Schwäbische Zeitung (Biberach)
Regen und Corona bremsen Festspiele aus
Zuschauerzahlen weit hinter denen von 2019 – Vorbereitungen für nächste Saison laufen
BURGRIEDEN - Die letzten Revolverund Gewehrschüsse sind verhallt; Feuerfontänen, waghalsige Reiter und rasante Pferde sind vorläufig passé, Schauspieler und Statisten „erholen“sich nach einer anstrengenden Spielsaison mit dem Titelhelden Old Surehand: Die Festspiele Burgrieden haben ihr aktuelles Programm beendet.
Vom 3. Juli bis 11. September haben die Akteure und Akteurinnen Tausende Besucher von nah und fern auf eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit des Wilden Westens entführt. Textbuchautor und Regisseur Michael Müller hat es einmal mehr geschafft, nach der Romanvorlage von Karl May, der als einer der meistgelesenen Schriftstellern deutscher Sprache gilt, ein erlebnisreiches Open-Air-Theater auf die Bühne der Festspiele Burgrieden zu bringen.
Nach der Dernière , die wie alle über 30 vorausgegangenen Vorstellungen zu begeistern wusste, zieht Geschäftsführerin Claudia Huitz auch für die Presse Bilanz. Bedingt durch die anhaltende Corona-Pandemie mit ständig wechselnden Regeln und die vielen Regentage blieben sicherlich viele Besucherinnen und Besucher fern. Verlass war aber auf das Stammpublikum. „Wir haben es geschafft – und wir sind geschafft“, resümiert Claudia Huitz, der am Ende der Spielsaison 2021 ein schwerer Stein vom Herzen fiel. „In den vergangenen zwei Jahren sind wir schwer in unserer Existenz bedroht worden; wir wurden ein aufs andere Mal auf eine harte Probe gestellt.“
Doch so einfach aufgeben, das war für Claudia Huitz und ihr Team vor und hinter den Kulissen keine Option. „Wenn man sehr hart an etwas arbeitet, das man mag, dann nennt man das Leidenschaft.“Und dieses Feuer brenne in Geschäftsführung und Ensemble. Nun richtet sich der Fokus auf das nächste Jahr, denn „nach einer Saison ist vor einer Saison“, in der Hoffnung auf bessere äußere Bedingungen.
Das Regenwetter im Sommer 2021, der (fast) keiner war, habe den Betrieb zu einem Nervenkrieg gemacht: „Von elf Wochenenden hatten wir acht mit starkem oder Dauerregen;
TRAUERANZEIGEN
nur wenige Spieltermine gingen bei bestem Wetter über die Bühne“, sagt Huitz. Die Schauspieler und Statisten hätten das Beste gegeben, motiviert von einem treuen und trotz allem zufriedenen Publikum. Unter den Widrigkeiten der Witterung litten auch die Kostüme der Darsteller in ihren verschiedenen Rollen. Es sei schier nicht möglich gewesen, die völlig verdreckten und durchnässten Kleider über Nacht sauber und trocken zu bekommen.
Zur Bilanz der Geschäftsführerin gehört auch ein Blick auf die nackten Zahlen. Insgesamt wurden 18 786 Tickets verkauft, davon allein bereits rund 5000 im Vorverkauf 2019/2020.
Unter dem Strich kamen rund 13 000 zahlende Gäste. Das tolle Ergebnis in 2019 mit dem Karl-May-Abenteuer „Im Tal des Todes“konnte in 2021 nicht annähernd erreicht werden: Seinerzeit wollten rund 23 000 Westernund Karl-May-Fans das Spektakel sehen. Dieser Ticketrückgang infolge der unliebsamen Begleitumstände würden einen ganz bitteren Verlust für die Festspiele Burgrieden bedeuten, beklagt Huitz. Umso dankbarer sei sie für die Unterstützung durch das staatliche Förderprogramm.
Jetzt gelte es, nach vorne zu schauen, daher werde man bald mit dem Ticket-Vorverkauf für die Wildwest-Geschichte „Winnetou III – das Vermächtnis des Apachen“ starten. Wie groß die positive Resonanz in der Fachpresse und die Einträge in Bewertungsportalen im Internet ist, verdeutlicht Claudia Huitz mit Fakten. So hätten allein im Monat August 2021 knapp 200 000 Menschen gegoogelt und außerdem 40 000 Interessierte über das Navigationssystem erfahren, wo der Festspielort Burgrieden liegt. Das bestärke die Verantwortlichen und ihre Mitarbeiter, bodenständig zu bleiben und auch künftig gute Unterhaltung im „Wilden Westen“in Oberschwaben zu bieten. Dazu gehört auch, die technischen und baulichen (Kulissen) Voraussetzungen von Spielsaison zu Spielsaison zu schaffen.