Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wie Naturschutz seine Kunst inspiriert
Der aus Mettenberg stammende Künstler Hermann Weber ist im Museum zu Gast
BIBERACH - Im Rahmen der Ausstellung „Bienen & Co.“im Museum Biberach hat Kunsthistorikerin Judith Bihr mit dem aus Mettenberg stammenden Künstler Hermann Weber am Sonntag über sein Verständnis von Naturschutz und Kunst gesprochen.
Weber wurde vor 62 Jahren als Bauernsohn geboren. Sein Bruder Josef übernahm später den elterlichen Hof, den er in einen Biobauernhof umwandelte. Beide waren schon seit frühester Zeit dazu erzogen worden „Gottes Schöpfung zu bewahren“. Nach dem Kunststudium erhielt er einen Lehrauftrag an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Ein Stipendium in Paris und einige Auszeichnungen folgten. Die Berufung zum Professor an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design führte ihn schließlich nach Halle/Saale.
In seinen Bildern verbindet er Bild und Texte, um seine künstlerische Botschaft zu vermitteln. Angelehnt sei dies an die Plakate der früheren Mortitatensänger, so Weber. Schon früh sei er mit einem Bild von Jakob Bräckle konfrontiert worden. Sein Vater hatte das Bild „Hoize“damals für zwei Säcke „Woize“" eingetauscht. Angetan war er immer, wenn er Bräckle im freien Feld malen sah. Erst später erkannte und schätzte er die Themen, deren Umsetzung und die Farben der Bildmotive. Dies nahm Weber zum Anlass, Jahre später Bräckles Bilder zu kopieren und seine eigenen Umweltgedanken bildnerisch hinzuzufügen, so Weber. „Bräckle war präsent – er ist meine Heimat!“
Als gebürtiger Biberacher fühlte er sich angesprochen und wurde tätig, als es um das geplante Industriegebiet im nördlichen Rißtal ging. Er brachte seinen Katalog „Anthropozän“heraus. Natur und Naturschutz liegen Weber sehr am Herzen und so entstanden Bilder, die aufrütteln und zum Nachdenken anregen sollen.
In seinen Ausführungen zeigte der Künstler weiter auf, wie der Mensch der Neuzeit die Natur, die sich über Jahrmillionen entwickelt hat, innerhalb kürzester Zeit zerstört und ausrottet. Die Wirtschaftlichkeit und die Gewinnmaximierung sorgten in der Landwirtschaft und in der Ausdehnung der Städte und Straßen dafür, dass immer mehr Lebensräume von Tieren und Pflanzen zerstört würden. „Täglich sterben bis zu 150 Pflanzen- und Tierarten aus, weil sich eine Art auf diesem Planeten ungebremst, rücksichtslos und gnadenlos ausbreitet und allen anderen Lebewesen den Lebensraum wegnimmt und zerstört: der Mensch“, ist auch auf seinem Bild „Anthropozän II“zu lesen.
Die Wende in der Landwirtschaft zu radikalen und umweltunfreundlichen Methoden – Monokultur, Mastbetriebe, Einsatz von Pestiziden, Insektiziden und Nitrat – prangerte Weber genau so an, wie den Umgang und die fehlende Sensibilität mit der Umwelt durch den Menschen. In all seinen Ausführungen bezog er sich auf seine Bilder, erklärte die Details dazu und zeigte auch immer wieder die Gedanken und Äußerungen anderer Persönlichkeiten zu diesem Thema auf, darunter Albert Schweizer, Franz von Assisi, Charles Darwin,
Hans-Georg Gadamer oder Peter Berthold (Ornithologe aus Radolfzell).
Auch bei Rosa Luxemburg (18711919) wurde Weber fündig. Im Jahr 1917 beschrieb sie in einem Brief aus dem Gefängnis das „Schwinden der Singvögel in Deutschland“. Weber möchte mit seiner Kunst etwas in Bewegung setzen. „Kunst kann es schaffen, ins Herz zu kommen“, sagte er. Zum Abschluss las Weber aus einem Biberacher Gesangbuch von 1802 vor. In selbigem wurden mit der Liedüberschrift „Pflichtgemäßes Betragen gegen die Tiere, Pflanzen und Bäume“bereits die heutigen ökologischen Probleme erkannt und dazu aufgefordert, die Natur zu achten und nicht zu zerstören.