Schwäbische Zeitung (Biberach)
Neuer Anlauf gegen die Tauben in den Sedelhöfen
Fassaden und Albert-Einstein-Platz im Einkaufsquartier sind stark verschmutzt – Auch Taubenhilfe Ulm im Boot
ULM - Fenster und Wände der Sedelhöfe, der Albert-Einstein-Platz und der Treppenabgang Richtung Hauptbahnhof werden durch Vogelkot stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Stadt Ulm hat bereits angekündigt, dass sie für mehr Sauberkeit in dem neuen Ulmer Einkaufsquartier sorgen will. Aber auch der Projektentwickler der Sedelhöfe, das Hamburger Unternehmen DC Developments, will sich der Sache annehmen. Dabei hat er sich auch mit dem Freundeskreis Taubenhilfe Ulm ausgetauscht. Der hat eine klare Vorstellung davon, wie sich das Problem lösen lassen könnte.
Dutzende Tauben sitzen auf Fenstersimsen und suchen auf dem Platz zwischen den Geschäften nach Essbarem, sie kauern auf den Zahlen zu Albert Einsteins Leben, die als Installation in der Passage zum Bahnhof angebracht wurden. Unübersehbar sind ihre Hinterlassenschaften. Die Fassaden der Gebäude sind mit Kot verschmutzt, ebenso der Boden und der Treppenabgang.
„Gerade am Eingangstor zur Stadt wünscht man es sich anders, wir nehmen das auch als Problem wahr“, schrieb kürzlich Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) in einem Brief an die SPD-Fraktion des Gemeinderats, die in einem Antrag Abhilfe gefordert hatte. Vor allem um das Einstein-Denkmal herum soll nun öfter geputzt werden, außerdem soll die Zahlen-Installation so verändert werden, dass sich Tauben nicht mehr bequem darauf niederlassen können. Und die Bürgerdienste sollen das Taubenfütterungsverbot strenger kontrollieren.
Ein starkes Interesse an einer Lösung des Problems hat auch DC Developments,
und diese soll tierfreundlich sein, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Lothar Schubert auf Anfrage. „Ich bin im Austausch mit der Stadt und wir werden uns auch hier finanziell an den Lösungen beteiligen.“
Momentan sind an den Fenstersimsen teilweise noch Taubenspikes angebracht. Das sind Stahlstifte, die Vögel vertreiben sollen. Nachhaltig arbeite DC Develompents aber an anderen Lösungen, erklärt Schubert. Wie das Unternehmen mitteilt, werden die Böden in den Sedelhöfen derzeit ein bis vier Mal wöchentlich gereinigt, die Treppenhausflure fünf Mal pro Woche. Fenster und Wände werden je nach Bedarf geputzt. Zu den Kosten für den Aufwand äußert sich DC Developments nicht.
Dass die Spikes an den Sedelhöfen entfernt werden sollen, begrüßt Elisabeth Ziehn vom Freundeskreis Taubenhilfe Ulm ausdrücklich. Denn die Stacheln könnten üble Verletzungen verursachen, „bis dahin, dass sich Tauben aufspießen“. Ziehns Vorschlag,
um das Problem in den Griff zu bekommen: Ein Taubenschlag soll her. Dieser könne beispielsweise in einem Flachbau zwischen Galeria Kaufhof und C&A aufgebaut werden. „Dann sind die Tauben von der Straße weg und halten sich großteils in dem Schlag auf.“
Damit bleibe auch der Taubenkot drinnen, könne aufgesammelt und als Dünger genutzt werden. Vorbild in Sachen Vogelschutz sei beispielsweise die Stadt Augsburg. Dort haben Stadt und Tierschützer betreute Taubenschläge und zwei Taubentürme aufgestellt. In Ulm und Neu-Ulm gebe es dagegen Nachholbedarf.
Zweitbeste Lösung wäre aus Ziehns Sicht, Brutkästen aufzuhängen. Aus diesen müssen regelmäßig die Taubeneier entfernt und gegen Attrappen ausgetauscht werden. „Wir wären auch bereit, uns da einzubringen“, sagte Ziehn. In Gesprächen mit dem Staatlichen Bauamt Krumbach habe die Taubenhilfe erreicht, dass die Spikes an der Schützenstraßen-Brücke in Neu-Ulm entfernt wurden. Dort sollen nun um die 25 Brutkästen angebracht werden. „Ich hoffe, das wird was“, so die Tierschützerin.
Wenn es gar nicht anders geht, sei es immer noch besser, einen dreifach gespannten Draht anstelle von Taubenspikes anzubringen. „Da können sie sich nicht draufsetzen und nicht verletzen“, erläuterte Ziehn. Ein generelles Fütterungsverbot hält sie nicht für sinnvoll. „Man muss gezielt füttern“, findet Ziehn. Während des Lockdowns sei dies den Mitgliedern der Taubenhilfe zeitweise an mehreren Plätzen in der Stadt erlaubt worden. Ideal wäre es ihrer Ansicht nach, dies in einem Taubenschlag fortzuführen. „Dann wäre auch ein Großteil der Vögel weg von den Sedelhöfen.“