Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wie Naturschut­z seine Kunst inspiriert

Der aus Mettenberg stammende Künstler Hermann Weber ist im Museum zu Gast

- Von Alexander Radulescu

BIBERACH - Im Rahmen der Ausstellun­g „Bienen & Co.“im Museum Biberach hat Kunsthisto­rikerin Judith Bihr mit dem aus Mettenberg stammenden Künstler Hermann Weber am Sonntag über sein Verständni­s von Naturschut­z und Kunst gesprochen.

Weber wurde vor 62 Jahren als Bauernsohn geboren. Sein Bruder Josef übernahm später den elterliche­n Hof, den er in einen Biobauernh­of umwandelte. Beide waren schon seit frühester Zeit dazu erzogen worden „Gottes Schöpfung zu bewahren“. Nach dem Kunststudi­um erhielt er einen Lehrauftra­g an der Staatliche­n Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Ein Stipendium in Paris und einige Auszeichnu­ngen folgten. Die Berufung zum Professor an der Burg Giebichens­tein Hochschule für Kunst und Design führte ihn schließlic­h nach Halle/Saale.

In seinen Bildern verbindet er Bild und Texte, um seine künstleris­che Botschaft zu vermitteln. Angelehnt sei dies an die Plakate der früheren Mortitaten­sänger, so Weber. Schon früh sei er mit einem Bild von Jakob Bräckle konfrontie­rt worden. Sein Vater hatte das Bild „Hoize“damals für zwei Säcke „Woize“" eingetausc­ht. Angetan war er immer, wenn er Bräckle im freien Feld malen sah. Erst später erkannte und schätzte er die Themen, deren Umsetzung und die Farben der Bildmotive. Dies nahm Weber zum Anlass, Jahre später Bräckles Bilder zu kopieren und seine eigenen Umweltgeda­nken bildnerisc­h hinzuzufüg­en, so Weber. „Bräckle war präsent – er ist meine Heimat!“

Als gebürtiger Biberacher fühlte er sich angesproch­en und wurde tätig, als es um das geplante Industrieg­ebiet im nördlichen Rißtal ging. Er brachte seinen Katalog „Anthropozä­n“heraus. Natur und Naturschut­z liegen Weber sehr am Herzen und so entstanden Bilder, die aufrütteln und zum Nachdenken anregen sollen.

In seinen Ausführung­en zeigte der Künstler weiter auf, wie der Mensch der Neuzeit die Natur, die sich über Jahrmillio­nen entwickelt hat, innerhalb kürzester Zeit zerstört und ausrottet. Die Wirtschaft­lichkeit und die Gewinnmaxi­mierung sorgten in der Landwirtsc­haft und in der Ausdehnung der Städte und Straßen dafür, dass immer mehr Lebensräum­e von Tieren und Pflanzen zerstört würden. „Täglich sterben bis zu 150 Pflanzen- und Tierarten aus, weil sich eine Art auf diesem Planeten ungebremst, rücksichts­los und gnadenlos ausbreitet und allen anderen Lebewesen den Lebensraum wegnimmt und zerstört: der Mensch“, ist auch auf seinem Bild „Anthropozä­n II“zu lesen.

Die Wende in der Landwirtsc­haft zu radikalen und umweltunfr­eundlichen Methoden – Monokultur, Mastbetrie­be, Einsatz von Pestiziden, Insektizid­en und Nitrat – prangerte Weber genau so an, wie den Umgang und die fehlende Sensibilit­ät mit der Umwelt durch den Menschen. In all seinen Ausführung­en bezog er sich auf seine Bilder, erklärte die Details dazu und zeigte auch immer wieder die Gedanken und Äußerungen anderer Persönlich­keiten zu diesem Thema auf, darunter Albert Schweizer, Franz von Assisi, Charles Darwin,

Hans-Georg Gadamer oder Peter Berthold (Ornitholog­e aus Radolfzell).

Auch bei Rosa Luxemburg (18711919) wurde Weber fündig. Im Jahr 1917 beschrieb sie in einem Brief aus dem Gefängnis das „Schwinden der Singvögel in Deutschlan­d“. Weber möchte mit seiner Kunst etwas in Bewegung setzen. „Kunst kann es schaffen, ins Herz zu kommen“, sagte er. Zum Abschluss las Weber aus einem Biberacher Gesangbuch von 1802 vor. In selbigem wurden mit der Liedübersc­hrift „Pflichtgem­äßes Betragen gegen die Tiere, Pflanzen und Bäume“bereits die heutigen ökologisch­en Probleme erkannt und dazu aufgeforde­rt, die Natur zu achten und nicht zu zerstören.

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FOTO: ALEXANDER RADULESCU Orientiert sich mit seinen Werken an den Plakaten früherer Moritatens­änger: der aus Mettenberg stammende Künstler Hermann Weber.

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