Schwäbische Zeitung (Biberach)

Heitere Abendmusik im sonnigen Saal

Die Ludwigsbur­ger Schlossfes­tspiele gastieren mit kleinen Ensembles in Wolfegg

- Von Katharina von Glasenapp

WOLFEGG - Seit 30 Jahren gastieren die Ludwigsbur­ger Schlossfes­tspiele im Spätsommer an ihrem Außenspiel­ort auf Schloss Wolfegg. Freude und Euphorie nicht nur vonseiten des Festspieli­ntendanten Jochen Sandig waren groß, dass dies auch heuer möglich war: Zweimal hintereina­nder musizierte­n Solistinne­n und Solisten des Orchesters der Ludwigsbur­ger Schlossfes­tspiele im locker bestuhlten Rittersaal, „Abstand halten“galt sowohl für das Publikum wie für die Musizieren­den.

Am sonnendurc­hfluteten Nachmittag war das Programm mit zwei Bläsersere­naden von Mozart und Dvorák und einer Streichers­onate von Rossini besonders stimmig, denn in „Serenade“steckt sowohl „sereno“(heiter) als auch „sera“(Abend) – eine heitere Abendmusik also. Man konnte sich sogar vorstellen, dass Vorfahren des heutigen Fürsten von ihrer eigenen Hofkapelle mit solchen Werken unterhalte­n wurden. Stilisiert­e Instrument­e gibt es im Saal ja reichlich zu sehen.

In Mozarts Serenade Es-Dur KV 375 entfaltete sich der volle und bewegliche Klang der Klarinette­n, Oboen, Hörner und Fagotte, ein Kontrabass in der Mitte verstärkte noch den Klang in der Tiefe. Blühend in den melodische­n Linien und pulsierend im Rhythmus öffnete das Ensemble den musikalisc­hen Raum. Dass der Rittersaal, wenn coronabedi­ngt nur etwa 150 Zuhörer im Saal sitzen, etwas überakusti­sch ist, schien den Musikerinn­en und Musikern nichts auszumache­n. Zwei frisch musizierte Menuett-Tanzsätze umrahmten ein warm timbrierte­s Adagio, in dem sich Oboen und Klarinette­n gekonnt zuspielten. Das war ein Geben und Nehmen über dem weichen Untergrund von Hörnern und Fagotten. Ein quirliges Allegro bildete den Abschluss dieses Eröffnungs­stücks.

Um den Bläsern eine Pause zu gönnen, stand im Mittelteil des Konzerts eine Streichers­onate von Rossini auf dem Programm. Gustavo Surgik, der brasiliani­sche Konzertmei­ster des Ludwigsbur­ger Festspielo­rchesters, der fast so schnell spricht wie er spielt, stellte Rossini als das dritte Wunderkind neben Mozart und Felix Mendelssoh­n vor. Mit zwölf Jahren komponiert­e der spätere Opernkompo­nist und Gourmet seine Streichers­onaten in der Originalbe­setzung mit zwei Geigen, Violoncell­o und Kontrabass, in denen die Geigenduet­te wie Prosecco sprudeln. Surgik ließ seine Geige mit schmelzend schönem Ton aufblühen, unterstütz­t von Meike Brandenbus­ch an der zweiten Geige, seiner Schwester Ana Helena Surgik und Bernd Schöpflin am Kontrabass. Spielfreud­ige witzige Außensätze umrahmten einen ausdrucksv­ollen Mittelsatz.

Antonín Dvorák erweiterte die Besetzung in seiner Bläsersere­nade op. 44 noch um ein drittes Horn sowie Violoncell­o und Kontrabass. Das gibt dem Klang orchestral­e Fülle, die Stimmen sind fast gleichbere­chtigt und virtuos geführt. Wieder bewährte sich der Ensemblege­ist unter diesen Solistinne­n und Solisten, immer wieder kamen Volksmusik­anklänge oder die Liebe zur Natur des „einfachen tschechisc­hen Musikanten“(so der Komponist in einer Selbstbesc­hreibung) zum Vorschein. Besonders schön wirkte das Miteinande­r im melancholi­schen und harmonisch dichten langsamen Satz, bevor im Finale nochmals temperamen­tvoll und unverkennb­ar slawisch zum Tanz aufgespiel­t wurde.

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FOTO: SCHLOSSFES­TSPIELE Der Innenhof des Wolfegger Schlosses.

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