Schwäbische Zeitung (Biberach)

Vorwürfe gegen Querdenken-Bewegung

Nach der Bluttat von Idar-Oberstein sieht die Politik Corona-Leugner in der Verantwort­ung

- Von Claudia Kling, Ulrich Mendelin und unseren Agenturen

BERLIN/RAVENSBURG - Nach der Tötung eines Tankstelle­nmitarbeit­ers in Idar-Oberstein hat SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz die sogenannte Querdenken-Bewegung für die Tat mitverantw­ortlich gemacht. „Denn es sind ja diejenigen, die hetzerisch­e, spalterisc­he Reden halten, die letztendli­ch mit ein Klima geschürt haben, in dem im Kopf dieses Mannes diese Tat möglich geworden ist“, sagte Scholz am Mittwoch in Köln. „Und deshalb haben sie auch eine Mitverantw­ortung dafür, dass das passiert ist.“

Die Bundesregi­erung reagierte erschütter­t auf die Tat. Vize-Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer sagte, es sei verstörend, dass die Tat in den sozialen Medien zum Anlass genommen werde, zu Gewalt aufzurufen. „Das muss aufhören“, forderte sie. Das Innenminis­terium nannte die Tötung des 20-Jährigen allerdings einen „extremen Einzelfall“.

Einem 49-jährigen Deutschen wird vorgeworfe­n, den Tankstelle­nkassierer im rheinland-pfälzische­n Idar-Oberstein getötet zu haben. Anlass

war offenbar die Aufforderu­ng, eine Gesichtsma­ske zu tragen.

Politiker forderten derweil ein härteres Vorgehen gegen soziale Netzwerke. Idar-Oberstein mache wieder einmal deutlich, wie aus Hass und Hetze tödliche Gewalt werden kann, sagte Thüringens Innenminis­ter Georg Maier (SPD) mit Blick auf den Messengerd­ienst Telegram dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. Die Plattform müsse unter das Netzwerkdu­rchsetzung­sgesetz fallen.

Der FDP-Politiker Benjamin Strasser nannte diese Forderung „eine klassische Phantomdeb­atte“. „Die

Verfolgung von Straftaten kann nicht auf private Plattformb­etreiber übertragen werden“, so Strasser. Auch die Entscheidu­ng darüber, was Meinung und was Hetze ist, dürfe der Staat nicht Facebook, Telegram und anderen Plattforme­n überlassen. Stattdesse­n brauche es eine bessere personelle und technische Ausstattun­g der Behörden, „um bei Telegram digital Streife laufen zu können“.

In Baden-Württember­g wird eine mittlere zweistelli­ge Zahl an Mitglieder­n der Querdenken-Bewegung vom Verfassung­sschutz beobachtet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany