Schwäbische Zeitung (Biberach)
Erolzheimerin erfüllt sich Traum von Hundeschule
Lea Kufner hat ihre Schule während der Pandemie eröffnet – Was ihre Arbeit ausmacht
EROLZHEIM - Hunde sind laut einer Studie nach Katzen die beliebtesten Haustiere der Deutschen. Corona hat die Liebe zum Vierbeiner noch einmal zusätzlich angekurbelt. So sind nach Angaben des Verbands für das deutsche Hundewesen (VDH) im Jahr 2020 rund 20 Prozent mehr Hunde gekauft worden als in den Jahren davor.
Gute Zeiten also, um wie Lea Kufner eine Hundeschule zu gründen. Denn, wie die Erolzheimerin sagt, erlebe sie es oft, dass neu angeschaffte Hunde ein „Problemverhalten an den Tag legen, weil sie nicht artgerecht ausgelastet sind“.
Sie selbst weiß, wovon sie spricht. Der erste Hund der Familie sei selbst ein Problemhund gewesen, sagt sie. Bei ihrem nächsten, einem Welpen, wollte sie dann wissen, wie es mit der Erziehung richtig klappt.
Das habe später den Anstoß für ihre Hundeschule gegeben. Kufner, die von Beruf Ergotherapeutin war, hat sich nebenberuflich für eine Weiterbildung zur zertifizierten Hundeerzieherin und Verhaltensberaterin entschieden – beim laut eigenen Angaben größten Berufsverband für Hundetrainer, dem BHV, in Kooperation mit der IHK Potsdam.
„Ausbildungsmöglichkeiten gibt es viele, aber ich wollte was Gescheit’s machen“, erklärt Kufner ihre Motivation für diesen Schritt. Dazu zählte auch, dass der BHV nach den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen über beispielsweise das Lern- und Problemverhalten von Hunden unterrichtet habe. Ziel sei für die Erolzheimerin eine entspannte und harmonische Zusammenarbeit zwischen Mensch und Hund gewesen. „Gewalt gegenüber dem Hund anzuwenden, geht bei mir gar nicht“, betont sie.
Nach zweieinhalb Jahren theoretischer und praktischer Fortbildung mit Seminaren unter anderem in Engelskirchen und einer Prüfung in Potsdam hat Kufner dann im Mai vergangenen Jahres ihre Schule eröffnet. „Am Anfang war das wegen Corona auch schwierig“, erinnert sie sich.
Sie habe versucht, den Hygieneund Abstandsregeln gerecht zu werden, indem sie draußen unterrichtet und Einzeltraining für Hund und Halter gegeben habe. Trotzdem wusste man zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht, wie sich die ganze Situation entwickeln werde, sagt sie.
Bewältigt haben Kufner, die selbst Besitzerin einer Olde English Bulldogge namens Cuba ist, und ihre Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer die Situation dann aber doch „relativ gut“, wie sie sagt. Und nun möchte die junge Frau ab Oktober richtig durchstarten: Kufner hat den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und einen neuen Hundeplatz in der Daimlerstraße 13 in Erolzheim angeschafft.
Dort steht auch eine Halle, die ihrem Vater gehört und den sie ebenfalls in einen Ort zum Trainieren umgewandelt hat, an den sie mit ihren Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern bei schlechtem Wetter ausweichen kann. Das Verfahren lief dabei über verschiedene Ämter der Gemeinde und ist seit September abgeschlossen.
„Die Idee für die Halle entstand dadurch, dass gerade Welpen beim Training im Winter draußen schnell frieren“, berichtet Lea Kufner. „Da haben wir uns dann überlegt: Was machen wir jetzt?“
Ihrem Vater sei dann der Einfall gekommen, die Halle, die ansonsten keine Nutzung hatte, entsprechend umzuwandeln. „Sobald feststand, dass ich die Halle benutzen kann, gab es auch keine Absagen für Kurse mehr“, erzählt die Erolzheimerin mit einem Schmunzeln.
Generell sei die Anfrage nach einem Training bei ihr groß. Kufner bietet eine breite Palette an Erziehungskursen für Welpen und Junghunde
an, dazu Einzelstunden und Beschäftigungskurse wie Agility, bei dem der Hund unter Anleitung der Halterin oder des Halters einen Parcours bewältigen muss. Ihre Gruppengröße hält sie dabei mit vier bis sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmern eher klein, um auf jeden Einzelnen intensiv eingehen zu können.
Im Vordergrund steht für die Trainerin, den Hundebesitzerinnen und Hundebesitzern zu vermitteln, dass es mit Gassigehen allein nicht getan ist. „Dass der Hund auch ein bisschen mit dem Kopf arbeiten sollte, um ausgelastet zu sein, vergessen viele“, sagt sie.
Nach dem Training höre Kufner oft, wie Halterinnen und Halter ihr berichten, dass ihr Tier „platt und zufrieden“gewesen sei. Wichtig sei ihr daneben aber auch, den Hund durch die richtige Erziehung alltagstauglich zu machen.
Das soll auch der Hundeführerschein gewährleisten, den die badenwürttembergische Landesregierung nach niedersächsischem Vorbild einführen will. Dort müssen Hundehalterinnen und Hundehalter in einem schriftlichen Test und in einer praktischen Prüfung Wissen über das Sozialverhalten der Vierbeiner demonstrieren. Die Prüfung kostet dabei jeweils 40 Euro.
Viele sagen, dass der Hundeführerschein nur wegen des Geldes eingeführt werden soll, berichtet Lea Kufner. Auch wenn der eigentliche Hintergrund sei, Menschen besser vor Beißattacken zu schützen und Halterinnen und Haltern die Bedürfnisse ihrer Hunde näherzubringen.
An sich hält Lea Kufner das für eine gute Idee. Doch sie sagt auch, dass diejenigen, die bereits einen Problemhund besitzen, womöglich gar nicht durch den Hundeführerschein erreicht werden. „Da müsste sich schon noch mehr tun, dass die Halterinnen und Halter auch Vorteile daran sehen“, sagt sie.
In Niedersachsen hat der Hundeführerschein allerdings auch die Rassenliste ersetzt, auf der sogenannte gefährliche Hunde standen, die der Volksmund „Kampfhunde“nennt. In Baden-Württemberg gelten hingegen laut Polizeiverordnung aus dem Jahr 2000 drei Hunderassen – der American Staffordshire Terrier, der Bullterrier und der Pit Bull Terrier – als besonders gefährlich und aggressiv – zuzüglich neun weiterer Rassen, wenn diese ein sehr aggressives Verhalten an den Tag legen. Ein Wesenstest durch einen amtlichen Tierarzt oder einen Polizeihundeführer kann das widerlegen. In Bayern sind die Gesetze sogar noch strenger.
Lea Kufner rät von einer Pauschalverurteilung bestimmter Hunderassen ab. Auch bei Listenhunden hänge viel von der Halterin oder dem Halter ab. Am Anfang scheuen manche vor einem intensiven Training mit ihrem Hund zurück, weil sie dieses als anstrengend empfinden, sagt Kufner. Doch gerade das sei notwendig. „Dann zeigt sich nämlich bei allen Hunderassen, was eine gute Erziehung ausmacht.“