Schwäbische Zeitung (Biberach)
Fast 30 falsch-positive Corona-Tests
Wie das Laupheimer Gymnasium, Behörden und eine Mutter darauf reagieren
LAUPHEIM - Am Laupheimer CarlLaemmle-Gymnasium (CLG) ist am Mittwoch eine ganze Reihe von Schülern falsch-positiv auf das Coronavirus getestet worden. Grund war wohl eine fehlerhafte Charge an Schnelltests. Von den danach angeordneten PCR-Tests fiel – Stand Donnerstagnachmittag – einer positiv aus.
„Die Häufung war schon sehr überraschend. Das ging auf einen Schlag los in einer Klasse mit mehr als zehn positiv getesteten Schülern“, sagt Schulleiterin Petra Braun. Vor allem in drei Klassen seien viele Schüler positiv getestet worden. Insgesamt hätten aufgrund der – wie sich später herausstellte – falsch-positiven Tests knapp 30 Schüler nach Hause gehen müssen. Hinzu kamen noch deren Geschwisterkinder.
Aufgrund der hohen Zahl an positiv getesteten Schülern habe die Schule sofort Kontakt mit dem Kreisgesundheitsamt aufgenommen. Im vergangenen Schuljahr und zu Beginn des laufenden Schuljahrs sei die Testung immer gut abgelaufen. „Das war jetzt das erste Mal, wir hatten so einen Fall noch nicht“, erklärt Braun. Bisher sei an einem Tag vielleicht mal ein Test positiv ausgefallen. Umso mehr machte nun die Häufung der positiven Fälle die Schulleitung stutzig. „Das kam uns merkwürdig vor“, sagt Braun. „Wir haben darum schnell vermutet, dass etwas nicht stimmt.“Dennoch seien in Absprache mit dem Kreisgesundheitsamt die Absonderung der positiv Getesteten und die PCR-Testung erfolgt.
Mit der Häufung an falsch-positiven Testergebnissen ist das CLG keineswegs allein. Seit Ende der Sommerferien habe es im Landkreis bereits zwei derartige Fälle gegeben, berichtet Philipp Friedel, Sprecher des Landratsamts Biberach. Insgesamt würden an den Schulen und Kindergärten im Landkreis zwar nur wenige Tests positiv ausfallen – von diesen seien derzeit aber die Hälfte bis zwei Drittel falsch-positiv.
Über die Ursachen, weshalb nun am CLG eine größere Zahl an Tests fehlerhaft war, kann Friedel nur mutmaßen. Möglich sei eine falsche Lagerung der Testkits. „Aber bei so einer großen Menge an falsch-positiven Ergebnissen ist klar, dass mit der Charge etwas nicht stimmt und sie nicht mehr eingesetzt werden darf“, betont Friedel.
Das bestätigt auch die Laupheimer Stadtverwaltung auf Anfrage. Die betroffene Test-Charge am CLG sei bereits durch neue Tests ersetzt worden, die Versorgung mit Tests gewährleistet. „Die möglicherweise im Umlauf befindlichen Tests der betroffenen Charge werden komplett ausgetauscht“, teilt die Stadt mit. Von anderen Schulen oder Kindertageseinrichtungen sei keine erhöhte positive Testquote gemeldet worden.
Zur Verfügung gestellt werden die Corona-Tests von der Landesregierung. „Um fehlerhafte Testkits und deren Ersatz kümmert sich das Beschaffungsteam des Sozialministeriums“, heißt es von der Stadtverwaltung. Beim CLG sind es 3000 Tests, die nun aus dem Verkehr gezogen wurden. Wie Petra Braun mitteilt, sind die Eltern bereits über den Austausch informiert worden. Und: „Heute war wieder alles ruhig bei den Tests“, sagt die Schulleiterin am Donnerstagnachmittag. „Wir sind positiv gestimmt und gehen davon aus, dass das nicht wieder vorkommt.“
Auch Amelie S. (Name geändert) meint: „Ich hoffe, dass es eine einmalige Sache war.“Sie ist Mutter eines neunjährigen Mädchens und eines 13jährigen Jungens. Ihr Sohn besucht das CLG. Auch sein Corona-Test fiel am vergangenen Mittwoch falsch-positiv aus.
Zwar bestätigt Amelie S.: „Nachmittags
kam eine E-Mail vom CLG, dass sie die Tests austauschen, weil sie fehlerhaft sein könnten.“Dennoch mussten ihr Sohn und weitere Schüler nach Hause. Auch seine Schwester musste von der Grundschule abgeholt werden. Zwar erhielt der Junge bereits Donnerstagfrüh sein negatives PCRErgebnis, sodass er und seine Schwester wieder zur Schule konnten. Doch Amelie S. schildert: „Meine Tochter war den ganzen Tag durch den Wind.“
Darum wolle sie aufmerksam machen auf den immensen Druck, den Kinder durch die Pandemie erfahren. „Sie sind seit anderthalb Jahren im Stress, haben eine psychische Belastung“, beschreibt Amelie S. Das werde durch solche falsch-positiven Tests noch weiter erhöht, glaubt sie. Es gehe so weit, dass ihre Kinder mittlerweile weniger Angst vor der Erkrankung selbst hätten als vor den Konsequenzen eines positiven Corona-Tests: Nämlich nicht in die Schule, zu Freunden oder zum Sport gehen zu dürfen. „Das macht die Kinder fertig“, glaubt die Mutter.
Wenn etwa am Wochenende ein Kindergeburtstag anstehe, würden sich die Kinder schon Sorgen um die Teilnahme machen, weil sie sich am Freitag in der Schule noch testen lassen müssten.