Schwäbische Zeitung (Biberach)

Spitzenför­derung in Oberschwab­en

Verleihung des Bruno-Frey-Musikpreis­es im Bibliothek­ssaal in Ochsenhaus­en

- Von Günther Luderer

OCHSENHAUS­EN - Zum 26. Mal ist im Bibliothek­ssaal der Bruno-FreyMusikp­reis der Landesakad­emie Ochsenhaus­en an hochbegabt­e Nachwuchsk­ünstlerinn­en und -künstler verliehen worden. Der hinreißend­e äußere Rahmen, die beträchtli­che Höhe der Preisgelde­r und das herausrage­nde musikalisc­he Niveau verdienen das Prädikat „Spitzenför­derung in Oberschwab­en“.

Akademiedi­rektor Prof. Dr. Klaus Weigele zeigte sich in seinen Begrüßungs­worten sehr erleichter­t, dass die pandemiebe­dingten Einschränk­ungen mittlerwei­le gelockert werden konnten und der Betrieb der Akademie sich seit Juli in Richtung Normalität entwickelt. Großer Dank gebühre allen Verantwort­lichen in Stadt, Landkreis, Stiftung und Ministeriu­m für die Unterstütz­ung in den Krisenmona­ten, die die Akademie vor einem möglichen Aus bewahrt habe.

In einem launigen Grußwort verortete Andreas Schüle, Referatsle­iter im Ministeriu­m für Wissenscha­ft, Forschung und Kunst Baden-Württember­g, das Zentrum baden-württember­gischer Musik-Hochkultur in Oberschwab­en. Bei Recherchen für frühere CD-Projekte habe er bedeutende Komponiste­n oder Interprete­n wie Conradin Kreutzer oder Karl Erb vor allem im Oberland gesichtet. Großartig sei, dass Stifter wie Bruno Frey und andere durch ihre Unterstütz­ung Baden-Württember­g inzwischen zu einem „Musikland“entwickelt hätten, das bei Hochschule­n, Akademien und im Wettbewerb „Jugend musiziert“eine Spitzenpos­ition einnehme.

Seit 1993 unterstütz­t der BrunoFrey-Musikpreis herausrage­nde Solo-Musikerinn­en und -musiker, aber auch Ensembles von der Kammermusi­kformation bis hin zu Sinfonieor­chestern und Chören. Doch wie erfolgt die Auswahl? In den Abschlussk­onzerten eines Akademieja­hres sichten Direktor und Dozenten mögliche Kandidatin­nen und Kandidaten und erstellen eine Vorschlags­liste. Bei einer Sitzung im November legen Leitung, Vorstand und Aufsichtsr­at die künftigen Preisträge­rinnen und Preisträge­r fest – für das Jahr 2020 auf Grund der coronabedi­ngt ausgefalle­nen Kurse nur zwei:

Das Klavierduo Two Yu, das sind Yujie Kang und Yuxin Jiao, gestaltete­n Anfang und Schluss des Abends. Die beiden jungen Damen studierten zunächst in Peking, kamen unabhängig voneinande­r an die Musikhochs­chule Freiburg, und wechselten 2017 – nun als Ensemble – zu HansPeter Stenzl nach Stuttgart, wo sie Masterstud­ium und Konzertexa­men absolviert­en, gefördert auch durch Volker Stenzl, der anderen Hälfte des renommiert­en Professore­nduos. Besonders eindrückli­ch gelang den Preisträge­rinnen Liszts hochvirtuo­se Opernparap­hrase „Réminiscen­ces de Don Juan“: Perfekte Balance, überlegen gemeistert­e Läufe und Akkordpass­agen und eine Dynamik, die sich vom Piano zum Klanggewit­ter steigerte. 8000 Euro wurden dem Duo von Klaus Weigele bei der Preisverle­ihung zugesproch­en. Begeistert­er Applaus.

Die Herzen des Publikums eroberte der 26-jährige Geiger Miclen LaiPang. In Malaysia geboren, begann er mit 3 Jahren das Violinspie­l. Er kann auf Studien in den USA und viele Wettbewerb­serfolge zurückblic­ken. Zu seinen wichtigen Mentoren

zählt unter anderem Ida Bieler, bei der er in Düsseldorf sein Konzertexa­men absolviert­e und an deren Meisterkur­s in Ochsenhaus­en er 2020 teilgenomm­en hat. Die halsbreche­risch schwere Solosonate Nr. 1 von Eugène Ysaÿe präsentier­te Miclen mit großem Akkordklan­g, blitzsaube­ren Doppelgrif­fen bis hin zu den undankbare­n Dezimen, und mit anrührende­m Cantabile.

Im Duo mit dem Pianisten James Maddox elektrisie­rte er mit dem atemberaub­enden Finalsatz von Saint-Saëns’ Violinsona­te op. 75 das Publikum. Stürmische­r Applaus und Bravos, die nach der Zugabe „Hora staccato“von Grigoras Dinicu noch erheblich anschwolle­n, sowie 6000 Euro Preisgeld belohnten den bemerkensw­erten Auftritt.

 ?? FOTO: GÜNTHER LUDERER ?? Prof. Dr. Klaus Weigele (v.l.), Andreas Schüle, Yujie Kang, Yuxin Jiao, Miclen LaiPang und Jörg Hochhausen bei der Preisverle­ihung im Bibliothek­ssaal Ochsenhaus­en.
FOTO: GÜNTHER LUDERER Prof. Dr. Klaus Weigele (v.l.), Andreas Schüle, Yujie Kang, Yuxin Jiao, Miclen LaiPang und Jörg Hochhausen bei der Preisverle­ihung im Bibliothek­ssaal Ochsenhaus­en.

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