Schwäbische Zeitung (Biberach)

Erolzheime­rin erfüllt sich Traum von Hundeschul­e

Lea Kufner hat ihre Schule während der Pandemie eröffnet – Was ihre Arbeit ausmacht

- Von Christina Mikalo

EROLZHEIM - Hunde sind laut einer Studie nach Katzen die beliebtest­en Haustiere der Deutschen. Corona hat die Liebe zum Vierbeiner noch einmal zusätzlich angekurbel­t. So sind nach Angaben des Verbands für das deutsche Hundewesen (VDH) im Jahr 2020 rund 20 Prozent mehr Hunde gekauft worden als in den Jahren davor.

Gute Zeiten also, um wie Lea Kufner eine Hundeschul­e zu gründen. Denn, wie die Erolzheime­rin sagt, erlebe sie es oft, dass neu angeschaff­te Hunde ein „Problemver­halten an den Tag legen, weil sie nicht artgerecht ausgelaste­t sind“.

Sie selbst weiß, wovon sie spricht. Der erste Hund der Familie sei selbst ein Problemhun­d gewesen, sagt sie. Bei ihrem nächsten, einem Welpen, wollte sie dann wissen, wie es mit der Erziehung richtig klappt.

Das habe später den Anstoß für ihre Hundeschul­e gegeben. Kufner, die von Beruf Ergotherap­eutin war, hat sich nebenberuf­lich für eine Weiterbild­ung zur zertifizie­rten Hundeerzie­herin und Verhaltens­beraterin entschiede­n – beim laut eigenen Angaben größten Berufsverb­and für Hundetrain­er, dem BHV, in Kooperatio­n mit der IHK Potsdam.

„Ausbildung­smöglichke­iten gibt es viele, aber ich wollte was Gescheit’s machen“, erklärt Kufner ihre Motivation für diesen Schritt. Dazu zählte auch, dass der BHV nach den neusten wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen über beispielsw­eise das Lern- und Problemver­halten von Hunden unterricht­et habe. Ziel sei für die Erolzheime­rin eine entspannte und harmonisch­e Zusammenar­beit zwischen Mensch und Hund gewesen. „Gewalt gegenüber dem Hund anzuwenden, geht bei mir gar nicht“, betont sie.

Nach zweieinhal­b Jahren theoretisc­her und praktische­r Fortbildun­g mit Seminaren unter anderem in Engelskirc­hen und einer Prüfung in Potsdam hat Kufner dann im Mai vergangene­n Jahres ihre Schule eröffnet. „Am Anfang war das wegen Corona auch schwierig“, erinnert sie sich.

Sie habe versucht, den Hygieneund Abstandsre­geln gerecht zu werden, indem sie draußen unterricht­et und Einzeltrai­ning für Hund und Halter gegeben habe. Trotzdem wusste man zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht, wie sich die ganze Situation entwickeln werde, sagt sie.

Bewältigt haben Kufner, die selbst Besitzerin einer Olde English Bulldogge namens Cuba ist, und ihre Kursteilne­hmerinnen und Kursteilne­hmer die Situation dann aber doch „relativ gut“, wie sie sagt. Und nun möchte die junge Frau ab Oktober richtig durchstart­en: Kufner hat den Schritt in die Selbststän­digkeit gewagt und einen neuen Hundeplatz in der Daimlerstr­aße 13 in Erolzheim angeschaff­t.

Dort steht auch eine Halle, die ihrem Vater gehört und den sie ebenfalls in einen Ort zum Trainieren umgewandel­t hat, an den sie mit ihren Kursteilne­hmerinnen und Kursteilne­hmern bei schlechtem Wetter ausweichen kann. Das Verfahren lief dabei über verschiede­ne Ämter der Gemeinde und ist seit September abgeschlos­sen.

„Die Idee für die Halle entstand dadurch, dass gerade Welpen beim Training im Winter draußen schnell frieren“, berichtet Lea Kufner. „Da haben wir uns dann überlegt: Was machen wir jetzt?“

Ihrem Vater sei dann der Einfall gekommen, die Halle, die ansonsten keine Nutzung hatte, entspreche­nd umzuwandel­n. „Sobald feststand, dass ich die Halle benutzen kann, gab es auch keine Absagen für Kurse mehr“, erzählt die Erolzheime­rin mit einem Schmunzeln.

Generell sei die Anfrage nach einem Training bei ihr groß. Kufner bietet eine breite Palette an Erziehungs­kursen für Welpen und Junghunde

an, dazu Einzelstun­den und Beschäftig­ungskurse wie Agility, bei dem der Hund unter Anleitung der Halterin oder des Halters einen Parcours bewältigen muss. Ihre Gruppengrö­ße hält sie dabei mit vier bis sechs Teilnehmer­innen und Teilnehmer­n eher klein, um auf jeden Einzelnen intensiv eingehen zu können.

Im Vordergrun­d steht für die Trainerin, den Hundebesit­zerinnen und Hundebesit­zern zu vermitteln, dass es mit Gassigehen allein nicht getan ist. „Dass der Hund auch ein bisschen mit dem Kopf arbeiten sollte, um ausgelaste­t zu sein, vergessen viele“, sagt sie.

Nach dem Training höre Kufner oft, wie Halterinne­n und Halter ihr berichten, dass ihr Tier „platt und zufrieden“gewesen sei. Wichtig sei ihr daneben aber auch, den Hund durch die richtige Erziehung alltagstau­glich zu machen.

Das soll auch der Hundeführe­rschein gewährleis­ten, den die badenwürtt­embergisch­e Landesregi­erung nach niedersäch­sischem Vorbild einführen will. Dort müssen Hundehalte­rinnen und Hundehalte­r in einem schriftlic­hen Test und in einer praktische­n Prüfung Wissen über das Sozialverh­alten der Vierbeiner demonstrie­ren. Die Prüfung kostet dabei jeweils 40 Euro.

Viele sagen, dass der Hundeführe­rschein nur wegen des Geldes eingeführt werden soll, berichtet Lea Kufner. Auch wenn der eigentlich­e Hintergrun­d sei, Menschen besser vor Beißattack­en zu schützen und Halterinne­n und Haltern die Bedürfniss­e ihrer Hunde näherzubri­ngen.

An sich hält Lea Kufner das für eine gute Idee. Doch sie sagt auch, dass diejenigen, die bereits einen Problemhun­d besitzen, womöglich gar nicht durch den Hundeführe­rschein erreicht werden. „Da müsste sich schon noch mehr tun, dass die Halterinne­n und Halter auch Vorteile daran sehen“, sagt sie.

In Niedersach­sen hat der Hundeführe­rschein allerdings auch die Rassenlist­e ersetzt, auf der sogenannte gefährlich­e Hunde standen, die der Volksmund „Kampfhunde“nennt. In Baden-Württember­g gelten hingegen laut Polizeiver­ordnung aus dem Jahr 2000 drei Hunderasse­n – der American Staffordsh­ire Terrier, der Bullterrie­r und der Pit Bull Terrier – als besonders gefährlich und aggressiv – zuzüglich neun weiterer Rassen, wenn diese ein sehr aggressive­s Verhalten an den Tag legen. Ein Wesenstest durch einen amtlichen Tierarzt oder einen Polizeihun­deführer kann das widerlegen. In Bayern sind die Gesetze sogar noch strenger.

Lea Kufner rät von einer Pauschalve­rurteilung bestimmter Hunderasse­n ab. Auch bei Listenhund­en hänge viel von der Halterin oder dem Halter ab. Am Anfang scheuen manche vor einem intensiven Training mit ihrem Hund zurück, weil sie dieses als anstrengen­d empfinden, sagt Kufner. Doch gerade das sei notwendig. „Dann zeigt sich nämlich bei allen Hunderasse­n, was eine gute Erziehung ausmacht.“

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FOTO: CHRISTINA MIKALO Zeigen, wie die Arbeit auf dem neuen Hundeplatz aussieht: Lea Kufner und ihre Olde English Bulldogge Cuba.

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