Schwäbische Zeitung (Biberach)
Bundesweit stehen Sie in Umfragen wie festgetackert bei elf Prozent. Liegt das vielleicht an dem rechtsextremen Flügel Ihrer Partei?
Die anderen Parteien sind sich in einem Punkt einig: Eine Zusammenarbeit mit der AfD kommt nicht infrage. Wie wollen Sie denn jemals Ihre politischen Vorstellungen umsetzen?
Wenn in Sachsen 27 Prozent der Wähler die AfD wählen, ist das ein Votum, dem sich die anderen Parteien nicht auf Dauer verschließen können. In Ostdeutschland werden Landesregierungen nicht mehr an uns vorbeikommen.
Im Bund sieht es ganz anders aus. Im Gegenteil, bei dieser Wahl ist jede Stimme für die AfD sogar eine Stimme für Rot-Grün-Rot.
Ein merkwürdiges Demokratieverständnis. Man könnte genauso gut sagen, jede Stimme für die CDU ist eine Stimme für „Weiter so“. Die Bürger wählen nicht taktisch, das denken nur die Medien immer.
Wir haben keinen rechtsextremen Flügel, das weise ich strikt zurück. Mit diesem Narrativ sollen wir klein gehalten werden. Es gab in der Vergangenheit unüberlegte Aussagen, aber wir haben uns weiterentwickelt.
Auf Platz drei der sächsischen Landesliste steht Siegbert Droese, der sich mit der Hand auf dem Herz vor dem Führerbunker an der
Wolfsschanze fotografieren ließ. Sieht so die Weiterentwicklung der AfD aus?
Er sagte, das sei zu Ehren Stauffenbergs gewesen. Das Ding ist durch, und zwar seit Jahren.
Da sind wir uns nicht so sicher. Wir könnten Ihnen jetzt ähnlich gelagerte Fälle nennen, aber die Antworten werden ähnlich sein. Lassen Sie uns über Inhalte reden. Das Median-Vermögen pro Kopf in Deutschland lag 2019 bei 29 000 Euro pro Person. Keiner dieser Menschen muss nach heutigem Recht Erbschaftsteuer zahlen, noch müsste er Vermögensteuer oder Grunderwerbsteuer zahlen. Die AfD spricht sich gegen all diese Substanzsteuern aus. Warum? Dieses Median-Vermögen ist im internationalen Vergleich sehr gering.
Und die Hälfte der Deutschen verfügt ja über noch weniger Vermögen, 41 Prozent haben weniger als umgerechnet 8500 Euro. Wir streben deshalb eine grundlegende Steuerreform an, wie einst von Paul Kirchhof vorgeschlagen.
Von keinen Substanzsteuern und einer Flat Tax, wie Kirchhof sie vorgeschlagen hat, würden vor allem Menschen mit hohen Einkommen profitieren, die auch noch viel geerbt haben. Sie besteuern den Manager mit dem gleichen Satz wie die Krankenschwester.
Das ist eine Neiddebatte. Für ein Erbe wurden schon zigfach Steuern bezahlt. Uns geht es darum, dass der viel zu stark belastete Mittelstand entlastet wird. Dass niemand zittern muss, wenn er einen Handwerksbetrieb oder eine Immobilie erbt, die er sich
aus eigener Kraft nicht leisten könnte.
Aber Sie sind doch für Kirchhof, das bedeutet einen Prozentsatz für alle. Das Kirchhofsche Modell kann man durchaus gerechter machen, indem man drei oder vier Stufen einfügt.
Laut Chef der Bundesagentur für Arbeit braucht Deutschland 400 000 Zuwanderer im Jahr, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Was halten Sie davon?
Das ist Quatsch. Wir haben 6,5 Millionen Hartz-IV-Empfänger in diesem Land. 65 Prozent der erwerbsfähigen Syrer und 44 Prozent der Afghanen beziehen Hartz IV. Warum fördern wir nicht unsere eigenen Leute?
Zusammen mit den 2,2 Millionen