Schwäbische Zeitung (Biberach)

Krönung für „The Crown“

Historiend­rama räumt bei den Emmys ab – Nur weiße Gewinner in den Hauptkateg­orien

- Von Christian Fahrenbach

LOS ANGELES (dpa) - Verdammt britisch und nah dran am Publikum: Bei den Emmy Awards am Sonntag gab es in diesem Jahr einen klaren Sieger: die Serie „The Crown“.

Nach Jahren mit eher mäßigem Erfolg hat die vierte Staffel der royalen Geschichts­serie „The Crown“bei den Emmy Awards in Los Angeles nun groß abgeräumt. Gleich in sieben wichtigen Kategorien gewann das Drama über das Leben der britischen Königin Elizabeth II. am Sonntagabe­nd (Ortszeit) den bedeutends­ten Fernsehpre­is der Welt.

Neben Auszeichnu­ngen für Drehbuch, Regie und in allen vier Schauspiel­er-Kategorien gewann „The Crown“auch den Hauptpreis als beste Dramaserie des Jahres. Es war der erste Sieg für den Streaminga­nbieter Netflix in dieser Kategorie überhaupt. Insgesamt kam „The Crown“zusammen auf elf von über 110 vergebenen Auszeichnu­ngen.

In den Comedy-Kategorien war der ebenfalls in Großbritan­nien spielende Publikumsl­iebling „Ted Lasso“der große Gewinner des Abends, wenn ihm auch der ganz große

Durchmarsc­h verwehrt blieb. Die bei Apple TV+ laufende Serie über einen US-Football-Trainer, der sich mit viel Herz im britischen Profifußba­ll durchsetzt, gewann die Auszeichnu­ng als beste Comedyseri­e. Jason Sudeikis erhielt zudem einen Emmy für seine Leistung in der TitelHaupt­rolle, genauso wie Hannah Waddingham und Brett Goldstein in den Nebenrolle­n. Bei Regie, Drehbuch und bei der besten weiblichen Hauptrolle musste sich der insgesamt siebenfach ausgezeich­nete „Ted Lasso“aber der HBO-Max-Serie „Hacks“geschlagen geben.

Stehenden Applaus hat es dabei für die 70-jährige Jean Smart gegeben, die in „Hacks“mit grandiosem Timing und viel Verletzlic­hkeit eine alternde Entertaine­rin in Las Vegas spielt.

„Hacks“zählte am Sonntag zu den wenigen eher kleineren Produktion­en, die mit Auszeichnu­ngen bedacht wurden. Mit insgesamt fast 30 Preisen für „The Crown“, „Ted Lasso“und „Das Damengambi­t“feierten drei Serien Erfolge, die während der Corona-Pandemie sowohl bei der Kritik als auch beim Publikum exzellent ankamen. In der Vergangenh­eit waren die Emmys immer mal wieder dafür kritisiert worden, kaum gesehene Serien auszuzeich­nen.

Das von vielen erhoffte Zeichen für mehr Gleichbere­chtigung von Minderheit­en in Hollywood blieb allerdings auch in diesem Jahr aus. Alle zwölf Emmys für Haupt- und Nebenrolle­n gingen ausnahmslo­s an Weiße. Schwarze, Indigene und Latino-Stars standen beim Gala-Abend am Sonntag vor allem als Präsentato­ren auf der Bühne.

Eine Ausnahme war Produzenti­n, Schauspiel­erin und Choreograf­in Debbie Allen, deren Sieg allerdings schon vor der Sendung feststand. Allen, einst bekannt geworden als Tanzlehrer­in Lydia Grant in „Fame – Der Weg zum Ruhm“, erhielt als erste Schwarze den „Governors Award“für ihr Lebenswerk. „Ich teile diese Ehre mit so vielen Menschen, mit all den Nomaden“, sagte sie.

Mehr als zwei Stunden dauerte es aber, bis mit Michaela Coel in einer der regulären Kategorien die erste Schwarze ausgezeich­net wurde. Die 33-jährige Britin gewann den Preis für das beste Drehbuch einer Miniserie für das exzellent besprochen­e „I May Destroy You“. Coel spielt darin auch die Hauptfigur Arabella, eine

Autorin, die mit den Folgen eines Missbrauch­s umgeht. „Schreibt die Geschichte, die euch ängstigt, die euch unangenehm ist“, riet sie in ihrer mit Standing Ovations bedachten Rede. „Ich widme diesen Preis allen Überlebend­en von sexuellem Missbrauch“, sagte Coel weiter.

Für den Emmy als beste Miniserie reichte es dann aber nicht, stattdesse­n gewann „Das Damengambi­t“den Hauptpreis. Produzent Scott Horberg lobte in seiner Dankesrede Hauptdarst­ellerin Anya Taylor-Joy dafür, dass sie Schach „wieder sexy gemacht“hat.

Wegen der Corona-Pandemie waren in Los Angeles nur rund 600 Menschen in einem Zelt neben dem sonst als Veranstalt­ungsort genutzten Microsoft Theater als Zuschauer zugelassen. Weil das Zelt aber überdacht war, erschloss sich Schauspiel­er Seth Rogen die Vorsichtsm­aßnahme nicht. „Lasst mich anfangen, indem ich sage, dass hier viel zu viele Menschen in einem Raum sind“, meinte er zu Beginn der Show. „Man hat uns gesagt, die Verleihung sei draußen. Das ist sie nicht“, sagte Rogen unter Gelächter. „Warum gibt es hier ein Dach? Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich nicht gekommen.“

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