Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wieland auf der Kirchentreppe
Ein Graffiti des Dichters ziert den Aufgang zur Kirche – Was es damit auf sich hat
BIBERACH (gem) - Wer vom Rathaus hinüber zur Stadtpfarrkirche geht, der blickt künftig dem Dichter Christoph Martin Wieland in die Augen. Der Biberacher Street-Art-Künstler Daschu (Daniel Schuster) hat diese Woche ein großes Graffiti auf die Treppenstufen gesprüht. Dieses steht in Zusammenhang mit einem Projekt von WielandStiftung und Universität Konstanz.
Wieland, mit Schreibfeder in der Hand, blickt hinüber Richtung Rathaus und Marktplatz auf „seine“Biberacher. „Wieland hat uns jetzt im Fokus“, sagte Oberbürgermeister Norbert Zeidler bei der Präsentation des Kunstwerks. Neben dem Gesicht des Dichters ist auch ein Zitat Wielands zum Kosmopolitismus, also zum Weltbürgertum, zu lesen. Das Ideal des Weltbürgers, im Gegensatz zum Nationalismus, wurde durch die Schriften Wielands maßgeblich befördert.
24 Studierende der Universität Konstanz hatten sich im Sommersemester in einem Studienprojekt unter der Leistung der Literaturwissenschaftlerin Sarah Seidel mit dem Kosmopolitismus zwischen dem 18. und dem 21 . Jahrhundert beschäftigt. „Jede Zeit hat da ihre eigenen Anknüpfungspunkte“, so Seidel. Die Studierenden haben dazu Texte verfasst, die dieser Tage mit der Biberacher Agentur „2einhalb“(Simon Gallus) verfilmt werden. Auch die Kirchentreppe dient dabei als Kulisse. Dort werde auch noch ein QR-Code angebracht, mit dem die Videos auf dem Smartphone abgerufen werden können. Unterstützt wurde die WielandStiftung beim Projekt durch die Bruno-Frey-Stiftung, die Deutsche Schillergesellschaft, die Stiftung „S-BC gemeinsam für eine bessere Zukunft“der Kreissparkasse und der Akademie für darstellende Kunst in Ulm. Ihnen allen dankte Kerstin Bönsch, Geschäftsführerin der Wieland-Stiftung.
Für Künstler Daschu ist das Graffiti in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes:
„Auf einer Treppe habe ich bisher noch nicht gearbeitet, außerdem ist das hier ein besonderer Ort mit hoher öffentlicher Wahrnehmung und auch das Thema spricht mich sehr an.“Und wie lange bleibt das Kunstwerk an der Treppe? „Die Farbe hält normalerweise mehrere Jahre“, sagt Daschu. Allerdings sei sie hier stärker der Witterung ausgesetzt als an einer Wand.