Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Klare Ansage“vom Chef
Bei der Vereidigung junger Polizisten schlägt Innenminister Strobl auch ernste Töne an
BIBERACH - 115 Polizeimeisteranwärterinnen und -anwärter für den mittleren Polizeidienst haben am Mittwochmorgen in der Biberacher Polizeihochschule ihren Diensteid abgelegt. Dazu war auch Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) angereist, der die jungen Beamten beglückwünschte, ihnen aber auch ins Gewissen redete.
Coronabedingt fand die Vereidigung bei frühherbstlich frischen Temperaturen auf dem Sportplatz der Polizeihochschule statt. Angehörige der angehenden Polizistinnen und Polizisten waren nicht eingeladen, sie konnten die Vereidigung aber via Livestream im Internet verfolgen. Zum 1. September hatten die jungen Beamten ihren Polizeidienst angetreten.
Strobl bezeichnete die Polizeiausbildung in Baden-Württemberg als „Weltklasse“, ebenso gehöre die Landespolizei aufgrund ihrer Ausstattung zu den besten und modernsten in Deutschland. Die 115 neuen Polizistinnen und Polizisten seien Teil der größten Einstellungsoffensive des Landes. Auch im kommenden Jahr sollen 1300 weitere junge Polizeibeamte folgen, kündigte er an. Er werde alles dafür tun, dass es auch in den nächsten Jahren verlässliche Einstellungszahlen
gebe, um die Polizei bis in die 60er-Jahre dieses Jahrhunderts hinein zu verstärken, so Strobl.
Die Neuen hieß er im Kreis der 24 500 Kolleginnen und Kollegen der baden-württembergischen Polizei willkommen. „Unsere Polizei steht fest auf dem Boden der Verfassung und verdient unser Vertrauen. Das erwarte ich auch von jedem Einzelnen und jeder Einzelnen von Ihnen“, sagte der Minister und richtete als oberster Dienstherr eine „klare Ansage“an die jungen Kollegen: „Ich stehe hinter Ihnen und Ihrer Arbeit, aber für Rassismus, Extremismus und Antisemitismus ist in unserer Polizei nicht einen Millimeter Platz.“Das gelte im Dienst wie auch im Privatleben.
Ein Punkt, den auch Andreas Renner, Inspekteur der Polizei, besonders betonte: „Ab sofort werden Sie im Dienst und auch privat als Repräsentant unserer Polizei wahrgenommen.“Dabei gelte es das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizei zu erhalten. Dabei spielten auch Messengerdienste und soziale Netzwerke eine Rolle, so Renner: „Bitte denken Sie lieber einmal mehr darüber nach, was Sie dort posten oder einstellen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Einzelne unsere Polizei in Misskredit bringen.“
Diakon Georg Hug zählte die Werte auf, für die die Polizei steht, darunter Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit, Toleranz und für eine Verhältnismäßigkeit der Mittel im Einsatz. „Mit diesen Werten sind wir in unserer Gesellschaft weit gekommen.“Dafür brauche es eine Bürgerpolizei. „Dafür brauchen wir Sie“, so Hug an die jungen Polizistinnen und Polizisten. Auch er bat die jungen Kollegen um klare Kante gegen Rassismus, Sexismus und Extremismus. Neben unangemessenem Auftreten in sozialen Medien seien auch Alkoholexzesse für die Polizei ein No-Go.
Polizeimeisteranwärter Raphael Wiedemann, der im Namen seiner jungen Kolleginnen und Kollegen sprach, lobte die gute Aufnahme in der Polizeihochschule. „Obwohl wir noch nicht lange da sind, merken wir: Wir gehören dazu.“Sich im Spiegel zum ersten Mal in Polizeiuniform zu sehen, habe das Selbstwertgefühl gesteigert. Er und seine Kolleginnen und Kollegen freuten sich nun auf zweieinhalb intensive Ausbildungsjahre.
Für die 63 Männer und 52 Frauen, die in vier Klassen eingeteilt sind, bedeutet dies zunächst ein Jahr Ausbildung an der Hochschule in Biberach, bevor es zu einem einjährigen Praktikum in den Polizeidienst geht. Anschließend folgt ein weiteres halbes Jahr Ausbildung an der Hochschule, ehe die Laufbahnprüfung ansteht.
Polizeidirektor Guido Mebold, Leiter des Instituts für Ausbildung und Training am Standort Biberach, nahm den jungen Kolleginnen und Kollegen den Diensteid ab. Umrahmt wurde die Feierstunde in musikalisch hervorragender Weise vom Landespolizeiorchester unter der Leitung von Stefan R. Halder, der aus Otterswang bei Bad Schussenried stammt und damit sozusagen ein Heimspiel hatte. Mit dem Orchester ist Halder auch am 28. November, 19 Uhr, in der Stadthalle Biberach zu Gast.