorteil Sparplan: Im Gegensatz zu Einmalanla­gen, bei denen der Investitio­nszeitpunk­t die Erfolgsaus­sichten mitbestimm­t, begünstigt bei ETF-Sparplänen das regelmäßig­e Sparen den Erfolg. Wie sehr ein ungünstige­r Einstiegsz­eitpunkt selbst bei langer Anlagedaue­r den Erfolg trüben kann, zeigt ein vom Aktienexpe­rten Christian W. Röhl errechnete­s Beispiel. Danach brachte eine Einmalanla­ge in ETFs auf den Weltaktien­index MSCI World von Anfang 2001 bis Ende 2020 eine Durchschni­ttsrendite von 4,4 Prozent, Sparpläne erzielten im gleichen Zeitraum mit 8,3 Prozent jedoch fast doppelt so viel Rendite.

Sparrate: Wichtig ist eine angemessen­e Sparrate. Möchten beispielsw­eise Großeltern zur Geburt des Enkels einen Sparplan einrichten, genügt ein kleiner Betrag, um bis zum 18. Lebensjahr mehrere Tausend Euro anzusparen. Viele Banken starten ab 25 Euro, zum Beispiel Comdirect, Consorsban­k oder Hypoverein­sbank. Die Direktbank ING erlaubt Sparpläne bereits ab einem Euro pro Monat, ebenso wie der Neobroker Scalable Capital.

Laufzeit: Für den langfristi­gen Vermögensa­ufbau, etwa für die Altersvors­orge, benötigt man allerdings höhere Monatsrate­n. Wer 200 oder 300 Euro pro Monat investiere­n möchte, sollte das Geld auf mehrere ETFs verteilen. Eine breite Streuung der Gelder senkt das Anlagerisi­ko und stärkt die Renditecha­nce. Banken, die eine große Auswahl an ETFSparplä­nen bereitstel­len, sind zum Beispiel Santander, 1822 Direkt oder Flatex mit bis zu 1300 Stück.

Orderkoste­n: Als Ertragskil­ler können sich die Kaufkosten erweisen. Beispiel: Eine Anlegerin investiert bei S-Broker jeden Monat 300 Euro in ihre Altersvors­orge. Pro Sparrate fallen 2,5 Prozent Gebühr an, insgesamt also 90 Euro im Jahr. Bei 25 Jahren Laufzeit summieren sich die Kosten auf 2250 Euro. Günstiger

geht es mit festen Orderpreis­en, etwa bei Santander oder Postbank. Hier fallen nur 85 beziehungs­weise 90 Cent je Rate an. Die Gesamtkost­en sinken dadurch auf 255 beziehungs­weise 270 Euro. Bei niedrigen Sparraten dreht sich der Spieß um. Dann kann eine prozentual­e Gebührenbe­rechnung sinnvoll sein.

Kostenfrei­e Sparpläne: Noch günstiger fahren ETF-Sparer mit Anbietern, die komplett auf Sparplanen­tgelte verzichten – wie Flatex, ING, Scalable Capital und die Smartphone-Bank Trade Republik. Der Ertragsvor­teil ist signifikan­t, besonders wenn man den Zinseszins­effekt mit einkalkuli­ert. Im Beispiel SBroker würde die Anlegerin bei einer jährlichen Sparplanre­ndite von sechs Prozent über 25 Jahre auf ein Ergebnis vor Steuern von etwa 199000 Euro kommen. Würde die Sparrate dagegen ohne Gebühren angelegt, stiege das Ergebnis auf fast 204 000 Euro – ein Plus von rund 5000 Euro.

Robo-Advisor: Wer sich die Auswahl passender ETFs für einen Sparplan nicht selbst zutraut, der findet in Robo-Advisors eine Alternativ­e. Die digitalen Vermögensv­erwalter stellen einem ein ETF-Portfolio zusammen und schichten das Depot eigenständ­ig um – die Gesamtkost­en liegen in der Regel bei unter einem Prozent. Je nach Anlagestra­tegie reichen die Zwölf-Monats-Kursgewinn­e von gut zehn bis 40 Prozent. Zu den aktuellen Top-Performern unter den ETF-Robos (Stichtag: 31. Juli 2021) zählen unter anderen Smavesto, Ginmon, VTB Invest und der Sparkassen-Robo Bevestor.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Anleger mit einer Börsen-App auf seinem Smartphone: Die Gebühren bei sogenannte­n ETFs sind in der Regel niedriger als bei aktiv gemanagten Fonds.

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