Schwäbische Zeitung (Biberach)
Heitere Abendmusik im sonnigen Saal
Die Ludwigsburger Schlossfestspiele gastieren mit kleinen Ensembles in Wolfegg
WOLFEGG - Seit 30 Jahren gastieren die Ludwigsburger Schlossfestspiele im Spätsommer an ihrem Außenspielort auf Schloss Wolfegg. Freude und Euphorie nicht nur vonseiten des Festspielintendanten Jochen Sandig waren groß, dass dies auch heuer möglich war: Zweimal hintereinander musizierten Solistinnen und Solisten des Orchesters der Ludwigsburger Schlossfestspiele im locker bestuhlten Rittersaal, „Abstand halten“galt sowohl für das Publikum wie für die Musizierenden.
Am sonnendurchfluteten Nachmittag war das Programm mit zwei Bläserserenaden von Mozart und Dvorák und einer Streichersonate von Rossini besonders stimmig, denn in „Serenade“steckt sowohl „sereno“(heiter) als auch „sera“(Abend) – eine heitere Abendmusik also. Man konnte sich sogar vorstellen, dass Vorfahren des heutigen Fürsten von ihrer eigenen Hofkapelle mit solchen Werken unterhalten wurden. Stilisierte Instrumente gibt es im Saal ja reichlich zu sehen.
In Mozarts Serenade Es-Dur KV 375 entfaltete sich der volle und bewegliche Klang der Klarinetten, Oboen, Hörner und Fagotte, ein Kontrabass in der Mitte verstärkte noch den Klang in der Tiefe. Blühend in den melodischen Linien und pulsierend im Rhythmus öffnete das Ensemble den musikalischen Raum. Dass der Rittersaal, wenn coronabedingt nur etwa 150 Zuhörer im Saal sitzen, etwas überakustisch ist, schien den Musikerinnen und Musikern nichts auszumachen. Zwei frisch musizierte Menuett-Tanzsätze umrahmten ein warm timbriertes Adagio, in dem sich Oboen und Klarinetten gekonnt zuspielten. Das war ein Geben und Nehmen über dem weichen Untergrund von Hörnern und Fagotten. Ein quirliges Allegro bildete den Abschluss dieses Eröffnungsstücks.
Um den Bläsern eine Pause zu gönnen, stand im Mittelteil des Konzerts eine Streichersonate von Rossini auf dem Programm. Gustavo Surgik, der brasilianische Konzertmeister des Ludwigsburger Festspielorchesters, der fast so schnell spricht wie er spielt, stellte Rossini als das dritte Wunderkind neben Mozart und Felix Mendelssohn vor. Mit zwölf Jahren komponierte der spätere Opernkomponist und Gourmet seine Streichersonaten in der Originalbesetzung mit zwei Geigen, Violoncello und Kontrabass, in denen die Geigenduette wie Prosecco sprudeln. Surgik ließ seine Geige mit schmelzend schönem Ton aufblühen, unterstützt von Meike Brandenbusch an der zweiten Geige, seiner Schwester Ana Helena Surgik und Bernd Schöpflin am Kontrabass. Spielfreudige witzige Außensätze umrahmten einen ausdrucksvollen Mittelsatz.
Antonín Dvorák erweiterte die Besetzung in seiner Bläserserenade op. 44 noch um ein drittes Horn sowie Violoncello und Kontrabass. Das gibt dem Klang orchestrale Fülle, die Stimmen sind fast gleichberechtigt und virtuos geführt. Wieder bewährte sich der Ensemblegeist unter diesen Solistinnen und Solisten, immer wieder kamen Volksmusikanklänge oder die Liebe zur Natur des „einfachen tschechischen Musikanten“(so der Komponist in einer Selbstbeschreibung) zum Vorschein. Besonders schön wirkte das Miteinander im melancholischen und harmonisch dichten langsamen Satz, bevor im Finale nochmals temperamentvoll und unverkennbar slawisch zum Tanz aufgespielt wurde.