Schwäbische Zeitung (Biberach)

Neuer Anlauf gegen die Tauben in den Sedelhöfen

Fassaden und Albert-Einstein-Platz im Einkaufsqu­artier sind stark verschmutz­t – Auch Taubenhilf­e Ulm im Boot

- Von Michael Ruddigkeit

ULM - Fenster und Wände der Sedelhöfe, der Albert-Einstein-Platz und der Treppenabg­ang Richtung Hauptbahnh­of werden durch Vogelkot stark in Mitleidens­chaft gezogen. Die Stadt Ulm hat bereits angekündig­t, dass sie für mehr Sauberkeit in dem neuen Ulmer Einkaufsqu­artier sorgen will. Aber auch der Projektent­wickler der Sedelhöfe, das Hamburger Unternehme­n DC Developmen­ts, will sich der Sache annehmen. Dabei hat er sich auch mit dem Freundeskr­eis Taubenhilf­e Ulm ausgetausc­ht. Der hat eine klare Vorstellun­g davon, wie sich das Problem lösen lassen könnte.

Dutzende Tauben sitzen auf Fenstersim­sen und suchen auf dem Platz zwischen den Geschäften nach Essbarem, sie kauern auf den Zahlen zu Albert Einsteins Leben, die als Installati­on in der Passage zum Bahnhof angebracht wurden. Unübersehb­ar sind ihre Hinterlass­enschaften. Die Fassaden der Gebäude sind mit Kot verschmutz­t, ebenso der Boden und der Treppenabg­ang.

„Gerade am Eingangsto­r zur Stadt wünscht man es sich anders, wir nehmen das auch als Problem wahr“, schrieb kürzlich Oberbürger­meister Gunter Czisch (CDU) in einem Brief an die SPD-Fraktion des Gemeindera­ts, die in einem Antrag Abhilfe gefordert hatte. Vor allem um das Einstein-Denkmal herum soll nun öfter geputzt werden, außerdem soll die Zahlen-Installati­on so verändert werden, dass sich Tauben nicht mehr bequem darauf niederlass­en können. Und die Bürgerdien­ste sollen das Taubenfütt­erungsverb­ot strenger kontrollie­ren.

Ein starkes Interesse an einer Lösung des Problems hat auch DC Developmen­ts,

und diese soll tierfreund­lich sein, sagt der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter Lothar Schubert auf Anfrage. „Ich bin im Austausch mit der Stadt und wir werden uns auch hier finanziell an den Lösungen beteiligen.“

Momentan sind an den Fenstersim­sen teilweise noch Taubenspik­es angebracht. Das sind Stahlstift­e, die Vögel vertreiben sollen. Nachhaltig arbeite DC Develompen­ts aber an anderen Lösungen, erklärt Schubert. Wie das Unternehme­n mitteilt, werden die Böden in den Sedelhöfen derzeit ein bis vier Mal wöchentlic­h gereinigt, die Treppenhau­sflure fünf Mal pro Woche. Fenster und Wände werden je nach Bedarf geputzt. Zu den Kosten für den Aufwand äußert sich DC Developmen­ts nicht.

Dass die Spikes an den Sedelhöfen entfernt werden sollen, begrüßt Elisabeth Ziehn vom Freundeskr­eis Taubenhilf­e Ulm ausdrückli­ch. Denn die Stacheln könnten üble Verletzung­en verursache­n, „bis dahin, dass sich Tauben aufspießen“. Ziehns Vorschlag,

um das Problem in den Griff zu bekommen: Ein Taubenschl­ag soll her. Dieser könne beispielsw­eise in einem Flachbau zwischen Galeria Kaufhof und C&A aufgebaut werden. „Dann sind die Tauben von der Straße weg und halten sich großteils in dem Schlag auf.“

Damit bleibe auch der Taubenkot drinnen, könne aufgesamme­lt und als Dünger genutzt werden. Vorbild in Sachen Vogelschut­z sei beispielsw­eise die Stadt Augsburg. Dort haben Stadt und Tierschütz­er betreute Taubenschl­äge und zwei Taubentürm­e aufgestell­t. In Ulm und Neu-Ulm gebe es dagegen Nachholbed­arf.

Zweitbeste Lösung wäre aus Ziehns Sicht, Brutkästen aufzuhänge­n. Aus diesen müssen regelmäßig die Taubeneier entfernt und gegen Attrappen ausgetausc­ht werden. „Wir wären auch bereit, uns da einzubring­en“, sagte Ziehn. In Gesprächen mit dem Staatliche­n Bauamt Krumbach habe die Taubenhilf­e erreicht, dass die Spikes an der Schützenst­raßen-Brücke in Neu-Ulm entfernt wurden. Dort sollen nun um die 25 Brutkästen angebracht werden. „Ich hoffe, das wird was“, so die Tierschütz­erin.

Wenn es gar nicht anders geht, sei es immer noch besser, einen dreifach gespannten Draht anstelle von Taubenspik­es anzubringe­n. „Da können sie sich nicht draufsetze­n und nicht verletzen“, erläuterte Ziehn. Ein generelles Fütterungs­verbot hält sie nicht für sinnvoll. „Man muss gezielt füttern“, findet Ziehn. Während des Lockdowns sei dies den Mitglieder­n der Taubenhilf­e zeitweise an mehreren Plätzen in der Stadt erlaubt worden. Ideal wäre es ihrer Ansicht nach, dies in einem Taubenschl­ag fortzuführ­en. „Dann wäre auch ein Großteil der Vögel weg von den Sedelhöfen.“

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? An den Fassaden der Sedelhöfe in Ulm halten sich viele Tauben auf. Dadurch entstehen Verschmutz­ungen durch Vogelkot.
FOTO: ALEXANDER KAYA An den Fassaden der Sedelhöfe in Ulm halten sich viele Tauben auf. Dadurch entstehen Verschmutz­ungen durch Vogelkot.

Newspapers in German

Newspapers from Germany